Agenda 2030 - Schwerpunktthema im Global Compact Deutschland 2015
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<strong>Agenda</strong><br />
wie eine aktuelle Studie zeigt. „Für den Mittelstand haben sich<br />
die Aufstiegschancen verringert, die Abstiegsrisiken haben<br />
zugenommen“, sagte Studienautorin Dorothee Spannagel von<br />
der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. <strong>Deutschland</strong><br />
zählt hier übrigens laut OECD zu den Ländern mit der ungerechtesten<br />
Vermögensverteilung.<br />
Verschwinden der Privatsphäre: Große Konzerne drängen auf<br />
<strong>im</strong>mer allumfassendere Wertschöpfungskonzepte durch Digitalisierung<br />
(v. a. sind dies die Silicon-Valley-Giganten wie Apple,<br />
Google, Facebook und Microsoft). Damit dringen sie <strong>im</strong>mer<br />
tiefer in unsere (private) Lebenswelt ein. Der Konsument ist<br />
längst nicht mehr nur gläsern, er ist vorhersagbar – und damit<br />
prinzipiell steuerbar. Big Data bietet Chancen und Komfort,<br />
aber jede Medaille hat <strong>im</strong>mer zwei Seiten.<br />
Rückwärtsgewandte Politik „en vogue“<br />
Wie reagieren Politik und Gesellschaften auf diese Entwicklungen<br />
und vor allem auf die <strong>Global</strong>isierung der Krisen? Durch<br />
Abkapseln. Je nach gesellschaftlicher Ausgangslage zeigt sich<br />
das in vier Ausprägungen:<br />
• Politische Abschottung: „Das Boot ist voll“, lautet die Parole von<br />
Politikern wie etwa Trump in den USA bis Orban in Ungarn.<br />
• Rassismus / ethnische Abschottung: Von Pegida bis Le Pen – mit<br />
ihrem Gesäusel vom Untergang des Abendlandes schüren<br />
sie nur Ängste und bereiten den Boden für Rassisten.<br />
• Fundamentalismus / religiöse Abschottung: Dafür stehen vor allem<br />
der IS-Terror, Salafisten und andere Islamisten, aber auch<br />
die evangelikalen Kreationisten in den USA untergraben<br />
auf ihre Art genauso alles Denken seit der Renaissance.<br />
viel stärker über unseren „Gesellschaftsvertrag“ reflektieren,<br />
statt nur Details abzuarbeiten. Nur wenn wir hier Brücken<br />
bauen, überwinden wir eine derzeitige Tendenz hin zu<br />
„Echokammern“. Diese beschreiben das Risiko, sich in einer<br />
reinen Zust<strong>im</strong>mungsumgebung zu befinden, in der es keine<br />
gegensätzlichen Meinungen gibt. Wer schon einmal auf einer<br />
CSR-Konferenz war, kennt die Erfahrung einer kompletten<br />
Zust<strong>im</strong>mungsumgebung, wo alle um den Kl<strong>im</strong>awandel oder<br />
die vielen anderen Entwicklungsziele wissen. Nur außerhalb<br />
dieser Echokammer wird daraus noch lange keine Handlung.<br />
Peter Altmaier erinnerte anlässlich des Nachhaltigkeitsdialogs<br />
kürzlich in Berlin daran, dass die Antworten darauf auch<br />
eine Frage des politischen Streites sind: „Wir befinden uns in<br />
einer Situation, die ambitioniert ist, weil es bei Themen wie<br />
dem Kl<strong>im</strong>aschutz eben nicht nur um gute und wohlgemeinte<br />
Erklärungen geht, sondern auch um knallharte Wachstumschancen<br />
und Perspektiven, um Kosten sowie Vorteile und<br />
Nachteile <strong>im</strong> internationalen Wettbewerb.“<br />
Welche Rolle spielen Unternehmen?<br />
Unternehmen sind viel eher als Politik in der Lage, Zukunft zu<br />
gestalten. Visionen – oder Corporate Foresight, wie dies dort<br />
heißt – sind eine Frage des „unternehmerischen Überlebens“.<br />
Schon aus diesem Eigenbetrieb heraus kann die Wirtschaft<br />
den Zukunftsbegriff in die politische Gegenwartsdiskussion<br />
zurückholen und den SDGs damit eine Perspektive geben.<br />
Lise Kingo ist zuversichtlich, dass zumindest die Unternehmen<br />
<strong>im</strong> <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> hier einen positiven Beitrag leisten können.<br />
Kingo sagt: „Wir müssen uns stets ins Gedächtnis rufen, dass<br />
viele Unternehmen heutzutage gerne verantwortungsbewusst<br />
handeln. Sie möchten einen Unterschied machen und sehen<br />
Wirtschaft als eine Kraft für Gutes. Dennoch muss in allem,<br />
• Nationalismus / Autokratie: Dies beschreibt in vielen Ländern<br />
die Sehnsucht nach der strengen Vaterfigur, sei es Putin in<br />
Russland, Sissi in Ägypten oder Erdogan in der Türkei. Im<br />
Chaos sieht man Sicherheit bei jemandem, der „weiß, was<br />
zu tun ist.“<br />
In all diesen Fällen handelt es sich um eine rückwärtsgewandte<br />
Sicht. Allem wohnt die Sehnsucht inne, dass es früher besser<br />
war und man deshalb dahin zurück will. Das Morgen, die<br />
Zukunft als Gesellschaftskonzept, steckt voller Gefahren, nicht<br />
Chancen. Das Glas ist stets halb leer. Der Verlust an Utopien<br />
gilt vielen daher als guter Politikstil – pragmatisch, nüchtern,<br />
sachlich. Das Blöde daran ist nur: Wer <strong>im</strong>mer nur auf Sicht<br />
fährt, fährt ohne Weitsicht.<br />
Tendenz zu Echokammern<br />
Wo ist der Bezug zu den SDGs? Genau an dieser Stelle verläuft<br />
aus meiner Sicht eine zentrale Sollbruchstelle. Die SDGs sind<br />
zukunftsgerichtet. Sie stehen für die <strong>Agenda</strong> <strong>2030</strong>. Aber der<br />
politische Diskus ist derzeit eher rückwärtsgerichtet. Das passt<br />
erst mal nicht zusammen, und ohne auf diesen Zielkonflikt<br />
einzugehen, sind die SDGs zum Scheitern verdammt. Wer<br />
Nachhaltigkeitsziele diskutieren will, muss daher viel stärker<br />
politisch argumentieren. Und wer politisch diskutiert, muss<br />
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globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2015</strong>