Begegnung auf Augenhöhe â Schulbegleitende Gespräche zu dritt
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<strong>Begegnung</strong> <strong>auf</strong> Augenhöhe – <strong>Schulbegleitende</strong> Gespräche <strong>zu</strong> <strong>dritt</strong><br />
Unterrichtspläne reduzieren die Komplexität des Unterrichtsgeschehens, gleichzeitig kann<br />
nicht alles geplant werden, weil Unterricht eine Vielzahl von Interaktionsmöglichkeiten der<br />
Schüler sowohl untereinander als auch mit ihren Lehrern bietet und viele Ereignisse eben nicht<br />
vorhersehbar sind. Daher gilt es, eine Balance her<strong>zu</strong>stellen zwischen Planerfüllung und Spontaneität.<br />
Die Ergebnisse der Lernpsychologie können nicht in allen Fällen Abhilfe schaffen. Denn die<br />
meisten ihrer Befunde sind nicht unter den Bedingungen schulischen Alltags gewonnen worden.<br />
Zu diesen Bedingungen gehört als eine der wichtigsten: Lernen in der Schule ist stets Lernen<br />
in Gruppen und unter dem Einfluss gruppendynamischer Prozesse. Was die Lernpsychologie<br />
als Forschungsergebnisse an<strong>zu</strong>bieten hat, fokussiert in der Regel individuelles Lernen.<br />
Dem korrespondiert der Unterrichtsstil vieler Lehrer, die überwiegend Zweier-Situationen<br />
schaffen: Durch die typische Sequenz von Lehrerfrage, Schülerantwort und Lehrer-Evaluation<br />
der Antwort wird erschwert, dass eine Situation entsteht, in der Triangulierung erfahren und<br />
erworben werden kann. Produktive Sequenzen sind nicht linear, sondern mehr oder weniger<br />
verzweigt: Viele Lehrer lassen solche Verzweigungen all<strong>zu</strong> selten <strong>zu</strong>, da sie fürchten, die Kontrolle<br />
<strong>zu</strong> verlieren. Indessen ruft die Reduzierung der Interaktionen <strong>auf</strong> wechselnde Dyaden<br />
oftmals die Störungen erst hervor, die sie eigentlich unterbinden soll: Dann stören Schüler, weil<br />
sie auch in das Privileg eines dyadischen Kontaktes kommen möchten, vor allem dann, wenn<br />
es immer wieder dieselben Mitschüler sind, die von ihren Lehrern <strong>auf</strong> diese Weise exklusiv<br />
behandelt werden.<br />
Eine gute Schule braucht Lerninhalte, in denen die Schüler ihre Lebenswelt wieder<strong>zu</strong>erkennen<br />
vermögen; <strong>zu</strong>dem Lerninhalte, die nicht kognitiv verkürzt sind, sondern helfen, Emotionen<br />
aus<strong>zu</strong>differenzieren und begründete Werthaltungen <strong>zu</strong> vermitteln; sie braucht ausreichend<br />
Stunden in Musik, Kunst und Sport, weil die Aneignung sinnlicher Symbolsysteme eine<br />
notwendige Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Befähigung ist, sich sprachlich ausdrücken und reflektieren<br />
<strong>zu</strong> können.<br />
„Visibel Learning“<br />
So lautet der Titel eines Aufsehen erregenden neuen Buches des neuseeländischen Bildungsforschers<br />
John A.C. Hattie. Dieser hat 800 internationale Meta-Studien <strong>zu</strong> den Einflussfaktoren<br />
erfolgreichen schulischen Lehrens und Lernens ausgewertet, die sich <strong>auf</strong><br />
50.000 Einzelstudien beziehen. Insgesamt vergleicht er 138 Einflussfaktoren, um die<br />
wirkmächtigsten <strong>zu</strong> finden.<br />
Zentral ist seine Aussage, dass es entscheidend <strong>auf</strong> die Lehrperson ankommt: Gute Schulen<br />
sind gut, weil in ihnen gute Lehrpersonen lehren. Lehrpersonen, die einen strukturierten<br />
und störungspräventiven Unterricht anbieten, über eine breite Palette an akti-<br />
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