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aber schon durch ‘CD-Player’ internationalisiert wurde. 2 Die Bezeichnung telefonin<br />

für ‘Funktelefon’ konnte sich gegen natel als Produktname und besonders handy nicht<br />

durchsetzen und das westschweizerische portable ist geographisch und mental schon<br />

zu weit entfernt.<br />

Besonders die ersten grundlegenden Wörterbücher in der ersten Hälfte des 20. Jh.<br />

wählten die Analogie. Ein Teil ihrer Vorschläge konnte sich dank der Verbreitung in<br />

der damals sprachprägenden Schule sowie dem hohen Ansehen des Französischen und<br />

Italienischen durchsetzen und viele Germanismen ersetzen (Solèr 2005).<br />

Wohl immer beeinflusste der Purismus sowohl außer- wie auch innersprachlich die<br />

terminologische Anpassung. Zu Beginn des 20. Jh. fielen besonders im Engadin wegen des<br />

Irredentismus viele Italianismen trotz ihrer linguistischen Nähe zum Rätoromanischen.<br />

Andererseits besteht das Dilemma zwischen neolateinischen Begriffen wie aspiratur<br />

‘Staubsauger’, mochetta ‘Spannteppich’, die aber weniger transparent sind als die<br />

transkodischen tschitschapulvra ‘Staubsauger’ und tarpun stendì eig. ‘gespannter<br />

Teppich’. Und genau diese Nähe schafft viele neue Begriffe, die erst rückübersetzt,<br />

also deutsch gedacht, verstanden werden: maisa da mezdi wörtlich ‘Mittagstisch’ für<br />

‘gemeinsames Mittagessen für ältere Personen’ anstatt gentar cuminaivel.<br />

Zu den produktiven endolingualen Prozessen gehört die Morphemableitung für<br />

die verschiedenen Kategorien. Trotz ihrer grundlegenden Systematik erkennt man<br />

zeittypische Vorlieben. Deverbale Agensbegriffe auf -ader, -atur, -adur sind häufig,<br />

während Formen auf –ari, z.B. sr: attentari ‘Attentäter’, teilweise mit lateinischem<br />

–ARIU-Formen zusammenfallen; splanari ‘Hobelbank’ ist insofern eine Falschbildung,<br />

weil es kein Agens ist und auch nicht zu –ARIU gehört. Die –ist-Formen wie schurnalist<br />

‘Journalist’ sind nur dann erfolgreich, wenn die Variante -cher nicht durch ein<br />

deutsches Analogon gestützt wird. Sonst gilt -ist als puristisch und High-Variante wie<br />

musicist ‘Musiker’, das mit musicher eine Low-Variante erzeugt.<br />

Die Prozesse und teilweise deren Resultat werden gebildet mit -ziun wie furniziun<br />

‘Lieferung’, allontanaziun ‘Entfernung’ und exemziun ‘Befreiung, Entbindung’ auf<br />

ganz unterschiedlicher romanischer Basis oder mit -ada wie zavrada ‘Schafscheide,<br />

Aussonderung’, scuntrada ‘Treffen, Zusammenkunft’ und, ziemlich heterogen, auzada<br />

‘Stockwerk’, genauer ‘Anhebung’.<br />

Auch andere Suffixe sind mehrwertig, so –al in fossal ‘Baugrube, Stadtgraben’, plazzal<br />

‘Baustelle’, aber auch runal ‘Schlepplift’ ohne die –ALIS-Adjektive zu berücksichtigen.<br />

Allgemein bevorzugt das Romanische Periphrasen anstatt der stilistisch markierten<br />

2 Als Abkürzung gilt mehrheitlich „CD“ m/f während disc cumpact im romanischen Radio recht geläufig<br />

ist.<br />

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