Ulrich Roehm - Fördervereins Tanzkunst Deutschland
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Ivan Liška zu Gast in Berlin 20. Münsteraner Tanzfestival<br />
Zwei Tanzpreisträger: Ivan Liška zu Gast bei Gregor Seyffert in Berlin<br />
ten »Scènes de ballet« und Hans van Manens »Five Tangos«<br />
bis zu »Das Mädchen und der Messerwerfer« in der zeitgenössischen<br />
Choreographie von Simone Sandroni. Und bis zu<br />
einer der sensationellen Choreographien von Nacho Duato:<br />
»Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere« zu Musik Bachs.<br />
Viele Hinweise erhielten die Berliner Studenten so en<br />
passant. Dass es im Theater immer auch Kampf der Sparten<br />
gebe, Hindernisse aber da seien, um überwunden zu werden;<br />
dass Tänzer sich die Klassiker zu »ihrem« Stück machen<br />
müssen, um nicht Museum zu präsentieren; dass solides<br />
klassisches Fundament unabdingbar, heute aber nicht mehr<br />
ausreichend sei, um im Theater mit seinen vielen Stilistiken<br />
zu bestehen; dass eine Compagnie zwar keine Versorgungseinrichtung<br />
für Solisten sei und dennoch ihr Repertoire an<br />
der Besetzbarkeit ausrichte. Etwa 70 Stücke mache es derzeit<br />
aus, man studiere gerade eine Choreographie von Merce<br />
Cunningham ein, mit einem speziellen Training für die<br />
Besetzung. So koste Glücklichsein eben auch Schweiß – und<br />
eine Sieben-Tage-Arbeitswoche. Anstrengung sei ein Zeichen<br />
von Wert. Auf seine angenehme, höchst informative<br />
Weise reiste das Duo von der Isar nach eigenen Worten »in<br />
75 Minuten durch die Welt des Tanzes, wie sie in München<br />
Alltag ist«. Das Bayerische Staatsballett dürfte damit nicht<br />
nur in <strong>Deutschland</strong>, sondern auch europaweit ein Repertoire<br />
besitzen, das dem der Pariser Oper an Vielfalt kaum<br />
nachsteht. Als besonderes Geschenk hatte Ivan Liška, der<br />
tschechische Elegant und Preisträger des Deutschen Tanzpreises<br />
2012, ein Tänzerpaar mitgebracht, kaum älter als die<br />
Berliner Studenten. Mai Kono und Olzhas Tarlanov zeigten,<br />
was Jirˇí Kylián einst für Birgit Keil und Vladimir Klos kreiert<br />
hatte: »Nuages« zur Musik von Claude Debussy. Wie nach<br />
dem Ende der Veranstaltung in kleinen Gruppen diskutiert<br />
wurde, wie man mit den Münchener Gästen ins Gespräch<br />
kam, bestätigte den Erfolg jener Premiere. Je nach Terminplan<br />
der Angefragten wird es, so Schulleiter Ralf Stabel zufrieden,<br />
in unregelmäßiger Folge Fortsetzungen des direkten<br />
Dialogs zwischen Ballettdirektoren und Berliner Studenten<br />
geben. Zur Nachahmung ausdrücklich empfohlen! ■<br />
»… eine irrsinnig<br />
lebendige Tanzszene«<br />
Das 20. Münsteraner Tanzfestival<br />
von Marieluise Jeitschko<br />
Aus dem einstigen kleinen Festival in einer Münster’schen<br />
Discothek wurde ein großes Fest im städtischen Theater. Aber<br />
der Name ist geblieben und die vorbildliche Organisation von<br />
Ingrid Heid ebenfalls. Heute gehört das »Münsteraner Tanzfestival«<br />
zu den »Highlights im Kulturkalender«, konstatiert<br />
Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke. Am 4. November fand<br />
es zum 20. Mal statt und füllte das Große Haus des Theaters<br />
wieder bis auf den letzten Platz. Fast drei Stunden dauerte<br />
der schwungvolle Abend mit vier Ballettschulen und zehn<br />
Gruppen als Repräsentanten einer »irrsinnig lebendigen und<br />
üppigen freien Tanzszene«, so Moderator Matthias Bongard.<br />
Waren beim 10. Festival Modest Mussorgskys »Bilder einer<br />
Ausstellung« musikalisches Bindeglied der Beiträge gewesen,<br />
so geleiteten diesmal Antonio Vivaldis »Vier Jahreszeiten«<br />
durch den ersten Teil des Programms, sehr unterschiedlich<br />
gestaltet von den traditionsreichsten Ballettschulen der<br />
Stadt: Le Ballet Sattler (Frühling), Rebel Dance Company<br />
(Sommer), Tanztheater Orosz (Herbst) und Tanzprojekte Heidi<br />
Sievert (Winter). Ganz klassisch fing es an mit den kleinen<br />
Schneeglöckchen in wippenden Tüll-Tutus und Schläppchen.<br />
Vier fortgeschrittene Elevinnen von Eleonore H. Sattler tanzten<br />
bunte Frühlingsboten auf Spitze, und sogar ein Ballerino<br />
sprang und wirbelte durch den Frühling.<br />
Vor der Projektion der glutrot untergehenden Sonne ist<br />
die Silhouette eines Kapuzenmanns zu sehen. Eine Stimme<br />
(Fotos: Tatjana Jentsch)<br />
34 Ballett Intern 5/2012