Ulrich Roehm - Fördervereins Tanzkunst Deutschland
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immer konzentriert und empfindet große Freude<br />
über die gelungenen Darbietungen der Tänzer bei<br />
den Vorstellungen auf der Bühne, er fiebert richtiggehend<br />
mit. Aktuell freut er sich über den Auftritt<br />
von Olga Esina in »Schwanensee« in Moskau<br />
am Bolschoi-Theater und darüber, dass die Ersten<br />
Solisten des Balletts der Wiener Staatsoper, Maria<br />
Yakovleva und Denys Cherevychko, im November<br />
2012 in »Don Quixote« mit dem Ballett der Pariser<br />
Oper an der Opéra Bastille gastierten – ist dies<br />
doch das erste Gastspiel von Tänzern aus Wien<br />
mit dem Ballett der Pariser Oper seit Fanny und<br />
Therese Elßler vor mehr als 170 Jahren. Diese<br />
Freude über die Erfolge »seiner« Tänzer ist ehrlich<br />
und kommt aus tiefstem Herzen.<br />
Oft wird Igor Zapravdin auch in den Aufführungen<br />
am Klavier eingesetzt. Sein feinfühliges Spiel<br />
der Chopin-Nocturnes perlte einschmeichelnd bei<br />
»In the Night« von Jérôme Robbins aus dem Orchestergraben.<br />
Bei »The Concert«, einer weiteren<br />
Robbins-Choreographie, ist er nicht nur Klavier<br />
spielend auf der Bühne, sondern stückbestimmend<br />
komödiantisch im Einsatz. Sein Debut in dieser Rollenfunktion<br />
gab er im Vorjahr beim Gastspiel des<br />
Wiener Staatsballetts in Monte Carlo. Und er ist<br />
sehr neugierig, was ihm die Zukunft an künstlerischen<br />
Herausforderungen noch bringen wird. Das<br />
nächste Highlight für ihn ist die Premiere von »Tanzperspektiven«<br />
am 20. Februar 2013 in der Wiener<br />
Staatsoper, dann wird er in »A Million Kisses To<br />
My Skin« von David Dawson das Klavierkonzert<br />
Nr. 1 in d-moll von Johann Sebastian Bach spielen.<br />
Von Vorfreude erfüllt ist er auch wegen der neuen<br />
Produktion »Kreation und Tradition« (Premiere<br />
am 20. April 2013), in der sich junge Talente und<br />
aufstrebende Choreographen der Compagnie auf<br />
der Volksopernbühne beweisen dürfen. Auch das<br />
dreiwöchige Gastspiel des Wiener Staatsballetts im<br />
Juli in Paris stimmt ihn erwartungsvoll.<br />
Vielen Dank, Wien!<br />
Porträt: Igor Zaparvdin Porträt: Der Clown David Larible<br />
Nach zwanzig reichen Berufsjahren an der Staatsoper<br />
in Wien ist es ihm ein Herzensanliegen, dieses<br />
Jubiläum mit allen Freunden gemeinsam zu<br />
feiern und in Demut, aber mit der ihm eigenen,<br />
aus tiefster Seele kommenden Überschwänglichkeit<br />
»Danke, Wien« zu sagen. Am 24. November<br />
lud er zu einer festlichen Veranstaltung ins österreichische<br />
Theatermuseum. Alle Solisten traten<br />
an diesem Abend nur für ihn auf und bedankten<br />
sich im Gegenzug auf diese Weise für die<br />
jahrelange wunderbare Klavierbegleitung. Auch<br />
Gesangstars der Oper sangen ihm zu Ehren ein<br />
Ständchen.<br />
Igor Zapravdin kann ohne Ballett und Musik<br />
nicht leben: »Zwei Lieben sind in meinem<br />
Herzen. Maybe I am crazy – but my heart<br />
and my soul are dedicated to ballet!« �<br />
Wie viel Tanz<br />
steckt im Clown?<br />
Porträt: David Larible<br />
von Dagmar Ellen Fischer<br />
Guter Zirkus ist ein Gesamtkunstwerk. Zu den Guten gehören der kanadische<br />
»Cirque du Soleil«, der längst zum weltweit florierenden Konzern mutierte,<br />
und Roncalli, immer noch als erweitertes Familien-Unternehmen von<br />
Bernhard Paul mit Hauptsitz in Köln geleitet. Hier wie dort rückt mit der Abschaffung<br />
von Tiernummern die virtuose Körperkunst in den Vordergrund:<br />
Kein Zirkus kommt ohne Tänzer aus. Selbst wenn sie nicht ausdrücklich als<br />
solche auftreten, haben die Artisten oft eine tänzerische Vergangenheit.<br />
So wie David Larible, von Beruf<br />
Clown. Seit sieben Jahren sorgt er im Zirkus<br />
Roncalli für die richtige Atmosphäre,<br />
also für jene magischen Momente, die<br />
im Gedächtnis des Publikums bleiben.<br />
David Larible spinnt mit seinen Auftritten<br />
den roten Faden des Abends, auf seine<br />
Nummern warten die Zuschauer. Mit<br />
dem von ihm entwickelten Charakter –<br />
jeder Clown etabliert in seiner Karriere<br />
eine möglichst unverwechselbare Figur,<br />
mit der er im Idealfall überall identifiziert<br />
wird – sieht sich der gebürtige Italiener<br />
in der Tradition der Commedia dell’<br />
Arte. »Ich habe eine kurze Geschichte,<br />
David Larible und Gensi Mestres<br />
als tanzende Engel (Fotos: Circus<br />
Roncalli)<br />
die ich erzählen will, jede Nummer hat<br />
eine Linie, aber dazwischen improvisiere<br />
ich, reagiere auf das Publikum, kreiere<br />
spontan neue Dinge. Das ist wichtig,<br />
damit es lebendig bleibt!« In einer sol-<br />
chen Szene spielt David Larible beispielsweise mit einem imaginären Ball,<br />
den er geräuschvoll auffängt und plötzlich auch ins Publikum wirft: Egal,<br />
wie klar die Körpersprache des Clowns sein mag, es gibt immer jemanden<br />
im Zuschauerraum, der ihn nicht versteht oder nicht mitspielen will – dann<br />
ist Improvisation gefragt, damit die Szene weitergeht.<br />
Was für jeden einzelnen Auftritt einer Vorstellung gilt, lässt sich auch auf<br />
das Artistenleben insgesamt übertragen: Ein Künstler braucht neue Herausforderungen.<br />
Am 8. Dezember wird David Larible zum letzten Mal mit dem<br />
Zirkus Roncalli aufgetreten sein, in der aktuellen Show »Time is Honey«.<br />
»Sieben Jahre sind genug! Wenn etwas zur Routine wird, ist das der Tod<br />
für einen Künstler.« In den vergangenen Jahren tourte Larible durch viele<br />
Länder, als Dreh- und Angelpunkt der Crew erlangte er einen Grad an Popularität,<br />
der ihm den Ruf des weltbesten Clowns einbrachte – und mit der<br />
Roncalli natürlich wirbt. Doch diese inoffizielle Auszeichnung bedeutet ihm<br />
nichts, im Gegenteil, fast scheint er sich bedroht zu fühlen durch diese Titulierung:<br />
»Es gibt keinen besten Clown. Es gibt den besten Boxer der Welt,<br />
der alle besiegt hat. Aber Kunst ist subjektiv, eine Geschmackssache. Wie<br />
könnte man sagen, dass Picasso besser ist als Dalí?« Sicher, er freut sich<br />
über Lob und Komplimente, es zeigt ihm, dass er auf dem richtigen Weg<br />
ist. »Aber wenn ich anfange zu glauben, dass ich der Beste bin, habe<br />
ich ein Problem. Dann bräuchte ich nichts mehr zu tun, dann wäre ich<br />
fertig, künstlerisch tot.« Und er hat eine schöne Metapher parat, die seine<br />
Haltung zum Leben spiegelt: Im Film »Limelight« tritt Charlie Chaplin in der<br />
Rolle des alternden Clowns Calvero in einer Spelunke auf, obwohl er ein ge-<br />
Ballett Intern 5/2012 31