Familienkompass Hannover
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ulrike jordan und serdar büyükdere<br />
Dipl.-Psychologen der Jugend-, Familien- und Erziehungsberatung<br />
der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong><br />
Entwicklungsphase<br />
Pubertät oder:<br />
Eltern als Fels in der<br />
Brandung<br />
Wenn Kinder in die Pubertät kommen, erkennen Eltern sie<br />
oft kaum wieder. Denn dann bewegt sich ihr „normales“<br />
Verhalten zwischen den Ex tremen von Engagement für Gerechtigkeit<br />
und Verbesserung der Welt einerseits und alltäglicher<br />
Desorganisation mit spätem Aufstehen, Unpünktlichkeit<br />
und Vergesslichkeit andererseits. In diesem Beitrag<br />
antworten zwei Familienberater auf typische Elternfragen.<br />
„Bis vor einem Jahr gab es nie Probleme. Unser Sohn war<br />
freundlich. In der Schule lief alles gut. Plötzlich hat er dauernd<br />
schlechte Laune, zieht sich zurück oder treibt sich mit<br />
seinen Freunden draußen rum.“<br />
In der Reifephase „Pubertät“ finden vielfältige Veränderungen in Gehirn<br />
und Hormonhaushalt der Jugendlichen statt. Ihre Stimmung schwankt<br />
zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Sie fangen an zu<br />
experimentieren und innere und äußere Grenzen auszuprobieren. Dabei<br />
zeigen sie Mut zum Risiko – auch, weil sie Gefahren oftmals nicht einschätzen<br />
können.<br />
Jugendliche müssen sich von der Familie ablösen, um ihre eigene, unverwechselbare<br />
Persönlichkeit entwickeln zu können. Kontakte und Beziehungen<br />
zu Gleichaltrigen rücken darum in den Vordergrund und der Einfluss<br />
der Eltern nimmt ab – ohne grundsätzlich an Bedeutung zu verlieren.<br />
beratungs- und anlaufstellen 9<br />
„Ich habe das Gefühl, nicht mehr an meine Tochter heranzukommen.<br />
Früher konnten wir über alles reden, heute<br />
streiten wir uns nur noch. Ich mache mir große Sorgen.“<br />
Um die eigene Identität zu finden, stellen Jugendliche die Elternwelt häufig<br />
radikal in Frage. Dabei profitieren sie davon, wenn Eltern ihnen diese<br />
Reibungsfläche bieten. Bei Eltern aber löst das „neue“ Verhalten der Kinder<br />
häufig Gefühle von Unsicherheit, Überforderung oder Sorge aus. Die<br />
Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern wird also in der Pubertät auf<br />
Tragfähigkeit geprüft.<br />
„Wie können wir als Eltern mit der Pubertät unserer Kinder<br />
umgehen?“<br />
Auch Sie als Eltern müssen sich ablösen. Darum möchten wir Sie ermutigen,<br />
auf Ihre eigenen Grenzen zu achten und nicht zum Kumpel ihres<br />
Kindes zu werden.<br />
Es ist nicht immer einfach, das Kind loszulassen, aber jederzeit da zu sein,<br />
wenn Sie gebraucht werden. Darin besteht die Herausforderung in der<br />
Pubertät. Jugendliche brauchen Freiräume, um sich zu bewähren. Sie<br />
brauchen aber auch Eltern, die sie als solche erleben können.<br />
Was zählt ist, im Gespräch zu bleiben, auch wenn nicht immer Einigkeit<br />
erzielt werden kann. Viele alltägliche Absprachen können – mit einer möglichst<br />
gelassenen Grundhaltung – ausgehandelt werden. Wenige wichtige<br />
Regeln müssen aus elterlicher Fürsorge gesetzt werden. Oft hilft Humor<br />
dabei, sich aus alltäglichen Verstrickungen zu befreien. Denn – um mit<br />
den Worten von Erich Kästner zu sprechen – „der Humor ist der Regenschirm<br />
des Weisen“. Wenn Konflikte die Beziehung gravierend belasten<br />
und Probleme sich nicht lösen lassen, besteht die Möglichkeit, einzeln<br />
oder gemeinsam die Erziehungs-/Familienberatung der Stadt <strong>Hannover</strong><br />
aufzusuchen, wo Sie vertraulich und kostenlos beraten werden.<br />
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