Nationale Demenzstrategien - Institut für Sozialforschung und ...
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Endbericht<br />
� Die Unterstützung pflegender Angehöriger spielt in den meisten Plänen eine wichtige Rolle. Hier<br />
geht es vielfach um Beratung <strong>und</strong> psychosoziale Unterstützung sowie um den Ausbau von Ent-<br />
lastungsstrukturen (z.B. geeignete Tages- <strong>und</strong> Kurzzeitpflegeangebote).<br />
� Eine große Übereinstimmung fand sich in allen Demenzplänen bei der Förderung der Forschung<br />
zu Demenz, allerdings mit unterschiedlichen forschungsstrategischen Schwerpunktsetzungen<br />
(s.u.).<br />
� Nur in der Hälfte der ausgewerteten Demenzpläne wird die ethische, gesellschaftliche <strong>und</strong> sozi-<br />
alpolitische „Haltung“ gegenüber den Demenzkranken explizit thematisiert. In den Demenplä-<br />
nen, in denen solche ethischen Gr<strong>und</strong>prinzipien formuliert wurden, kommt ihnen <strong>für</strong> die Aus-<br />
richtung der Handlungsfelder <strong>und</strong> Maßnahmen ein hoher Stellenwert zu. In anderen Demenz-<br />
plänen, die stark operativ auf Maßnahmenformulierung <strong>und</strong> Umsetzungsplanung ausgerichtet<br />
sind (z.B. Frankreich, Schweizer Kantone), spielen solche Überlegungen hingegen keine Rolle.<br />
In der Zusammenschau der <strong>Nationale</strong>n Aktionspläne zeigen sich weitere Divergenzen in folgenden Punk-<br />
ten:<br />
� Was die inhaltliche Ausrichtung der Forschungsförderung anbelangt, wird in einigen Ländern ei-<br />
ne gleichrangige Förderung von medizinischer Forschung <strong>und</strong> Pflege- bzw. Versorgungsfor-<br />
schung angestrebt. In anderen Ländern (z.B. England <strong>und</strong> Frankreich) steht die medizinische<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung im Fokus, während in einer dritten Gruppe (z.B. Norwegen <strong>und</strong> Australien)<br />
der Fokus auf die Erforschung der Pflege- <strong>und</strong> Versorgungsoptimierung sowie der sozialen Prob-<br />
leme der Demenz gerichtet wird.<br />
� Differenzen zeigen sich auch in der Reflektion von mit der Demenz verb<strong>und</strong>enen sozialen Prob-<br />
lemen <strong>und</strong> von Umsetzungsbarrieren, die einer Verbesserung der Situation bisher entgegenste-<br />
hen. In einigen der Aktionspläne werden die gesellschaftliche Tabuisierung der Demenz, die so-<br />
zialen Ungleichheiten im Zugang zu Hilfeangeboten, die Schwierigkeit der Übertragung von Mo-<br />
dellprojekten <strong>und</strong> die Grenzen der Finanzierbarkeit zum Teil ausführlich reflektiert (z.B. Australi-<br />
en, Niederlande, Schottland, Wales), in anderen hingegen tauchen solche Überlegungen gar<br />
nicht auf (z.B. Frankreich, Schweizer Kantone).<br />
� Schließlich differieren die ausgewerteten Demenzpläne erheblich hinsichtlich der Konkretisie-<br />
rung der Maßnahmen, der Vorgaben von Zeitlimits <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten in der Umsetzung<br />
sowie der Aussagen zur Finanzierung. So nimmt Frankreich eine „Vorreiterrolle“ in der Präzisie-<br />
rung der Maßnahmen <strong>und</strong> der Umsetzungsplanung ein. In anderen Plänen, wie z.B. in Norwegen<br />
oder Schottland, werden eher die Ziele benannt, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums er-<br />
reicht werden sollen (z.B. entlang der Frage: „Was sollen Demenzkranke <strong>und</strong> Pflegende über ih-<br />
re Situation im Jahr 2014 sagen können?“).<br />
� Weitere Differenzen zeigen sich in Umfang <strong>und</strong> Informationsgehalt des Planes, in der Bedeutung<br />
der Aktivitäten <strong>für</strong> die Steuerung, im Monitoring <strong>und</strong> in der Evaluation der Prozesse sowie in der<br />
medialen Gestaltung <strong>und</strong> in den Zielgruppen des Planes. Während sich in einigen Fällen (z.B.<br />
Wales) der Plan in farblich bunter Aufmachung <strong>und</strong> einfach gehaltener Sprache an die breite Be-<br />
völkerung wendet, sind andere Papiere (z.B. Frankreich, Schweizer Kantone, Nordirland) schlicht<br />
gehaltene <strong>und</strong> meist umfängliche Arbeitspapiere, die sich eher an die politischen Akteure <strong>und</strong><br />
an die Fachöffentlichkeit wenden.<br />
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