Begegnung auf Augenhöhe â Schulbegleitende Gespräche zu dritt
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<strong>Begegnung</strong> <strong>auf</strong> Augenhöhe – <strong>Schulbegleitende</strong> Gespräche <strong>zu</strong> <strong>dritt</strong><br />
Die Überzeugung, das „richtige“ Schulsystem sei in der Lage, vorab bestehende Bildungsdefizite<br />
aus<strong>zu</strong>gleichen, beruht <strong>auf</strong> Wunschdenken und setzt gerade engagierte Lehrer psychisch<br />
unter Druck, wenn sie ihre Erfolgserlebnisse davon abhängig machen, inwieweit ihnen die<br />
Kompensation gelingt. Von ihnen ist eine Ich-Stärke gefordert, die Bemühungen um Förderung<br />
nicht einstellt, auch wenn Misserfolge drohen, ihr pädagogisches Engagement <strong>zu</strong> zersetzen.<br />
Die Erarbeitung und Erhaltung einer solchen Stärke ist mindestens so wichtig wie rein organisatorische<br />
Veränderungen.<br />
Es bedarf der Entwicklung von Unterstüt<strong>zu</strong>ngssystemen für Schüler, die individuell <strong>zu</strong>geschnitten<br />
sind. Wenn wir in unserer Gesellschaft für Individualisierung eintreten, dann darf das nicht<br />
so verkürzt verstanden werden, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, sondern muss das<br />
Versprechen einlösen: dass es <strong>auf</strong> jeden ankommt und deshalb keiner <strong>zu</strong>rückbleiben darf.<br />
Wird das eine versprochen, aber das andere realisiert, bleibt Enttäuschungswut nicht aus.<br />
Eine gute Schule braucht eine institutionalisierte forschende Haltung.<br />
Es ist keine Frage, dass die Schulentwicklung von Evaluationen profitieren kann. Ob die OECD-<br />
Studien wirklich hilfreich sind, ist allerdings fragwürdig. Viel wichtiger sind effiziente Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
der einzelnen Schulen selbst.<br />
Eine gute Schule braucht die Vision eines lebenswerten Lebens.<br />
Die Frage nach Bildung ist in eine grundsätzlichere Frage eingebettet: die Frage danach, in<br />
welcher Welt wir leben wollen. In der Perspektive eines ökonomisierten Weltbildes mit einem<br />
steigenden Effizienzdruck, wird nicht nur die Zeit, sondern auch der innere Raum der Erwachsenen,<br />
ob Eltern oder Lehrer, knapp. Das dosierte Entwicklungstempo, das Kinder und Jugendliche<br />
benötigen, um sich <strong>zu</strong> entwickeln, steht im Gegensatz <strong>zu</strong> den Tempovorgaben eines hoch<br />
getunten Wirtschaftskreisl<strong>auf</strong>es. Letztlich werden alle von dieser Beschleunigung ergriffen und<br />
damit einhergehend von der Angst, nicht mithalten <strong>zu</strong> können. Diese Angst macht stumm. Die<br />
Frage, ob wir denn unseren Kindern und Jugendlichen eine derart gesundheitgefährdende<br />
Lebensführung <strong>zu</strong>muten wollen, wird erst gar nicht gestellt. Sie muss aber gestellt werden und<br />
das dringend. Nicht <strong>zu</strong>letzt in der Schule. Erschöpfte Lehrer geben in erster Linie ihre Erschöpfung<br />
an die Kinder und Jugendlichen weiter.<br />
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