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Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

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sich die Beteiligten negative Konsequenzen ersparen. „Keinen Ärger mehr <strong>zu</strong> haben“, reicht<br />

nicht aus. Nachhaltig lohnenswert sind nur Anstrengungen, die das Gefühl der Selbstwirksamkeit<br />

durch tatsächlich erlebte Selbstwirksamkeit vermitteln.<br />

Sich gemeinsam <strong>zu</strong> beraten, verlangt in diesem Sinne, sich wechselseitig <strong>zu</strong> bestärken, die<br />

beschriebenen Probleme durch eine gemeinsame Anstrengung lösen <strong>zu</strong> können. Freilich darf<br />

das <strong>zu</strong> keinen Illusionen führen. Grenzen des Möglichen sind an<strong>zu</strong>erkennen, wie schmerzlich<br />

sie auch sind.<br />

Wenn Lehrer triangulierte Beratungsgespräche anbieten und führen, repräsentieren sie eine<br />

machtvolle Institution, weshalb <strong>zu</strong>nächst sie es sind, die die Situation definieren. So gesehen,<br />

besteht ein Machtgefälle, das in den Gesprächen auch nicht verschleiert werden darf und sich<br />

darin manifestiert, dass es die schulischen Werte und Normen sind, nach denen die Schüler –<br />

und streng genommen auch deren Eltern – bewertet werden.<br />

Dennoch macht es einen Unterschied, ob Lehrer diese Gespräche autoritativ oder <strong>auf</strong> „gleicher<br />

Augenhöhe“ führen. Fatal ist es, wenn Schüler und ihre Eltern nur pro forma einbezogen<br />

werden, um eine Partizipation vor<strong>zu</strong>geben, die gar nicht gewünscht ist. Statt sich gemeinsam<br />

<strong>zu</strong> beraten, kommt es dann <strong>zu</strong> Zielset<strong>zu</strong>ngen, denen unbedingt <strong>zu</strong>gestimmt werden soll. Mit<br />

Partizipation ernst <strong>zu</strong> machen, erleichtert es aber auch der Schule, ihren Bildungs- und Erziehungs<strong>auf</strong>trag<br />

erfolgreich <strong>zu</strong> erfüllen. Diese Demokratisierung gelingt nur, wenn Lehrer ihre<br />

Gesprächsführung nicht als Disziplinierungsmaßnahme, sondern als Moderation eines Arbeitsbündnisses<br />

verstehen, in dem die Schule fortl<strong>auf</strong>end an ihrer eigenen Verbesserung interessiert<br />

ist.<br />

Von dem Idealtypus uneingeschränkter Freiwilligkeit und Ergebnisoffenheit weichen triangulierte<br />

Beratungsgespräche in der Schule freilich ab, weil sie stets an Förderung und Selektion<br />

interessiert sind. Schule ist eine Institution gesellschaftlicher Bewertung, insofern finden alle<br />

Beratungen immer in einem Bewertungskontext statt. „Gleiche Augenhöhe“ wird angenähert,<br />

wenn es erlaubt ist, diesen Kontext selbst <strong>zu</strong>m Thema <strong>zu</strong> machen. Dann können sich triangulierte<br />

Beratungsgespräche als ein Lernfeld eigenen Zuschnitts erweisen, in dem die unausweichliche<br />

Erfahrung, bewertet <strong>zu</strong> werden, und die sie begleitenden Gefühle, selbst <strong>zu</strong>r Sprache<br />

kommen.<br />

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