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Nationale Demenzstrategien - Institut für Sozialforschung und ...

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Endbericht<br />

� Lobbying-Funktion: Durch den Demenzplan sollen das Bewusstsein <strong>und</strong> eine Sensibilisierung <strong>für</strong><br />

die Thematik gesteigert werden. Die Demenz soll entstigmatisiert <strong>und</strong> den Kranken selbst eine<br />

soziale Teilhabe ermöglicht werden. Dabei soll den Interessen der Kranken mehr Gehör ver-<br />

schafft werden.<br />

5.1 Erwartungen an die Inhalte eines <strong>Nationale</strong>n Demenzplans<br />

In fast allen Interviews nahmen die Passagen, in denen es um die Inhalte <strong>und</strong> Handlungsfelder eines<br />

deutschen Demenzplans ging, den breitesten Raum ein. Es zeigten sich sowohl gemeinsame Einschät-<br />

zungen als auch unterschiedliche Positionen. Insgesamt bewegten sich die von den Sachverständigen<br />

unterbreiteten Vorschläge auf drei Ebenen:<br />

� Politische Rahmensetzung als übergeordnete Ebene von Steuerung <strong>und</strong> politischer Lenkung; da-<br />

zu äußerten sich 12 von 14 Personen.<br />

� Versorgungsoptimierung auf institutioneller Ebene; solche Vorschläge äußerten 13 Personen.<br />

� Bewusstseinsarbeit <strong>und</strong> Sicherung von Teilhabe auf der gesellschaftlichen Ebene; hierzu liegen<br />

Aussagen von 12 Personen vor.<br />

Wenngleich jeweils fast alle Befragten Vorschläge auf den drei Ebenen unterbreiteten, betonten die<br />

Sachverständigen je nach Perspektive die Bedeutung der drei Ebenen unterschiedlich stark. Dies zeigte<br />

sich z.B. auch an der Zahl <strong>und</strong> am Differenzierungsgrad der gewünschten Inhalte.<br />

Die größte Übereinstimmung an Nennungen bezog sich auf die Ebene der Bewusstseinsarbeit. Die Hälf-<br />

te der Befragten (N=7) brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass sich durch einen Demenzplan die ge-<br />

sellschaftliche Wahrnehmung der Demenz in Richtung einer Betonung verbleibender Ressourcen ver-<br />

bessern lasse. Es müsse eine „Entschreckung“ der Demenz stattfinden <strong>und</strong> aufgezeigt werden, dass ein<br />

Leben mit Demenz durchaus mit Freude <strong>und</strong> Zufriedenheit geführt werden könne. Derzeit herrsche ein<br />

verkürztes Bild der Demenz mit dem Fokus auf Hilfeabhängigkeit <strong>und</strong> Defiziten. Damit dieses Bild sich<br />

erweitern kann, schlagen die Expertinnen <strong>und</strong> Experten einen konsequenten Wissensaufbau in der Be-<br />

völkerung vor. Den Medien räumten die Befragten dabei eine Verantwortung in der Berichterstattung<br />

ein. Diese müssten die Demenz in ihrer Vielschichtigkeit darstellen <strong>und</strong> auf unnötige Skandalisierungen<br />

verzichten. Nur so werde es letztlich gelingen, die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger <strong>für</strong> die Krankheit zu sensibili-<br />

sieren sowie Ängste, Abwehrverhalten <strong>und</strong> Stigmatisierung abzubauen.<br />

Etwa die Hälfte der Befragten sah als geeignete Plattform dieses Ziels das Konzept der demenzfre<strong>und</strong>li-<br />

chen Kommune (N=6). Hier könnten neben der Aufklärungsarbeit auch die Möglichkeit positiver Erfah-<br />

rungen mit Demenzkranken geschaffen werden, etwa im Rahmen gemeinsamer kultureller Veranstal-<br />

tungen <strong>für</strong> geistig Ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Demenzkranke. Wichtig sei es, das zivilgesellschaftliche Engagement zu<br />

fördern <strong>und</strong> ehrenamtlich getragene Angebote aufzubauen (N=4). Eine „soziale Wärme“ müsse entste-<br />

hen. Der Umgang mit der Krankheit Demenz sei eine gesellschaftliche Aufgabe, <strong>und</strong> es genüge nicht,<br />

diese nur den „Profis“ zu überlassen. Dazu müssten ein stärkerer Quartiersbezug der Hilfen sowie nach-<br />

barschaftliche Initiativen angeregt werden. Über die konsequente Einbindung der Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger<br />

könne zudem eine Reflektion in Gang gesetzt werden, ob die derzeitige Logik der <strong>Institut</strong>ionen, die<br />

mit Demenzkranken befasst sind, noch stimmig sei oder ob eine neue Kultur des Helfens eingeleitet<br />

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