Nationale Demenzstrategien - Institut für Sozialforschung und ...
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Endbericht<br />
des kontinuierlichen Zuwachses an Heimplätzen oder die Zahl gewonnener engagierter Bürgerinnen <strong>und</strong><br />
Bürger. Im Hinblick auf Verbindlichkeit wurde der Erfolg eines Demenzplans zudem daran festgemacht,<br />
ob sich die mit Demenz befassten B<strong>und</strong>esministerien <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esländer am Prozess zu beteiligen<br />
<strong>und</strong> ob bestimmte Maßnahmen in Gesetze <strong>und</strong> Richtlinien überführt werden. Entscheidend sei zudem,<br />
dass die vielfältigen Initiativen, die es in Deutschland bereits gebe, in eine einheitliche Struktur einge-<br />
passt würden.<br />
Die Expertinnen <strong>und</strong> Experten gaben jedoch zu bedenken, dass dem Erfolg des Demenzplans auch<br />
hemmende Faktoren entgegenstünden. Diese sahen sie in der Tatsache begründet, dass ein geregelter<br />
Transfer von Modellerfahrungen bislang an offensichtlich vielseitigen Barrieren scheitere. Genannt wur-<br />
den in erster Linie Finanzierungs- <strong>und</strong> Steuerungsprobleme. So passten intelligente Versorgungskonzep-<br />
te derzeit nicht in die „Kassenlogik“ <strong>und</strong> der Hilfebedarf Demenzkranker sei im Vergütungssystem unter-<br />
repräsentiert. Zudem sei die gesplittete Hilfestruktur in Deutschland eine Erschwernis <strong>für</strong> die Durchset-<br />
zung einer integrierten Demenzstrategie. Genannt wurden in diesem Zusammenhang die föderalistische<br />
Struktur, die Sektorisierung in ambulante <strong>und</strong> stationäre Versorgung, die Kluft zwischen den beteiligten<br />
Berufsgruppen <strong>und</strong> die Schnittstellenprobleme in der Finanzierung entlang der unterschiedlichen Sozial-<br />
gesetzbücher. Fragen der Haltung verstärkten diese ungünstigen Tendenzen. Die öffentliche Aufmerk-<br />
samkeit richte sich stark auf einen naturwissenschaftlichen Zugang <strong>und</strong> auf die Gr<strong>und</strong>lagenforschung,<br />
die Arbeit des „Versorgungsfußvolks“ würde hingegen weniger wertgeschätzt. Dies spiegele sich auch in<br />
der Ressourcenzuteilung der Ministerien. Anstatt die Lebensqualität der Kranken in den Vordergr<strong>und</strong><br />
der Bemühungen zu stellen, würden viele Debatten durch die Ängste vor einer Übervorteilung „im<br />
Markt Demenz“ bestimmt. In der Konsequenz führe dies zu Abgrenzungsbestrebungen der Akteure, wo<br />
Kooperation erforderlich sei. Zudem wurde beklagt, dass der Trend zu immer kürzeren Modelllaufzeiten<br />
mit der Betonung auf dem schnellen Nachweis von Wirkungen die Erprobung komplexerer Hilfearran-<br />
gements erschwere.<br />
5.3 Zwischenfazit<br />
Die Initiative des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend wurde durch die befrag-<br />
ten Expertinnen <strong>und</strong> Experten bekräftigt, die ohne Ausnahme die Entwicklung eine <strong>Nationale</strong>n Demenz-<br />
strategie be<strong>für</strong>wortet <strong>und</strong> dem Plan vielfältige Funktionen zugeschrieben haben. Die Expertinnen <strong>und</strong><br />
Experten präzisierten die Handlungsbedarfe <strong>für</strong> Deutschland <strong>und</strong> nannten Vorschläge, welche Themen<br />
im Rahmen eines Demenzplans bearbeitet werden sollten. Wenn man die Anzahl an Einzelnennungen<br />
<strong>und</strong> den Konkretisierungsgrad der Inhalte zum Maßstab nimmt, standen die Vorschläge zur Versor-<br />
gungsoptimierung im Mittelpunkt der Aussagen. Dabei entfielen die meisten Nennungen auf die The-<br />
men: Demenz im Akutkrankenhaus, Unterstützung der pflegenden Familien <strong>und</strong> Stärkung der ambulan-<br />
ten Versorgung sowie Qualifizierung der Profis. Eine hohe Übereinstimmung wurde <strong>für</strong> die gesellschaft-<br />
liche Adressierung der Demenz deutlich. Fast ausnahmslos wünschten sich die Befragten, dass die De-<br />
menzstrategie einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft herbeiführen <strong>und</strong> dazu beitragen soll, der<br />
Krankheit Demenz den Schrecken zu nehmen. Unterschiedlich intensiv thematisierten die Sachverstän-<br />
digen Handlungsbedarfe auf der Ebene politischer Steuerung, darunter z.B. eine demenzsensiblere Aus-<br />
gestaltung von Gesetzen, den Abbau von Sektorisierung oder die Stärkung der kommunalen Verantwor-<br />
tung. Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität dieser Vorschläge ist zu prüfen, ob diese im Rahmen eines Demenzplans<br />
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