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Christophe Vuillaumes efterslægt - Christensen, Erichsen ...

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Behandelt er sie ungleich, so macht er sich aus den Begünstigten und den Beeinträchtigten Sklaven .... Und<br />

aus Sklaven macht man leicht Feinde.<br />

...<br />

Der Mensch kann nicht allein für ihn selbst gebildet werden, man muß ihn auch dem Staate vorerst<br />

unschädlich und dann auch brauchbar machen. Unschädlich aller dings. Welch eine Forderung wäre es von<br />

dem Menschen, wenn er verlangte, nach Gefallen zu schaden! Nützlich; denn da der Mensch ohne die<br />

bürgerliche Gesellschaft das nicht sein kann, was er ist, und das genießen könnte, was er genießt, so ist es der<br />

st rengst en Billigkeit gemäß, daß er so viel Vorteil verschaffe, als er erlangt. Diese Bildung ist eben so schwer<br />

und künstlich, als sie wichtig ist.<br />

Hat aber der Staat das Recht, sich darin zu mischen? In der Tat hat mich diese Frage befremdet. Mich deucht,<br />

sie gilt eben so viel, als die: ob der Staat befugt ist, sich um die Einhebung der Auflagen zu bekümmern? Sind<br />

denn die Auflagen und alle Dienste, die der Staat mit Recht von seinen Bürgern fordern kann, wichtiger, als<br />

die Gesinnungen und die Moralität seiner Bürger, wodurch ihm und allen die Ruhe und Sicher heit verschafft<br />

wird? Wird der Bürger nicht mit Recht von ihm fordern, daß er ihm Gelegenheit en verschaffe, sich selbst und<br />

seine Kinder zu moralischen und glücklichen Menschen zu bilden, daß er ihn vor den pädagogischen und<br />

moralischen Marktschreiern, sowohl als vor den medizinisch en schütze, damit er, der Bürger, der zur<br />

Beurteilung des echten Erziehers ebensowenig, als des wahren Arztes, weder Muße noch Kennt nisse hat ohne<br />

Scheu und Sorgen jemanden seine Söhne anvertrauen könne?<br />

Habe ich Bürger nicht das Recht, von dem Staate, für mich und die meinigen, Ruhe und Sicherheit zu fordern?<br />

Kann aber nicht meine oder dereinst meiner Kinder Ruhe von den Kindern meines Nachbars abhängen? Bin<br />

ich denn also nicht befugt, von der Polizei zu verlangen, daß sie für die Erziehung der selben sorge? Wenn<br />

meine Sicherheit die erste Pflicht der Obrigkeit ist, so muß die Erziehung meiner Nachbarn ihre erste Sorge<br />

sein. Ich glaube also behaupten zu dürfen: nicht, daß es dem Staate erlaubt sei, sich in die Erziehung zu<br />

mischen, sondern, daß es seine erste, unverletzliche Pflicht ist, daß er sich gegen alle seine Bürger<br />

verantwortlich macht, wenn er sie versäumt, weil hiervon alles Wohlsein des gemeinen Wesens abhängt.<br />

...<br />

Ich glaube, durch diese Betrachtungen, die Befugnis und die Verpflichtung des Staates, für die Erziehung<br />

seiner Bürger zu sorgen, außer allen Zweifel gesetzt zu haben. Nun müss en wir untersuchen, ob er sich wegen<br />

dies er Sorge nicht auf die Elternliebe verlassen könnte?<br />

Wie er sich darauf verlassen darf, das sehen wir täglich vor Augen. Viele Eltern bekümmern sich um ihre<br />

Kinder gar nicht, viele verderben den Körper, den Verst and und die Sitten derselben mit Vor urt eilen und<br />

Torheiten, und das Herz mit Eitelkeit, Eigensucht und menschenfeindlichen Gefühlen. Gibt es nicht Eltern,<br />

die ihre Kinder Laster, Schwelgerei, Betrug, Arglist, Treulosigkeit lehren, sie dazu anhalten, sie darin üben?<br />

Ist es nicht des Staates heiligste Pflicht, darauf zu sehen, solchem Verderben nach Möglichkeit zu steuern?<br />

Was helfen Tribunale, Gefängnisse, Gerichtsstätte, wenn immer für einen Verbrecher, den man abhält, zehn<br />

neue auftreten können? Was hilfts mir, vor gewalttätigem Einbruch durch ungeheure und kostspielige<br />

Anstalten gesichert zu sein, wenn Sitten und Gesinnungen mich nicht vor heimlichen, arglistig en Betrügerei<br />

en meines Gesindes, dem ich all es anvertrauen muß, der Handwerker, Tagelöhner und aller der Leute, denen<br />

ich mein Haus notwendig öffnen oder meine Angelegenheiten anvertrauen muß, in Sicherheit setzen? Wenn<br />

man auf Abwendung der Frevel soviel Sorgfalt und Kosten, als auf die Bestrafung der selben wendete, wenn<br />

man sowohl auf die Mittel sähe, den Bürger zu guten Gesinnungen zu bilden, wenn man auf die Erziehung so<br />

sorgfältig wachte, als auf die Erhaltung der Menge der Wächter, der Patrouillen, der Häscher: so würde man<br />

einen großen Teil dieser Anstalten ersparen können. Mit diesen Vorkehrungen kann man die Laster nur<br />

niederdrücken, tief ins Herz zurücktreiben; besser wäre es, dafür zu sorgen, daß keine solche Laster in den<br />

Herzen herrschten. - Unmöglich ist das nicht.<br />

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Side 12

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