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Spracherneuerung im Rätoromanischen:<br />

Linguistische, soziale und politische Aspekte<br />

11<br />

Clau Solèr<br />

In Graubünden, the minority language Romansch has to assert itself in an environment<br />

of bilingualism with German on the one hand, while constantly keeping pace with<br />

the changing needs of its speakers on the other. To fulfill this task, terminological<br />

precision must continually come to terms with both the spoken language and the<br />

existing syntax. Romansch must be able to express a frame of mind that is influenced<br />

by the Germanic element, and neologisms must also adapt to the regional varieties<br />

for the speakers to be able to identify with them.<br />

Due to the limited political and economic importance of the language, as well as<br />

instruction that partly takes place in German only, Romansch is currently lacking the<br />

necessary channels for an efficient diffusion of neologisms.<br />

1. Einleitung<br />

Jede Sprache dient im Alltag als Werkzeug und passt sich ihrer Sprachgemeinschaft<br />

an; dies im Unterschied zu nur historischen oder kultischen Sprachen. Dabei darf<br />

sie sich aber nicht veräußern, nur um modern oder aktuell zu sein. Neben einer<br />

spontanen, gelegentlich unerwünschten Erneuerung – die übliche sich langfristig<br />

ablaufende Sprachentwicklung steht hier nicht zur Sprache – unterliegt die Sprache<br />

Eingriffen aus unterschiedlichsten Richtungen und Kräften und aus verschiedenen<br />

Gründen. Wie geschieht das, was entsteht daraus, wem nützt das und wird sie besser<br />

oder schlechter? Diese Fragen möchte ich besonders aus der praktischen Erfahrung<br />

zu beantworten versuchen und einige Überlegungen dazu anstellen. Vorerst muss<br />

ich das Rätoromanische in Graubünden und dessen Stellung im Hinblick auf die<br />

Sprachanpassung kurz umreißen. Ich wähle bewusst den Ausdruck Anpassung, um<br />

keine Wertung wie Erneuerung, Modernisierung, Einschränkung und Uminterpretation<br />

vorweg-zunehmen.<br />

Das Bündnerromanische ist eine eigenständige, neolateinische Sprache auf<br />

vorrömischer Grundlage. Seit über 1000 Jahren ist es im vielfältigen Kontakt mit dem<br />

Deutschen und während mehreren Jahrhunderten auch mit dem Italienischen (im<br />

Engadin besonders wirtschaftlich und in den katholischen Gegenden religiös bedingt).<br />

Nach dem Anschluss an die schweizerische Eidgenossenschaft 1803 ist die gelebte und<br />

relativ ausgeglichene Dreisprachigkeit der drei Bünde durch das Deutsche als fast

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