Fußnoten und weiteren Quellen - Projektwerkstatt
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GvStärkekartoffel als Nachwachsender Rohstoff<br />
Amflora eine Kartoffel für die Industrie<br />
Schon bald soll in Europa eine neuartige Kartoffel angebaut werden.<br />
Die Industriekartoffel "Amflora" wäre nach insektenresistentem Bt<br />
Mais die zweite gentechnisch veränderte Pflanze, die hierzulande<br />
kommerziell genutzt werden kann. Mit Hilfe der Gentechnik wurde ihre<br />
Stärkezusammensetzung so verändert, dass sie besser für bestimmte<br />
industrielle Verwendungszwecke geeignet ist. Im Rahmen von<br />
Freilandversuchen wurde die Kartoffel viele Jahre lang auf ihre<br />
Umweltsicherheit untersucht. Risiken für Mensch, Tier oder Umwelt<br />
konnten dabei nicht nachgewiesen werden. Dennoch: Der Anbau ist<br />
umstritten.<br />
Stärkekörner unter dem<br />
Mikroskop: In einer<br />
jodhaltigen Lösung<br />
färben sich die<br />
Stärkekörner aus den<br />
Knollen der Kartoffel<br />
blau, wenn sie neben<br />
Amylopektin auch<br />
Amylose enthalten<br />
Wenn sich keine Amylose<br />
mehr bildet, weil das Gen<br />
für das Enzym<br />
Stärkesynthetase<br />
ausgeschaltet wurde,<br />
färben sich die<br />
Stärkekörner rot<br />
Bilder: MPIZ Köln<br />
"Amflora" ist<br />
ausschließlich als<br />
Rohstoff für die<br />
Stärkeindustrie gedacht.<br />
Dennoch hat die<br />
Herstellerfirma bereits im<br />
Frühjahr 2005 auch eine<br />
Zulassung als Lebens<br />
<strong>und</strong> Futtermittel<br />
beantragt. Eine derartige<br />
Verwendung der<br />
Industriekartoffel ist zwar<br />
nicht beabsichtigt, eine<br />
Bewilligung für diese<br />
Zwecke soll aber ihre<br />
Unbedenklichkeit<br />
unterstreichen. Über den<br />
Antrag wurde noch nicht<br />
entschieden.<br />
In herkömmlichen Kartoffeln besteht Stärke aus zwei<br />
Komponenten – Amylopektin <strong>und</strong> Amylose . Für die<br />
menschliche Ernährung sind beide Bestandteile<br />
gleichwertig. Für die industrielle Verarbeitung jedoch<br />
können sie nicht zusammen genutzt werden, da sie<br />
unterschiedliche Eigenschaften besitzen: meist<br />
werden nur die Kleistereigenschaften des<br />
Amylopektins benötigt, während die gelierende<br />
Amylose in vielen Produkten unerwünscht <strong>und</strong><br />
störend ist. Die chemische Modifikation oder<br />
Trennung der beiden Komponenten geht mit einem<br />
erhöhten Verbrauch von Energie <strong>und</strong> Wasser einher.<br />
AntisenseStrategie: Die Bildung eines Enzyms<br />
wird blockiert<br />
Forscher der BASF Plant Science haben nun eine neue<br />
Industriekartoffel (Markenname "Amflora")<br />
entwickelt, deren Stärke fast ausschließlich aus<br />
Amylopektin besteht. Mit Hilfe der AntisenseStrategie<br />
haben sie das Gen für das Enzym Stärkesynthetase,<br />
das an der Bildung der Amylose beteiligt ist,<br />
gentechnisch ausgeschaltet. Hierfür wurde eine<br />
spiegelbildliche Kopie des Gens ("Antisense") in die<br />
Erbsubstanz der Kartoffel eingebaut, wodurch die<br />
Information zur Bildung des Enzyms blockiert wird.<br />
Freilandversuche zur Umweltsicherheit<br />
Die gentechnisch veränderte AmylopektinKartoffel<br />
wird bereits seit mehreren Jahren in<br />
Freilandversuchen auf Ertrag, Schädlings <strong>und</strong><br />
Krankheitsresistenz sowie ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />
Wirkungen auf Mensch, Tier <strong>und</strong> Umwelt untersucht.<br />
Die Freisetzungsversuche fanden in Tschechien, den<br />
Niederlanden <strong>und</strong> in Schweden statt. Auch in<br />
Deutschland wird Amflora seit 2006 an verschiedenen<br />
Standorten versuchsweise angebaut. Für 2009 wurde<br />
ein neuer Anbauversuch auf etwa 35 Hektar in<br />
MecklenburgVorpommern beantragt. Wie in den<br />
Jahren zuvor prüfte das B<strong>und</strong>esamt für<br />
Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit (BVL)<br />
den Versuch auf mögliche Gefährdungen für Mensch<br />
<strong>und</strong> Umwelt. Wissenschaftliche Gründe, den Versuch<br />
zu untersagen, gab es offenbar nicht. Dennoch<br />
zögerte Landwirtschaftministerin Ilse Aigner (CSU)<br />
die Genehmigung des neuen AmfloraVersuchs<br />
zunächst hinaus <strong>und</strong> erlaubte ihn schließlich auf der<br />
Hälfte der beantragten Fläche. Das BVL hat die<br />
Freisetzung Ende April 2009 unter Auflagen<br />
genehmigt.<br />
Amflora an der Schwelle zur Markteinführung<br />
2003 wurde für die "Amflora"Kartoffel der Antrag auf<br />
Zulassung für den Anbau <strong>und</strong> 2005 für die<br />
Verwendung als Lebens <strong>und</strong> Futtermittel in der EU<br />
gestellt. Nachdem die Sicherheitsbewertung<br />
abgeschlossen war, wurde mit dem Beginn des<br />
kommerziellen Anbaus für 2007 gerechnet. Doch die<br />
Knolle hat sich unter den EUAgrarministern zum<br />
Zankapfel entwickelt. Die Zulassung verzögerte sich,<br />
da keine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten<br />
zustande kam. Nach EURecht fällt die Entscheidung<br />
damit der EUKommission zu. Doch bisher hat der<br />
zuständige EUUmweltkommissar Stavros Dimas<br />
diese weiter hinausgezögert.<br />
Umweltschutzorganisationen lehnen den Anbau ab<br />
Obwohl wiederholte Gutachten der europäische Behörde für<br />
Lebensmittelsicherheit (EFSA) der AmfloraKartoffel bescheinigen, dass im<br />
Vergleich zu herkömmlichen Kartoffeln keine erhöhten Risiken für Mensch, Tier<br />
oder Umwelt zu erwarten sind, lehnen einige Umweltschutzorganisationen den<br />
kommerziellen Anbau der Industriekartoffel strikt ab. Sie befürchten eine<br />
unbeabsichtigte Vermischungen mit herkömmlichen Speise <strong>und</strong> Futterkartoffeln.<br />
Im Web<br />
TransGen:<br />
Zulassungsverfahren gv<br />
Kartoffel EH92 527 1<br />
(Amflora)<br />
EFSA bewertet<br />
Antibiotikaresistenz<br />
Markergene in<br />
gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen (11.06.2009)<br />
Die amylosefreie<br />
Kartoffel<br />
Max Planck Institut für<br />
Züchtungsforschung, Köln<br />
Gentechnik<br />
Der Stand der Dinge:<br />
Gentechnisch veränderte<br />
Kartoffeln<br />
Freisetzungsversuche: EU,<br />
Deutschland, weltweit<br />
Zulassungen <strong>und</strong> Anbau<br />
Am Rande<br />
Kulturpflanze Kartoffel:<br />
Nahrhafte Knolle<br />
Chips, Fritten. Stärke: Das<br />
Ende der traditionellen<br />
Speisekartoffel<br />
Vom fürstlichen<br />
Leckerbissen zum Arme<br />
LeuteGericht<br />
PhytophthoraPilz: Der<br />
trickreiche Schädling