Ulrich Roehm - Fördervereins Tanzkunst Deutschland
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17. Internationale Sommertanzwoche Bregenz 2012<br />
Internationale Begegnungen<br />
am Bodensee<br />
Die 17. Internationale Sommertanzwoche Bregenz<br />
von Jens Siebeneicher<br />
Das letzte Lied klingt aus. Lachen, Sprechen, Schweigen.<br />
Hektik und Aufbruchstimmung machen sich breit. So viele<br />
andere Gesichter, in denen man die Erlebnisse der vergangenen<br />
Woche abzulesen versucht. Anstrengung, Freude –<br />
Freude auch darüber, Eltern und Familie noch vor wenigen<br />
Minuten sein ganzes Können gezeigt zu haben – aber auch<br />
Traurigkeit. Eine Woche, die mit neugierigen, fragenden und<br />
vielleicht auch ablehnenden Blicken begann, endet abrupt.<br />
Plötzlich sind Worte unwichtig.<br />
Sieben Tage zuvor begann die 17. Internationale Sommertanzwoche<br />
in Bregenz, die wie in den vergangenen Jahren<br />
von Mona Brandenburg und <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong> vom Deutschen<br />
Berufsverbandes für Tanzpädagogik (DBfT) organisiert wurde.<br />
Das Team der Tanzwoche erreichte Bregenz: Die Betreuer<br />
trudelten ein, die Dozenten – Angela Reinhardt, Viktoria<br />
Zaripova, Selatin Kara, Jean-Hugues Assohoto, Christine Hasting,<br />
Günther Rebel, Rachel Jackson-Weingärtner und Andy<br />
Lemond – und die Pianisten ebenfalls. Eltern kamen, brach-<br />
Die Tänzerinnen der Little Star Arts Group mit ihren Betreuerinnen haben viel Spaß mit dem<br />
Dozenten Selatin Kara (alle Fotos: Jürgen Schultz)<br />
ten ihre Kinder, manche schon wie gewohnt, zum Gästehaus<br />
am Bodensee, unweit davon die Seebühne, die man noch<br />
besuchen sollte, das Seebad, das wieder einmal Anziehungspunkt<br />
für Freizeitaktivitäten wurde. Es ist bemerkenswert, wie<br />
schnell die Jungen und Mädchen Gemeinsamkeiten entdecken,<br />
Sympathien entwickeln und Unterschiede überwinden.<br />
Nachdem die kleinen und großen Tänzer ihre Zimmer bezogen<br />
hatten, kam auch der von vielen mit Neugier erwartete<br />
Bus an. Schweigend wurde zugeschaut, wie 30 schwarzhaarige<br />
Mädchen, den gleichen Rucksack und die gleichen Hemden<br />
tragend, müde und wortkarg ausstiegen: Chinesinnen im<br />
Alter zwischen neun und 14 Jahren aus Shanghai.<br />
Zimmer beziehen war kein Problem, zum Essen anstellen<br />
ebenso wenig, tanzen am nächsten Morgen schon gar nicht.<br />
Doch die »Little Star Arts Group«, wie sie in ihrer Heimat<br />
genannt wird, schien dennoch so richtig noch nicht angekommen<br />
zu sein. Es könnte vielleicht daran gelegen haben,<br />
dass sie bis zu diesem Zeitpunkt den übrigen Teilnehmern der<br />
Sommertanzwoche ihre Leidenschaft, ihren eigenen Tanzstil,<br />
von chinesischer Folklore bis zum klassischen Ballett, noch<br />
gar nicht hatten vorstellen können. Wie sollte man sie denn<br />
auch verstehen, ohne dass man ihre <strong>Tanzkunst</strong> kennt?<br />
Es verging der erste Tag nach dem langen Flug und der<br />
Ankunft, ohne dass die Little Stars verstanden worden wären,<br />
dachte man. Bei der abendlichen Tanzveranstaltung<br />
der Gruppe allerdings rückten Unterschiede<br />
schon etwas beiseite. Endlich konnten<br />
die von weither angereisten Tänzerinnen in<br />
einem 60-minütigen Programm ihre traumhaften<br />
Kostüme in einer tanzkulturellen Reise<br />
durch die traditionelle chinesische Kultur,<br />
aber auch durch die kulturelle Vielfalt des<br />
Landes präsentieren. Und tatsächlich – von<br />
diesem Moment an schienen das Eis und die<br />
Fremdheit zu schmelzen.<br />
Am nächsten Trainingstag wurde lauthals<br />
auf Deutsch und Chinesisch bis zehn<br />
gezählt, und im Laufe der Woche kamen<br />
sich die Ballerinen immer näher. Die Zeit zwischen<br />
den Kursen wurde genutzt, um bei<br />
den Little Stars – aber auch anderen Gruppen<br />
– zuzuschauen, im Speisesaal verbrachte<br />
man gemeinsam die Mittagspause und dank<br />
beiderseitiger Englischkenntnisse kamen die<br />
16 Ballett Intern 5/2012