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Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

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Für die Entwicklung eines Babys ist eine ausreichend fördernde Umwelt existenziell. Menschen<br />

sind nach ihrer Geburt <strong>zu</strong>nächst völlig abhängig von der materiellen und emotionalen Versorgung<br />

und Pflege durch eine andere Be<strong>zu</strong>gsperson. In unserer Kultur und Gesellschaft ist dies<br />

meist die Mutter.<br />

In seinen ersten Lebensmonaten erlebt sich das Kind als untrennbare Einheit mit seiner Mutter<br />

– Psychologen sprechen von einer Mutter-Kind-Dyade. Das Kind beginnt erst langsam die<br />

An- und Abwesenheit der Mutter wahr<strong>zu</strong>nehmen, wodurch es allmählich die Ahnung eines<br />

Unterschiedes zwischen sich selbst und der Mutter entwickelt. Diese erste Erfahrung von Unterschiedlichkeit<br />

ist nur <strong>auf</strong> der Basis der Gewissheit, dass die Mutter grundsätzlich <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

steht, für das Kind erträglich. Nur so beginnt es, einen Sinn für Trennungen und für Getrenntheit<br />

<strong>zu</strong> entwickeln und Alleinsein <strong>zu</strong> können, ohne aus seiner Beziehung heraus<strong>zu</strong>fallen. Ein sicherer<br />

und geschützter (dyadischer) Raum ist somit die Bedingung dafür, dass das Kind sich als eine<br />

unabhängige Person erfährt und Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen kann.<br />

Der Mensch wird erst im Wir <strong>zu</strong>m Ich.<br />

Die verinnerlichte Erfahrung der An- und Abwesenheit der Mutter gewährt dem Kind nun den<br />

Zugang <strong>zu</strong> einem Dritten: dem Vater oder einer anderen für die Mutter wichtigen Be<strong>zu</strong>gsperson.<br />

Dieser Dritte erweitert die Dyade <strong>zu</strong>r Triade, was besondere Beziehungsformen mit sich<br />

bringt. Das Kind entdeckt, dass es eine Beziehung zwischen Mutter und Vater gibt, aus der es<br />

selbst ausgeschlossen ist. Der Vater als Dritter erweitert also nicht nur die Dyade <strong>zu</strong>r Triade,<br />

sondern diese Erweiterung konstituiert das Erleben eines potenziell schmerzlichen Ausschlusses:<br />

Zwei können sich <strong>zu</strong>sammen- und so den Dritten ausschließen. Vater und Mutter bleiben<br />

dabei jedoch voneinander unabhängig, aber füreinander anwesend und sind idealerweise in<br />

der Lage, in den Hintergrund <strong>zu</strong> treten. So kann jedes Elternteil auch eine jeweils eigenständige<br />

Beziehung <strong>zu</strong>m Kind entwickeln. Durch die Beziehung des Kindes <strong>zu</strong>m Vater verändert sich<br />

seine Beziehung <strong>zu</strong>r Mutter. Das Kind erlebt diese in ihrer Rolle als Partnerin des Vaters.<br />

Triadische Kompetenz heißt nun, dass das Kind zwei voneinander unabhängige Beziehungen<br />

gleichzeitig haben und beispielsweise seine Beziehung <strong>zu</strong>r Mutter durch die Beziehung <strong>zu</strong>m<br />

Vater regulieren kann. Das kleine Kind etwa, dass sich mit einem Elternteil streitet, kann durch<br />

den da<strong>zu</strong> tretenden zweiten Elternteil eine Distanz <strong>zu</strong> dem ersten entwickeln und so aus der<br />

Wut <strong>auf</strong> und der Angst vor ihm herausfinden und sich beruhigen.<br />

Von einer Triangulierung wird gesprochen, wenn eine triadische Beziehungsstruktur vom Kind<br />

verinnerlicht wird. Diese Verinnerlichung ermöglicht es dem Kind sich vor<strong>zu</strong>stellen, dass Vater<br />

und Mutter als Personen und als Paar nicht unwiderruflich verschwunden sind, wenn sie den<br />

Raum verlassen, in dem das Kind sich befindet. Das Kind kann sich seine Eltern also unabhängig<br />

von ihrer realen Abwesenheit innerlich - emotional und kognitiv - präsent halten. Dies gilt<br />

auch für die Beziehungen, die Mutter und Vater <strong>zu</strong> ihm selbst haben: Das Kind erlebt sich selbst<br />

auch dann in diesen Beziehungen, wenn die Elternpersonen real nicht anwesend sind. So kann<br />

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