"Kaolingrube Rappauf" als pdf - Ökologisch-Botanischer Garten ...
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Werk wieder besuchte, die leitenden Betriebsangehörigen der Imerys Tableware,<br />
nämlich Herr Günter Grießhammer (Operation Manager Schmelitz) und Frau Cordula<br />
Krebs (Leitung Rohstoffe Schmelitz), an unseren vegetationskundlichen Untersuchungen<br />
Interesse gezeigt und wohlwollende Unterstützung (aktuelle Grubenpläne,<br />
Betretungsgenehmigung) signalisiert.<br />
An dieser Stelle ein Hinweis, warum wir „Feldbotaniker“ überhaupt Interesse an<br />
Flora und Vegetation von Tagebauen haben: Gerade durch den kontinuierlichen Abbau,<br />
durch Bodenverletzungen und sonstige Störungen können botanische Besonderheiten,<br />
die sich auf Sekundärstandorten (Sand-, Sumpf-, Wasserflächen) einfinden,<br />
längerfristig erhalten werden – während sie durch das „Sich-selbst-überlassen“<br />
oft von Ubiquisten überwuchert werden (oder den Rekultivierungsmaßnahmen anheimfallen!).<br />
Diese Aussage darf allerdings keinesfalls verallgemeinert werden. Ein<br />
Gegenbeispiel: Der exzessive Abbau der nordostbayerischen Serpentinite <strong>als</strong> Schottermaterial<br />
(z. B. Wojaleite) führt zu unwiederbringlichen Verlusten an oft einzigartigen<br />
Endemiten: Armeria maritima ssp. serpentini (GAUCKLER) ROTHM., Asplenium<br />
×wojaense JESSEN = A. cuneifolium × A. septentrionale, Saxifraga rosacea ssp. hartii<br />
(D. A. WEBB) D. A. WEBB (Gerstberger unveröff.).<br />
Am 10. Mai 2008 besuchten wir (Verf., H. Schmidt) die beiden Gruben, um a) nach<br />
Frühjahrsblühern zu suchen und b) den aktuellen Stand des Abbaus zu erkunden.<br />
zu a): Die Vegetation war weit zurück, wir sahen keine blühende Agrostis hyemalis.<br />
Es standen nur einige gewöhnliche Frühjahrsblüher, wie Tussilago farfara und<br />
Spergularia rubra in Blüte. Auch später blühende Agrostis-Arten (A. gigantea, A.<br />
capillaris) hatten keine Blütenstände angesetzt. Wir haben auch auf das Sand-<br />
Zwerggras (Mibora minima; Basionym: Agrostis minima L.) geachtet 4 . Sein Vorkommen<br />
in den <strong>Kaolingrube</strong>n können wir wohl ausschließen.<br />
zu b): Das Gelände der Rappaufgrube hatte starke Veränderungen erfahren. Die<br />
Wasserhaltungen (wW, öW) lagen nahezu trocken. Zwei Bagger beluden laufend<br />
Lastwagen, die im Minutentakt das Material aus der Rappaufgrube, die alte Zufahrt<br />
(Zuf) hinauf, zum Werk hinüberfuhren, und zwar bis Pfingstsamstag mittags<br />
(kein Seilbahnbetrieb mehr). Das Abbaugebiet ist stark erweitert worden, im N war<br />
viel Wald gerodet. Im O an der Grubenkante ist vor Jahren eine Infotafel „Geo<br />
Tour Granit“ angebracht worden. Am alten Pumpenhaus (aP) existiert nur noch ein<br />
baufälliger Schuppen, die (ehemaligen) Wassergräben dort liegen bis auf den am<br />
Hangfuß trocken. Der Hang ist jedoch noch durchfeuchtet. Für neue Vegetationsaufnahmen<br />
sind die Verhältnisse derzeit ungünstig.<br />
Geomorphologie<br />
Neben ihrer botanischen Bedeutung sind die beiden Tagebaue, insbesondere die<br />
Rappaufgrube, auch von geomorphologischem Interesse. Sie zeigen uns hier, im<br />
humiden Mitteleuropa, das Relief einer semiariden Landschaft en miniature. Auf dem<br />
unbewachsenen (nackten) Boden kann sich, gefördert durch die beim Abbau entstehenden<br />
steilen Böschungen, die Erosion entfalten. Außer Hangrutschungen, z. B. am<br />
Zufahrtssträßchen, lassen sich die verschiedenen Arten der Abspülung auf nichtbewachsenem<br />
Boden beobachten, nämlich die Grabenerosion (gully erosion), die bis<br />
über mannstiefe Schluchten mit nachbrechenden Wänden erzeugt, die Flächenspülung<br />
(sheet erosion, unconcentrated wash), bei der die feinkörnige kaolinitische Ver-<br />
4 Einziger Fundort in NO-Bayern: Bot. <strong>Garten</strong> Erlangen “quasi sponte“ Schultz Bipontinus 1826! ÖBG<br />
Bayreuth seit etwa 1999 im Binnendünenbeet angesät, sich in milden Wintern, z. B. 2007/08 erhaltend,<br />
sonst nachgesät. Freundliche Auskünfte von Frau Dr. Ulrike Bertram, Kustodin am ÖBG.