MaRess_AP4_4.pdf - Wuppertal Institut
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<strong>MaRess</strong> – <strong>AP4</strong>: Unternehmensnahe Instrumente und Ansatzpunkte – Public Efficiency Awareness & Performance<br />
Verband seiner Dienstleistungsfunktion gerecht werden und das Verhältnis zwischen<br />
Mitgliedern und Verband ließe sich festigen, indem den Unternehmen exklusive Informationen<br />
bzw. Problemlösungen u.ä. über den Verband angeboten würden (Helfen<br />
2006; Schulz-Walz 2006). Eine Flankierung des verbandlichen Infrastrukturaufbaus<br />
durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen – insb. finanziell in Form neuer oder angepasster<br />
Förderprogramme, vgl. Förderprogramme (3) – könnte einen Beitrag zum<br />
Abbau von ggf. bestehenden Einstiegsrisiken seitens der Verbände leisten. Denn es<br />
ist zu bedenken, dass auch Verbände rational handeln und bestimmte Kostenfaktoren<br />
auch hier das gesellschaftlich gewünschte Verhalten konterkarieren können. Dilemmata<br />
bestehen letztlich auf allen gesellschaftlichen Ebenen, sodass auch die Rahmenbedingungen<br />
verbandlichen Agierens ggf. anzupassen sind. Die bisherige Zurückhaltung<br />
der Verbände hinsichtlich der Ressourceneffizienzthematik kann insofern gute Gründe<br />
haben, was in den vorgängigen Ausführungen, bspw. unter Bezugnahme auf die geringe<br />
politische Präsenz in diesem Handlungsfeld, bereits betont wurde. Die Einbindung<br />
der Wirtschaft bzw. ihrer Spitzenvertreter im Rahmen einer konzertierten Aktion<br />
soll insofern eine abgestimmte und wirkmächtige Ressourceneffizienzstrategie inkl.<br />
zielgruppenspezifischer Maßnahmeneinleitungen ermöglichen.<br />
Verbandliche Effizienzbüros – Zurück in die Zukunft 8<br />
Als branchenspezifische sowie zugleich unternehmensnahe Anlaufstelle für Unternehmen<br />
im Bereich Ressourceneffizienz werden Effizienzbüros, wie sie bereits vor<br />
rund 100 Jahren unter anderen Bezeichnungen recht erfolgreich bestanden, vorgeschlagen.<br />
An diesen Knotenpunkten laufen insb. alle verbandlichen Ressourceneffizienz-Aktivitäten<br />
branchenspezifisch zusammen, wird verbandliches bzw. Branchen-<br />
Know-how mit Ressourceneffizienzbezug gebündelt und für Verbandsmitglieder bereitgestellt.<br />
Die Generierung neuer Verhaltensangebote für Unternehmen wird hierbei<br />
kontinuierlich angestrengt und teils über Kooperationen mit Externen (vgl. unten: Regionale<br />
Vernetzung) realisiert. Effizienzbüros stellen insgesamt einen Ort der (the-<br />
8 Effizienzbüros bestanden bereits vor gut 100 Jahren. In der Folge des ersten Weltkriegs und der damit<br />
verbundenen Brenn- und Rohstoffknappheit richteten einige Branchen sogenannte „Wärmestellen“<br />
ein, so z.B. die Wärmestelle Düsseldorf des Vereins Deutscher Eisenhüttenwerke oder die Wärmetechnische<br />
Beratungsstelle der deutschen Glasindustrie (WBG). Die zentrale Aufgabe der WBG war<br />
dabei die „Unterstützung der angeschlossenen Glashütten in allen Angelegenheiten der Wärme- und<br />
Energiewirtschaft durch Begutachtung, Beratung, Klärung wichtiger Fragen und Sammlung einschlägiger<br />
Zahlen und Erfahrungen.“ (RKW 1930, 37 f.) Neben der enormen Rohstoffknappheit sorgte die<br />
drohende staatliche Intervention dafür, dass sich die Unternehmen gezwungen sahen, die bestehenden<br />
Berührungs- und Konkurrenzängste zumindest teilweise zu überwinden und gemeinsam für eine<br />
rasche Leistungssteigerung der Betriebe zu sorgen, womit die entstehenden Wärmestellen auch als<br />
„Kinder der Not“ beschrieben werden können (Kleinschmidt 1993, 143). Neben der Ausbildung von<br />
Wärmeingenieuren leisteten diese Wärmestellen bspw. auch Unterstützung bei der Errichtung betrieblicher<br />
Wärmestellen (ebd., 143). Die Wärmestelle der Deutschen Keramischen Gesellschaft beispielsweise<br />
verpflichtete sich, „[...] Spezialkräfte auszubilden und in dem jeweils erforderlichen Umfang<br />
für die Bearbeitung der Mitgliedwerke zur Verfügung zu stellen.“ (RKW 1930, 603). In den Wärmestellen<br />
flossen insgesamt „[...] die Erfahrungen einer bestimmten Industrie auf dem Gebiet der<br />
Wärmeversorgung [...]“ (RKW 1930, 600) zusammen. Neben der ökonomischen sowie politischen<br />
Notwendigkeit stellen gegenseitiges Vertrauen und ein sorgsamer Umgang mit den Betriebsdaten<br />
zentrale Voraussetzungen eines erfolgreichen Erfahrungsaustauschs und der Zusammenarbeit dar.<br />
Vgl. auch Schmidt / Görlach (2010).<br />
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