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"Kaolingrube Rappauf" als pdf - Ökologisch-Botanischer Garten ...

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übernommen. Schreber gibt <strong>als</strong> Fundorte für die beiden Arten Lokalitäten nördlich des Stadtgebiets<br />

von Leipzig an. Bereits in den älteren Leipziger Floren (z. B. KLETT & RICHTER 1830, PETERMANN 1846,<br />

KUNTZE 1867) und aktuell (GUTTE 2006) sind die beiden Arten dort nicht (mehr) erwähnt worden (Satellitenfoto<br />

Fig. 4). Persönlich habe ich aber keine Zweifel, daß zu Schrebers Zeit Agrostis vinealis auf<br />

trockeneren Böden bei der Kirche Hohen Thekla („in siccioribus ad Schoenfeld templum S. Theclae“)<br />

wuchs. –<br />

Das wertvolle Herbarium der Universität Leipzig ging am 4. Dezember 1943 zusammen mit den Institutsgebäuden<br />

des Botanischen <strong>Garten</strong>s – übrigens des ältesten seiner Art auf deutschem Boden –<br />

im Flammenmeer des großen Luftangriffs auf Leipzig unter* und mit ihm vermutlich auch das Typusexemplar<br />

(der Holotyp) von Agrostis vinealis. Inwieweit andernorts Iso- oder Lectotypen aufzufinden<br />

sind oder ob eine Neotypisierung vorgenommen werden muß, will Privatdozent Dr. Ulrich Meve von<br />

unserem „Verein Flora Nordostbayerns“ bzw. vom Institut für Pflanzensystematik (Direktorin Prof. Dr.<br />

Sigrid Liede-Schumann) an der Universität Bayreuth recherchieren.<br />

*Vergleiche: Grüne Oase inmitten der Stadt. Der Botanische <strong>Garten</strong> Leipzig heute. Hrg. vom Förderkreis<br />

des Botanischen <strong>Garten</strong>s der Universität Leipzig e. V., 2007, Kap. „Ein Rückblick in die Geschichte“<br />

von Matthias SCHWIEGER & Rainer ILG, S. 10.<br />

In der Rappaufgrube fanden wir Agrostis vinealis an mehreren Stellen (siehe Aufnahmen<br />

30, 55-57 sowie Fig. 5-7).<br />

Exkurs zu Agrostis scabra und Agrostis hyemalis<br />

Die in einigen Abgrabungen besonders in den Sandgebieten Nordostbayerns gefundenen, einem<br />

Windhalm ähnlichen zarten Gräser aus der Sektion Trichodium, die bis vor kurzem noch alle für<br />

Agrostis scabra WILLDENOW 1797 (Rauhes Straußgras) gehalten wurden 21 , gehören offensichtlich teilweise<br />

zu Agrostis hyemalis WALTER. Bislang hatte man gemeint, A. hyemalis sei mit A. scabra synonym<br />

und deshalb oft „A. scabra = A. hyemalis auct.“ geschrieben, z. B. noch in der Standardliste<br />

(WISSKIRCHEN & HAEUPLER 1998). Die Vermutung, daß zwei verschiedene Sippen vorliegen könnten,<br />

war zunächst gar nicht aufgekommen. Aus CONERT (1998, S. 336 und 341/342) geht aber klar hervor,<br />

daß in Mitteleuropa b e i d e nordamerikanischen Arten neophytisch aufgetreten sind. Das bedeutet<br />

aber, daß alle Angaben, die nicht expressis verbis dieser oder jener Art zugeschrieben wurden und<br />

nicht durch Herbar belegt sind, überprüft werden müssen.<br />

Agrostis scabra „occurs throughout much of the Manual region“ (BARKWORTH et al., 2007, p. 646)<br />

von der atlantischen bis zur pazifischen Küste und ist dort auch von Kamtschatka bis Japan und Korea<br />

indigen. Die Pflanzen, die zu A. scabra aggregiert werden, seien variabel und oft wüchsen begrannte<br />

und unbegrannte Pflanzen zusammen (vermutlich von einem einzigen Gen gesteuert). Man könne<br />

innerhalb der Art drei Gruppen unterscheiden, die kurz abgehandelt werden. Von den bei uns eingeschleppten<br />

Pflanzen wäre es sicher sinnvoll, Belege zu herbarisieren, die später, wenn die Rassen<br />

schärfer definiert worden sind, vielleicht genauer bestimmt werden könnten. Das Manual bemerkt<br />

schließlich, daß Agrostis scabra oft mit einer Anzahl anderer Arten verwechselt wird: A. mertensii, A.<br />

clavata, A. hyemalis, A. perennans oder A. geminata.<br />

Agrostis hyemalis hat dagegen ihren Schwerpunkt im SO der Vereinigten Staaten. Meldungen aus<br />

dem nördlichen und westlichen Nordamerika dürften auf Verwechslungen mit A. scabra beruhen. Von<br />

A. scabra unterscheide sich A. hyemalis durch ihre kleineren Ährchen und Antheren, durch auffallendere<br />

[more conspicuous] Halmblätter und gedrängtere [more clustered] Ährchen.<br />

Da in STACE, New Flora of the British Isles, Cambridge 1997 (2. Aufl.) die beiden Arten (pag. 873 f.)<br />

behandelt und auch prägnant verschlüsselt sind (und zudem noch die ähnliche australische Agrostis<br />

avenacea), soll dieses Werk zur Artbeschreibung herangezogen werden:<br />

Agrostis scabra WILLD. – Rough Bent [Straußgras]. Tufted [Horste] perennial (often annual with us)<br />

to 60 cm; ligules [Blatthäutchen] ≤ 5 mm, acute to obtuse. those of tillers [Blattscheiden] longer than<br />

wide, panicles [Rispen] very widely spreading at fruiting, resembling those of A. avenacea in shape;<br />

awns [Grannen] 0 or very short; (2n = 42). Intrd; frequent grain-alien [Fremdkorn] now natd in waste<br />

and rough ground and by roads and railways; scattered in Br; N America.<br />

Agrostis hyemalis (WALTER) BRITTON, STERNS & POGGENB. – Small Bent. Tufted perennial (often<br />

annual with us) to 40 cm; differs from A. scabra as in key; (2n = 14, 28). Intrd; wool- and grain-alien<br />

21 NEUMANN Alfred (1960): Ein zweites Vorkommen von Agrostis scabra WILLD. in Mitteleuropa. Ber.<br />

Bayer. Bot. Ges. 33, S. 101-102. – TEYBER J. (1909): Über interessante Pflanzen aus Niederösterreich<br />

und Dalmatien. Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien 50, S. (60)-(68).

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