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Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

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Kommentierung<br />

Laura Butsch, Marie-Sophie Löhlein, Jan Lohl, Sabine Markert, Jonas Rüppel<br />

und Panja Schweder<br />

Der Lehrer eröffnet das Gespräch, indem er <strong>zu</strong>nächst die Mutter (Frau Richter) begrüßt, sich<br />

dann selbst vorstellt und <strong>zu</strong>m Schluss die Schülerin (Anna) willkommen heißt. Da in den<br />

triangulierend geführten Gesprächen, die Wünsche und Probleme des Schülers im Fokus<br />

stehen sollen, ist es sinnvoll, ihn auch an erster Stelle <strong>zu</strong>m Gespräch ein<strong>zu</strong>laden. Zudem besteht<br />

die potenzielle Gefahr, dass das Kind gegenüber den zwei Erwachsenen in die Position<br />

des schwächsten Gesprächsteilnehmers gerät. Eine triangulierend geführte Gesprächsführung<br />

bemüht sich darum, alle Gesprächsteilnehmer <strong>auf</strong> Augenhöhe <strong>zu</strong> bringen. Auch dabei könnte<br />

die nominale Voranstellung des Schülers helfen.<br />

Der Lehrer konkretisiert nun die „relativ neue Form der Gesprächsführung“ (Z. 4/5) als „Eltern-<br />

Kind-Gespräch“ (Z. 4), in dem Anna „im Mittelpunkt stehen [soll]“ (Z. 5). Auch hier werden die<br />

Eltern als erste Gesprächspartei genannt, obgleich es doch vor allem um Annas Anliegen gehen<br />

soll. Dabei stellt sich die Frage, ob sich Anna besonders wohl mit der Vorstellung fühlt,<br />

dass sie im Mittelpunkt stehen soll. Was ist, wenn sie das gar nicht will, sich durch soviel Aufmerksamkeit<br />

eher verunsichert fühlt oder eine prüfungsähnliche Situation befürchtet? Zudem<br />

bleibt die Rolle, die die Eltern in dem Gespräch einnehmen sollen, nicht näher ausgeführt. Dies<br />

könnte daran liegen, dass es im Lehrerkollegium keine einheitlichen Vorstellungen darüber<br />

gibt, wie genau die Gespräche aussehen und was sie bezwecken sollen. Es ist wichtig, die<br />

allgemeinen Rahmenbedingungen vorab intern <strong>zu</strong> klären, sonst entsteht in den Gesprächen<br />

selbst bei allen Gesprächsparteien Unsicherheit und Verwirrung. Dies kann leicht <strong>zu</strong> Missverständnissen<br />

oder gegenseitigen Schuld<strong>zu</strong>weisungen führen.<br />

Der Lehrer fordert Anna nun <strong>auf</strong>, <strong>zu</strong> erzählen „wie es [ihr] so geht in der Schule, was [ihr] Spaß<br />

macht“ (Z. 7). Als Gesprächsziel formuliert er, das gemeinsame Niederschreiben von Punkten<br />

„wo wir vielleicht etwas ändern wollen“ (Z. 8). Positiv fällt <strong>auf</strong>, dass er eine kindgerechte Sprache<br />

verwendet und Anna relativ offen lässt, worüber sie inhaltlich sprechen möchte und dabei<br />

dennoch den schulischen Rahmen des Gesprächs betont. Gleichzeitig setzt er bereits vorab<br />

ein Ziel, nämlich gemeinsam Annas Defizite <strong>zu</strong> finden und diese schriftlich fest<strong>zu</strong>halten. Damit<br />

impliziert er, dass es Änderungsbedarf geben muss, selbst wenn Anna dass selbst gar nicht<br />

so sieht. Soll ein Gespräch trianguliert geführt werden, so muss der Ausgang und das Ziel des<br />

Gespräches offen bleiben bzw. gemeinsam vereinbart werden.<br />

Anna begegnet der Gesprächs<strong>auf</strong>forderung nun <strong>zu</strong>nächst mit einer Verweigerung, sie möchte<br />

„nicht so gern“ (10) anfangen und „weiß gar nicht, was [sie] sagen soll“ (Z. 12). Dar<strong>auf</strong>hin kommt<br />

die Mutter dem Lehrer <strong>zu</strong> Hilfe, in dem sie Anna offeriert hier „alles sagen“ (Z. 13) <strong>zu</strong> können.<br />

Dies ist ein großes Versprechen und scheint eigentlich uneinlösbar <strong>zu</strong> sein. Anna sieht sich<br />

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