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"Kaolingrube Rappauf" als pdf - Ökologisch-Botanischer Garten ...

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dern (Verf. am 15.7.1990 Befliegung mit Motorsegler vom Segelflugplatz Tirschenreuth<br />

des Segelflugclubs Stiftland e. V. aus) und mit den jüngsten Satellitenfotos von<br />

Google Earth (Fig. 2a-c) nicht überein. Für die Auswertung unserer floristischen Angaben<br />

genügt es aber auf jeden Fall, einheitlich die folgenden Gauß-Krüger-<br />

Koordinaten (Rechts-Hoch-Werte) der seinerzeitigen Grubenzentren zugrundezulegen:<br />

Rappaufgrube 45 23680, 55 24310; Schmelitzgrube: 45 24600, 55 24700. Die im Laufe<br />

der Jahre zwangsläufig verlorengegangenen Fundpunkte werden ja laufend durch<br />

neue, nahegelegene andere ersetzt.<br />

Geologischer Großraum, Naturraum<br />

Die beiden Gruben liegen am Westrand der Böhmischen Masse. Die unmittelbare<br />

geologische Unterlage ist grobkörniger Falkenberger Granit. Geomorphologisch ist<br />

das Gelände eine fast ebene Rumpfplatte mit minimalen Höhendifferenzen zwischen<br />

etwa 510 m (Rappauf) bis 505 m ü NN. Die Grubensohlen mit den „Sümpfen“ und<br />

Weiherchen (Wasserhaltungen) liegen etwa 15 m tiefer. Naturräumlich rechne ich<br />

das Gebiet noch zum „Vorderen Oberpfälzer Wald“ (besser: zur Oberpfälzer Rumpfplatte),<br />

amtliche Naturraum-Nr. 401, da man die Waldnaab-Wondreb-Senke (Nr. 396)<br />

– Bindeglied zwischen Fichtelgebirge und Oberpfälzer Wald – am besten auf die tertiären<br />

Überlagerungen beschränkt (Miozän, Tone), um ihren botanischen Besonderheiten<br />

Ausdruck zu verleihen. Unsere beiden Gruben sind zwar tief gelegen, aber<br />

schon außerhalb der miozänen Tone und pleistozänen Schotter.<br />

Standort, Besonderheiten von <strong>Kaolingrube</strong>n<br />

Die Beobachtung hat gezeigt, daß sich gerade auf den von Menschen geschaffenen<br />

Sekundärstandorten wie zum Beispiel Abbaustätten von Bodenschätzen im Tagebau<br />

Pflanzen ansiedeln, die an anderen Orten, wiederum durch den Eingriff des<br />

Menschen, verdrängt wurden. Solche Sekundärstandorte, zu denen u. a. Kies-,<br />

Sand-, Ton- und <strong>Kaolingrube</strong>n zählen, sind deshalb aus gutem Grund Objekte floristischer,<br />

seltener vegetationskundlicher Untersuchungen. <strong>Kaolingrube</strong>n unterscheiden<br />

sich von Kies- wie Tongruben grundlegend durch das Substrat mit seiner in primärer<br />

Lagerstätte breiteren Streuung der Korngrößen (unsortiertes Substrat). Während die<br />

durchlässigen Kiese und Sande schnell zu einer Füllung der Grube mit Grundwasser<br />

führen, bilden sich in Tongruben mit ihren für Wasser fast undurchlässigen Wänden<br />

am Grunde Tümpel aus Niederschlagswasser mit klaren Abgrenzungen.<br />

Die Durchlässigkeit für Grundwasser (hydraulische Leitfähigkeit, Kf-Wert) im Substrat<br />

Kaolin liegt zwischen der für Kiese und Sande einerseits und der für Tone andererseits.<br />

Dies hat zur Folge, daß aus den Wänden Grundwasser aussickert, das hervorragende<br />

Standorte für gefährdete Pflanzenarten abgibt. Die Menge des aussickernden<br />

Grundwassers ist nicht so groß wie etwa bei Sandgruben, so daß <strong>Kaolingrube</strong>n<br />

durch Abpumpen des sich in einem Grundsee („Sumpf“) ansammelnden<br />

Wassers bis weit unter die Grundwasserdruckfläche vertieft werden können. Diese<br />

physikalisch-technischen Bedingungen bilden die Voraussetzungen für die eminente<br />

Bedeutung der <strong>Kaolingrube</strong>n <strong>als</strong> Standorte besonderer Vegetationsformen und<br />

Pflanzenarten.<br />

Erst in jüngerer Zeit wird in Europa zunehmend der naturschutzfachliche Wert von<br />

militärischen Übungsgebieten, die einer Vielzahl von Störungen unterworfen sind, <strong>als</strong><br />

„Inseln der Biodiversität“ erkannt: „Natur- und Artenschutz wird oft <strong>als</strong> der Erhalt von<br />

stabilen und ungestörten Lebensräumen verstanden. Es wird dabei leicht übersehen,<br />

daß sich dynamisch verändernde und regelmäßig gestörte Habitate für eine Vielzahl<br />

von Arten von existenzieller Bedeutung sind.“ – siehe Steven D. WARREN und Reiner

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