Agenda 2030 - Schwerpunktthema im Global Compact Deutschland 2015
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<strong>Agenda</strong><br />
Zukunft gestalten –<br />
die Rolle von Unternehmen bei<br />
sozialen Innovationen<br />
Beschleunigte Veränderungsdynamiken in Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Umwelt<br />
stellen uns vor neue Herausforderungen. Ob Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt,<br />
eine <strong>im</strong> europäischen Kontext wachsende soziale Ungleichheit oder aktuell die Integration<br />
der Flüchtlinge aus Krisengebieten: Etablierte Steuerungs- und Problemlösungsroutinen<br />
stoßen entweder an ihre Grenzen oder bedürfen massiver Ausweitung um Ressourcen.<br />
Von Julia Scheerer und Jakob Kunzlmann<br />
Ohne den Einsatz tausender Freiwilliger – der Zivilgesellschaft<br />
– wäre die Flüchtlingskrise bis dato nicht zu bewältigen gewesen.<br />
Und nur mithilfe der Unternehmen wird die Integration<br />
der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und somit in die Gesellschaft<br />
gelingen. Zahlreiche Initiativen – unter anderem der<br />
„Business Action Pledge in Response to the Refugee Crisis“ des<br />
UN <strong>Global</strong> <strong>Compact</strong> – zeigen, dass Unternehmen ihre Rolle<br />
als Mit-Gestalter von gesellschaftlichen Veränderungen ernst<br />
nehmen und sich den Herausforderungen stellen.<br />
Und es geht bei der bewussten Gestaltung des gesellschaftlichen<br />
Umfelds des Unternehmens nicht um philanthropisches<br />
oder altruistisches Verhalten, sondern es liegt <strong>im</strong> ureigensten<br />
Interesse der Unternehmen. Denn die oftmals dichotome<br />
Wahrnehmung von Eigeninteresse und Moral löst sich dadurch<br />
auf, dass es – bleiben wir be<strong>im</strong> Beispiel der Flüchtlingsproblematik<br />
– um Investitionen in eben jene Bedingungen<br />
geht, die die langfristige gesellschaftliche Zusammenarbeit<br />
zum gegenseitigen Vorteil fördern. Unternehmen sollten<br />
also selbst die Bedingungen mitgestalten, um Arbeits- und<br />
Fachkräftemangel zu begegnen.<br />
Unternehmen und soziale Innovationen<br />
Soziale Innovationen entstehen <strong>im</strong>mer dann bewusst oder<br />
unbewusst, wenn genau ein solcher Tatbestand eintritt: wenn,<br />
wie <strong>im</strong> Falle der Flüchtlingskrise, mehrere Partner zur Lösung<br />
einer Herausforderung beitragen können und müssen. Wenn<br />
neben staatlichen Anstrengungen auch die Zivilgesellschaft<br />
und Unternehmen massiv gefragt sind. Das Problemlösungspotenzial,<br />
das durch die systematische Entwicklung sozialer<br />
Innovationen durch Unternehmen und andere Akteure der<br />
Gesellschaft freigesetzt werden kann, trägt – in Anlehnung<br />
an den beschriebenen Ansatz – sowohl dazu bei, soziale<br />
Veränderungen positiv zu gestalten, als auch sich als marktschaffendes<br />
Instrument für das Unternehmen zu entwickeln.<br />
Dieser Rolle von Unternehmen bei sozialen Innovationen<br />
widmet sich die Bertelsmann Stiftung in einer laufenden<br />
Studie. Dafür wurden 42 Experteninterviews mit Personen<br />
aus Unternehmen und Wissenschaft, von Think Tanks und<br />
NGOs sowie von Netzwerken und Verbänden geführt. Als<br />
Grundlage der Untersuchung fungieren Überlegungen der<br />
Young Foundation, die einen spiralförmigen Prozess von<br />
sozialer Innovation beschreibt, beginnend mit Diagnose bzw.<br />
der Inspiration, was eine spezifische Problemlage oder eben<br />
ein Marktversagen sein kann. Darauf aufbauend wird in einer<br />
zweiten Stufe die Idee entwickelt. Auf der dritten Stufe wird<br />
die Idee in der Praxis getestet, es kommt sozusagen zu einem<br />
Austesten der möglichen Lösung mit der Realität. Wenn dieser<br />
Test erfolgreich war, findet die Idee Eingang als soziale Praktik,<br />
was Stufe vier darstellt. Entscheidend für die Wirkung ist<br />
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globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2015</strong>