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Nationale Demenzstrategien - Institut für Sozialforschung und ...

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Endbericht<br />

des- <strong>und</strong> Länderministerien, Stiftungen <strong>und</strong> Kranken- bzw. Pflegekassen eine Vielzahl von Projekten der<br />

Versorgungsforschung gefördert. Mit diesen Pilotprojekten sollen Wege <strong>für</strong> eine bessere Versorgung<br />

<strong>und</strong> Integration der Demenzkranken <strong>und</strong> <strong>für</strong> eine Entlastung der Pflegenden aufgezeigt werden. Die<br />

Ergebnisse der Initiativen <strong>und</strong> die aufgezeigten Lösungsansätze bleiben jedoch bisher in aller Regel auf<br />

die Erprobungsregion beschränkt <strong>und</strong> werden kaum in einen breiten Transfer überführt. Dies gilt auch<br />

dann, wenn sie ihren Nutzen <strong>für</strong> die Kranken oder im Sinne von Kosteneinsparungen wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>iert nachweisen konnten. Noch immer ist es nicht gelungen, die Unterstützungsstruktur flächende-<br />

ckend auf demenzkranke Menschen <strong>und</strong> deren Angehörige auszurichten. Es fehlt in erster Linie an per-<br />

sonenzentrierten, sektor- <strong>und</strong> berufsgruppenübergreifenden Hilfen, die niedrigschwellig <strong>und</strong> zugehend<br />

organisiert sind. Um eine durchgreifende Verbesserung der Situation von Demenzkranken <strong>und</strong> ihren<br />

Angehörigen zu erzielen, müssen daher bestehende Transferbarrieren auf sehr unterschiedlichen Ebe-<br />

nen stärker in den Blick genommen werden:<br />

a) Transferbarrieren auf gesellschaftspolitischer Ebene<br />

Eine nicht zu unterschätzende Transferbarriere liegt auf der Ebene der individuellen Haltung der Men-<br />

schen zu den Themen Alter <strong>und</strong> psychische Erkrankung. Der Umgang mit Demenzkranken konfrontiert<br />

uns mit eigenen Ängsten <strong>und</strong> Unsicherheiten, die durch das Beobachten <strong>und</strong> Erleben des geistigen <strong>und</strong><br />

körperlichen Verfalls ausgelöst werden. Insbesondere die Vorstellung, durch eine Demenz einen unauf-<br />

haltsamen Verlust des Verstandes zu erleiden – in Kombination mit einer zunehmenden Abhängigkeit<br />

von Dritten –, stellt in der Wahrnehmung der Menschen eine der größten ges<strong>und</strong>heitlichen Bedrohun-<br />

gen dar (Harvard School of Public Health; Alzheimer Europe 2011). Dabei ist aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden<br />

Langlebigkeit der Bevölkerung davon auszugehen, dass immer mehr Menschen im Laufe ihres Lebens<br />

von kognitiven Einschränkungen <strong>und</strong>/oder Demenz betroffen sein werden. Selbst wenn die Demenz<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer zahlenmäßigen Ausbreitung <strong>und</strong> der mittlerweile gestiegenen medialen Präsenz stärker<br />

in das öffentliche Bewusstsein gedrungen ist, wird der Umgang mit der Erkrankung immer noch primär<br />

durch Verdrängung <strong>und</strong> Tabuisierung geprägt.<br />

Zudem gibt es nachvollziehbare individuelle Gründe, beginnende Symptome einer Demenz zu negieren<br />

<strong>und</strong> der Außenwelt zu verschweigen, denn die Diagnose „Demenz“ leitet in aller Regel einen Prozess der<br />

fortschreitenden Stigmatisierung ein. Der dringend erforderliche Abbau von Stigmatisierung Demenz-<br />

kranker in der Bevölkerung zielt dabei nicht ausschließlich auf die Reduzierung von persönlichen Verlet-<br />

zungen <strong>und</strong> auf die Verbesserung von Lebensqualität der Kranken <strong>und</strong> ihres Betreuungsumfeldes. Er ist<br />

auch wegen seiner positiven Konsequenzen auf die Vorbeugung <strong>und</strong> Früherkennung von entscheidender<br />

Relevanz. Nur ein bewusster <strong>und</strong> offener Umgang mit der Thematik eröffnet Personen mit Risikofakto-<br />

ren (wie z.B. pflegenden Angehörigen) sowie Kranken in einem Frühstadium die Möglichkeit, bestehen-<br />

de Angebote <strong>für</strong> eine Vorbeugung bzw. Verzögerung der Erkrankung zu nutzen. Es stellt sich somit die<br />

Frage, wie mit einer umfassenden Strategie auf einen Abbau von Ängsten <strong>und</strong> auf die Enttabuisierung<br />

der Demenz hingewirkt werden kann.<br />

b) Transferbarrieren auf versorgungspolitischer Ebene<br />

Eine demenzsensible Haltung kann auch bei den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern des professionellen<br />

Hilfesystems nicht immer vorausgesetzt werden. Zudem fehlt es vielen Pflegekräften sowie Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzten häufig an geeigneten professionellen Strategien <strong>für</strong> den Umgang mit Demenzkranken (BMG<br />

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