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PDF (Online Text) - EURAC

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einer sprachpolitischen Förderung und der Erhaltung dieses Kommunikationsmediums<br />

als Mutter- und Heimsprache“.<br />

Die gewinnorientierte Wirtschaft wählt dementsprechend die beste Sprache.<br />

Romanisch verwendet sie identifikatorisch und emotional in den rtr. Regionen, aber nicht<br />

als durchgehende Plattform (Banken, Versicherungen). „Unique Selling Proposition“ ist<br />

ein Schlagwort und wird bestenfalls im Mäzenatentum eingelöst. Ohne die operative<br />

Bedeutung passt sich keine Fachsprache an, oder sie wird nicht systematisch und<br />

einheitlich verwendet, sondern als lokale und stilistische (diglossische) Variante,<br />

banalisiert als Trivialterminologie. Dann ist auch die domänenspezifische Verwendung<br />

des Romanischen und deren Aktualisierung weitgehend illusorisch, und auch die<br />

bescheidene berufliche Aus- und Weiterbildung dient bestenfalls für romanische<br />

Infrastrukturbetriebe (Lia Rumantscha, Radio, Fernsehen und die Schulunterstufe).<br />

Das Romanische passt sich zwar den neuen Erfordernissen dauernd an, aber weil<br />

diese Entwicklung eher spontan als geordnet erfolgt, und weil sie eher die gesprochene<br />

Sprache mit einer Trivialterminologie betrifft, fördert sie die zweisprachige<br />

Diglossie mit dem Schriftdeutschen in allen Außenbeziehungen und sogar unter<br />

Romanischverwendern.<br />

11. Ausblick – aber kaum die Lösung<br />

Das klingt nach einer Bankrotterklärung. Das ist es nicht, aber man muss sich<br />

auf die Grundlagen rückbesinnen und in erster Linie die Randbedingungen, die<br />

soziolinguistischen, politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen ernst(-er)<br />

nehmen.<br />

Zum ersten die Terminologie; anstatt der akademischen und direkt kopierten,<br />

sterilen Erneuerungen muss man sich um assoziative – und überschreite sie auch die<br />

Einzelsprache – einsichtige oder sogar spielerische, aber praxistaugliche Benennungen<br />

bemühen, die lebensnah sind und genaue Inhalte sprachlich sinnvoll und kulturell<br />

verträglich umsetzen können.<br />

Die Hauptschwierigkeit ist und bleibt die Verbreitung. Wenn eine Sprache wie<br />

das Romanische mehr kulturell, ideell und politisch, als wirtschaftlich begründet ist,<br />

erweist sich deren Anpassung (Modernisierung und Standardisierung) umso weniger<br />

durchsetzbar.<br />

Psychologischer Druck oder die Drohung eines Sprachniedergangs wirken vielleicht<br />

kurzfristig, erwecken Hoffnungen, aber sie wirken niemals nachhaltig.<br />

Dass sich der Riesenaufwand für die Romanisierung des ganzen MS-Office mit<br />

der Orthografiekontrolle (Spell-Checker) nicht lohnt, ist leicht vorauszusagen; das<br />

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