"Kaolingrube Rappauf" als pdf - Ökologisch-Botanischer Garten ...
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36<br />
Laichkraut-Gesellschaften in Weihern (Aufn. 77-79)<br />
Die beiden Weiher in der Grube werden, bedingt durch die größere Wassertiefe,<br />
von Schwimmblatt-Gesellschaften des V Nymphaeion aus der Klasse Potamogetonetea<br />
pectinati (Wasserpflanzen-Ges.) besiedelt, und zwar von der Gesellschaft<br />
des Schwimmenden Laichkrautes (Potamogeton natans-Ges.) in einer Ausbildung<br />
mit dem Verkannten (oder Südlichen) Wasserschlauch (Utricularia australis = neglecta)<br />
(OBERDORFER 1977, S. 116 u. Tab. 20, Spalte 22a). Es ist eine extrem artenarme<br />
Gesellschaft nährstoffarmer, saurer Moortümpel. Die Aufn. 77 liegt im Weiher an der<br />
Innenseite der Biegung des Zufahrtsweges, die Aufn. 78 in dem an der Außenseite.<br />
Am Rande des Kaolin“sumpfs“ (Aufn. 79) kommt Utricularia australis o h n e Potamogeton<br />
natans vor (Abb. 45). Hier kann man mit Fug und Recht von einem Utricularietum<br />
australis Müller et Görs 60 sprechen, einer Gesellschaft des Südlichen Wasserschlauchs<br />
(OBERDORFER 1977, S. 76 u. Tab. 15, Spalte 8A = verarmte Ausbildung).<br />
Zwiebelbinsen-Gesellschaft in Tümpeln (Aufn. 80, 81)<br />
Auf oberflächige Wasseransammlungen im (seinerzeit) rezenten Abbaugebiet wirken<br />
sich Niederschlag und Witterung stärker auf die Wassertiefe aus <strong>als</strong> bei den<br />
Weihern. Die Wassertiefe der Aufnahmeflächen betrug 0-60 cm, im Mittel etwa 30<br />
cm, und in diesem Rahmen kann durch Regenfälle und Verdunstung wohl auch der<br />
Wasserstand im Tümpel im Laufe des Jahres schwanken. Vom Ufer aus dringt eine<br />
stark verzweigte Form der Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus) in den Wasserkörper<br />
hinein. Diese verfügt über die Fähigkeit, sich an den Knoten zu bewurzeln und kann<br />
somit nach eventuellem Trockenfallen den Gewässerboden befestigen. Die Juncus<br />
bulbosus-Gesellschaft ist an saure Quell- und Flachmoore gebunden; ihre synsystematische<br />
Stellung innerhalb der K Littorelletea ist aber sehr umstritten: OBERDORFER<br />
(1977, S. 190 f.) stellt sie in den V Eleocharition acicularis Pietsch 66 em. Dierß. 75,<br />
OBERDORFER 1990 u.2001 dagegen, mit einigen anderen Assoziationen 27 , in ein Hydrocotylo-Baldellion<br />
Dierß. et Tx. in Dierß. 72 (= Helodo-Sparganion Br.-Bl. et Tx. 43<br />
ex Oberd. 57). Jedenfalls hat Juncus bulbosus <strong>als</strong> Klassen-Kennart eine breite<br />
soziologische Amplitude und das „Ranunculo-Juncetum bulbosi“ Oberd. 57 kann<br />
nach ihm selbst (!) <strong>als</strong> Assoziation nicht aufrechterhalten bleiben, da es keine eigenen<br />
Charakterarten 28 besitzt. „Im ganzen hat die Juncus bulbosus-Gesellschaft den<br />
Charakter eines Anfangsstadiums, das an Ufern zwar zu einer Dauergesellschaft<br />
werden kann, beim Vorkommen auf offenen, gestörten Torfflächen im Bereich saurer<br />
Quell- und Flachmoore aber immer die Tendenz zeigt, sich zum Caricetum fuscae<br />
oder verwandtem weiterzuentwickeln.“ (OBERDORFER 1977, S. 191). In der Rappaufgrube<br />
hat sich die Juncus bulbosus-Ges. zu einer solchen Dauergesellschaft<br />
stabilisiert. Die Aufn. 81 am Tümpel-Ufer ist mit Pionier- und Ruderalpflanzen angereichert<br />
(Abb. 22).<br />
27<br />
Von ihnen kommen das Pilularietum globuliferae und die Myriophyllum alterniflorum-Gesellschaft in<br />
Nordostbayern vor.<br />
28<br />
Oberdorfer war, wie auch Tüxen, zumindest in seinen späteren Jahren ein Verfechter der „Charakterartenlehre“<br />
– keine Assoziation ohne Charakterarten sei anzuerkennen (!) – und hat mit mir darüber<br />
auch diskutiert. Der Verfasser vertrat und vertritt die Auffassung, daß besonders negativ charakterisierte<br />
Pflanzenbestände, z. B. solche unter ökologisch widrigen (auslesenden) Verhältnissen – auch<br />
o h n e eigene Charakterarten <strong>als</strong> Assoziation anerkannt werden sollten.