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Ulrich Roehm - Fördervereins Tanzkunst Deutschland

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Deutscher Tanzpreis 2013<br />

<strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong><br />

von Dagmar Ellen Fischer<br />

1983 wurde der DEUTSCHE<br />

TANZPREIS ins Leben gerufen,<br />

um Persönlichkeiten zu ehren,<br />

die sich um den Tanz verdient<br />

gemacht haben. Dabei wollte<br />

das »Deutsche« im Namen der<br />

Auszeichnung keineswegs suggerieren,<br />

dass es sich in erster<br />

Linie um in <strong>Deutschland</strong> erworbene Verdienste handelt – Tanz<br />

ist ohne Internationalität gar nicht erfahr- und denkbar. Dennoch<br />

sollte es im Leben der geehrten Person möglichst eine<br />

Beziehung zur deutschen Tanzszene geben, ob kurzzeitige<br />

Wirkungsstätte oder langfristiger Aufenthalt. Mit der Verleihung<br />

des Deutschen Tanzpreises 2013 an <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong> wird<br />

nun eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die tatsächlich die<br />

deutsche Tanzlandschaft so gründlich geprägt, verändert und<br />

mitgestaltet hat, wie vermutlich keiner der Geehrten vor ihm.<br />

Nie zuvor konnte ein Tanzpreisträger vielfältigere Bezüge zur<br />

deutschen Tanzszene aufweisen, und nie zuvor würdigte der<br />

Deutsche Tanzpreis damit ein Lebenswerk, das derart viel für<br />

den Tanz hierzulande in Bewegung brachte.<br />

Das klingt nach Quantität. Und einerseits ist es auch die<br />

enorm hohe Anzahl der Arbeitsfelder, in denen sich <strong>Ulrich</strong><br />

<strong>Roehm</strong> seit Jahrzehnten engagiert und die der Tanzlandschaft<br />

<strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong> in »Variation Symphonique«, Choreographie: Valentina<br />

Belova (1958) (Fotos: Archiv <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong>)<br />

Deutscher Tanzpreis 2013 / Deutscher Tanzpreis »ZUKUNFT« 2013<br />

in <strong>Deutschland</strong> immer wieder neue Impulse geben. Doch andererseits<br />

wird unermüdliches Wirken nur gewürdigt, wenn es<br />

qualitativ hochwertig und kompetent eingebracht wird: Die<br />

Liste der Gremien und Institutionen, in denen <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong><br />

Ämter und (auch nicht-klassische) Positionen bekleidet, gibt<br />

hierzu beredte Auskunft.<br />

Dass der Initiator des Deutschen Tanzpreises höchstpersönlich<br />

ausgezeichnet werden soll, kursierte erstaunlicherweise in<br />

den vergangenen Jahren schon mehrfach als Gerücht. Wahr<br />

wird es nun, da es bestens passt: im 80. Lebensjahr des Preisträgers<br />

und zum 30-jährigen Jubiläum der renommierten Auszeichnung.<br />

Damit ist <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong> – den wenigen Unregelmäßigkeiten<br />

in der Abfolge von drei Jahrzehnten Preisverleihung<br />

zum Trotz – auch der 30. Preisträger.<br />

1933 in Essen geboren, stand das Berufsziel des Waldorf-<br />

Schülers <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong> früh fest: Tänzer wollte er seit dem<br />

zwölften Lebensjahr werden, nachdem er Rudolf Steiners Bewegungskunst<br />

Eurythmie kennen gelernt hatte. Auf die Ausbildung<br />

an der Folkwangschule in Essen folgte die Meisterklasse bei Kurt<br />

Jooss, der seit 1949 erneut die Folkwang-Tanzabteilung leitete.<br />

Das erste Engagement führte <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong> von 1957 bis 1961<br />

zum heutigen »Ballet Royal de Wallonie« als Premier Danseur<br />

Etoile. Hier interpretierte er unter internationalen Choreographen<br />

wie George Skibine die männlichen Hauptrollen in großen<br />

klassischen Balletten wie »Giselle«, »Romeo und Julia« und<br />

»Schwanensee«; mit dieser Compagnie tanzte er auch für König<br />

Baudouin und Königin Fabiola. Von 1961 bis 1969 trat er als<br />

Solist des »Folkwang Ballett« bei Gastspielen unter anderem in<br />

Berlin (West und Ost), Paris, Brüssel, London, Rom und Venedig<br />

auf, im berühmten »Der Grüne Tisch«, aber auch in weiteren<br />

Jooss-Werken sowie in Choreographien von Lucas Hoving und<br />

Anthony Tudor. Zeitgleich war er als Erster Solist im Ballett der<br />

Städtischen Bühnen Essen engagiert sowie am neu gegründeten<br />

Folkwang-Ballett als ständiger Gastsolist; ferner trat er als Gast<br />

weiterhin mit dem »Ballet Royal de Wallonie«, dem Staatsopernballett<br />

Zagreb auf sowie an zahlreichen Bühnen in Nordrhein-<br />

Westfalen. 1968 wirkte er in der Kurt Jooss-Produktion »Rappresentazione<br />

di Anima e di Corpo« bei den Salzburger Festspielen<br />

mit. Ein Jahr später folgte er einem Angebot des National Ballet<br />

of Canada und ging, zusammen mit seiner Frau Renate und den<br />

Töchtern Christine und Ariane, nach Toronto.<br />

In Kanada begann <strong>Ulrich</strong> <strong>Roehm</strong>s tanzpädagogische Tätigkeit,<br />

innerhalb eines Jahres baute er in Toronto drei Ballettstudios<br />

auf, die nach dem damals vor allem in der englischsprachigen<br />

Tanzwelt verbreiteten System der Royal Academy of<br />

Dance, RAD ® , unterrichteten und ausbildeten. So absolvierte<br />

er im März 1970 innerhalb von nur fünf Tagen im Londoner<br />

Zentrum der RAD ® die professionellen Prüfungen »Intermediate«<br />

und »Advanced« – bis heute sicher eine Einmaligkeit in der<br />

Geschichte der Academy. 1973 kehrte er nach <strong>Deutschland</strong> zurück<br />

und eröffnete in Essen sein eigenes Tanzstudio, ebenfalls<br />

fußend auf dem Konzept der RAD ® ; deren ARAD (Associated<br />

Member of the Royal Academy of Dance) er seit 1970 ist. 1975<br />

gründete er als Initiator den Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik<br />

e. V. und wurde Erster Vorsitzender des Verbandes.<br />

Ebenso 1975 beauftragte die Direktion der RAD ® London<br />

ihn mit dem Aufbau der RAD ® -Organisation für <strong>Deutschland</strong>,<br />

die er innerhalb weniger Jahre in die erste Reihe der erfolg-<br />

Ballett Intern 5/2012 1

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