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PDF (Online Text) - EURAC

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Wörterbücher und Lexikographie sind unverzichtbare Hilfsmittel für jede Sprache,<br />

aber wenig wirkungsvoll für den Sprachverwender, weil er bewusst und außerhalb<br />

der Gesprächs, sozusagen metakommunikativ auf sie greifen muss. Sie sind im<br />

Romanischen zudem nur referenziell und liefern eine Ersatzbezeichnung für schon<br />

bekannte – zwar deutsche – Ausdrücke, aber trotzdem verfügbar im Zeicheninventar<br />

der Romanischsprecher (Reiter 1984:289).<br />

Während die hochspezialisierte Terminologie in keiner Sprache zum allgemeinen<br />

Wortschatz gehört, sollten die neuen Begriffe des modernen Alltags wie Verkehr,<br />

Kommunikation, Unterhaltung, Lifestyle, aber auch der neueren Verwaltung<br />

umgesetzt werden. Für eine umfangreichere Durchsetzung, Implementierung, fehlt<br />

das romanische Umfeld sowie der Terminologiediskurs. Die bestehenden Medien<br />

erfüllen lediglich eine lokale und emotionale Rolle gegenüber einem umfassenden<br />

deutschsprachigen Angebot, und so entwickelt sich auch kaum eine Sprachnorm.<br />

Die Verwendung des Romanischen allgemein, und einer offiziellen Sprachform<br />

im besonderen, anstatt des Deutschen oder des Englischen ist nur ausnahmsweise<br />

bei Kulturtouristen und Heimwehromanen ein kommerzieller Faktor; sonst kann es<br />

sogar hinderlich sein, wie die Reaktionen der Bevölkerung auf jegliche Anpassung<br />

eindrücklich belegen. Das Romanische besitzt kein geschütztes Sprachgebiet und seine<br />

Verwendung kann gesetzlich kaum oder nicht durchgesetzt werden wie beispielsweise<br />

in Frankreich.<br />

Die kantonale Verwaltung verwendet die drei offiziellen Kantonsprachen in den<br />

Veröffentlichungen und im Internet (Erklärungen, Berichte, Anleitungen, Hinweise,<br />

Abstimmungen usw.). In der Verwaltungstätigkeit hingegen ist das Romanische<br />

gegenüber dem Deutschen besonders im Fachbereich eingeschränkt: Die romanische<br />

Steuererklärung gibt es nicht digital, verschiedene amtliche Formulare können online<br />

nur deutsch und gelegentlich italienisch ausgefüllt werden. Offensichtlich trifft<br />

folgendes für die regionalen Organisationen, die direkt mit der Bevölkerung arbeiten<br />

zu: nur Romanisch selten, zweisprachig ist häufiger, eher plakativ, und mehrheitlich<br />

Deutsch. Das ist auch eine Folge des ‘polykephalen’, sprich regionalisierten<br />

Romanisch als Teil einer deutschen Umwelt, und es verunmöglicht eine einheitliche<br />

Fachterminologie und ihre einheitliche umgangssprachliche Umsetzung. So bestätigt<br />

sich die Feststellung von Haarmann (1993:108) „Hier liegt ein prinzipielles Problem<br />

des Minderheitenschutzes. Eine indominante Sprache hat zwar grundsätzlich bessere<br />

Chancen zu überleben, wenn ihre Verwendung in Bereichen des öffentlichen Lebens<br />

garantiert wird, es besteht aber keine automatische Wechselbeziehung zwischen<br />

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