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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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15<br />

Nach Thomas von Aquin (+ 1274) ist es <strong>die</strong> Liebe, <strong>die</strong> in uns geordnet wird durch<br />

<strong>die</strong> Tugendlehre 46 . Nach ihm erhält <strong>die</strong> Liebe durch <strong>die</strong> Tugenden <strong>ihre</strong> geordnete Anwendung.<br />

Dabei sind, so stellt er fest, <strong>das</strong> F<strong>und</strong>ament aller Tugenden, der gnadenhaft<br />

geschenkten wie auch der erworbenen Tugenden, <strong>die</strong> natürlichen Anlagen, <strong>die</strong> jedoch<br />

verschieden sind bei den verschiedenen Menschen, sofern es günstigere Dispositionen<br />

gibt <strong>für</strong> <strong>das</strong> sittliche Leben <strong>und</strong> weniger günstige 47 . Wörtlich lesen wir bei ihm: „Die<br />

Tugenden vollenden uns dazu, auf gebührende Weise unseren naturhaften Neigungen<br />

zu folgen“ 48 . Dabei muss sich <strong>die</strong> Tugend immer mit der Vernunft verbünden, damit<br />

sie nicht zerstörerisch ist, <strong>und</strong> stets erfolgt <strong>die</strong> Vollendung der Tugend daher von der<br />

Vernunft her 49 . Statt von Vernunft können wir hier auch von Klugheit sprechen, von<br />

der Tugend der Klugheit 50 .Thomas von Aquin bringt in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>das</strong><br />

eindrucksvolle Bild von dem blinden Ross, wenn er erklärt: Ein dahinstürmendes<br />

Ross, <strong>das</strong> blind ist, wird umso heftiger aufprallen <strong>und</strong> sich verletzen, je kraftvoller es<br />

dahinstürmt 51 .<br />

Faktisch erlangen wir auch <strong>die</strong> natürlichen Tugenden nicht ohne <strong>die</strong> Gnade Gottes,<br />

weil Gott uns immer <strong>und</strong> überall mit seiner helfenden Gnade beisteht, will er doch <strong>das</strong><br />

Heil der Menschen, aber prinzipiell können wir <strong>die</strong>se Art von Tugenden auch ohne <strong>die</strong><br />

besondere Gnadenhilfe Gottes erlangen. Anders ist <strong>das</strong> bei den übernatürlichen Tugenden,<br />

wenngleich wir auch hier mitwirken müssen mit der Gnade Gottes. Wenn wir <strong>das</strong><br />

Geschenk Gottes nicht annehmen, so ist es unwirksam. Annehmen, <strong>das</strong> bedeutet, <strong>das</strong>s<br />

wir – um im Bilde zu sprechen – mit dem Kapital arbeiten. Der Knecht, der im Evangelium<br />

sein Talent vergraben hatte, wird als ein Nichtswürdiger gescholten <strong>und</strong> verworfen<br />

(Mt 25, 25).<br />

Die Tugenden fallen unter <strong>das</strong> große Gebiet des sittlichen Handelns des Menschen, des<br />

ethischen Tuns des Menschen, der Moral. Für viele, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Religion verloren haben,<br />

<strong>die</strong> keinen Glauben mehr haben, ist <strong>die</strong> Moral noch ein gewisser Halt, erhält ihr Leben<br />

noch einen gewissen Sinn durch <strong>das</strong> sittliche Handeln. In der Zeit der Aufklärung, im<br />

18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert reduzierten liberale Theologen den christlichen Glauben bewusst<br />

auf <strong>die</strong> darin enthaltene Moral. Es gibt hohe ethische Normen <strong>und</strong> eindrucksvol-<br />

46<br />

Thomas von Aquin, Summa Theologiae I/II, q. 55, a 1 ad 4.<br />

47<br />

Ders., Quaestiones disputatae de veritate, q. 16, a 2, ad 5.<br />

48<br />

Ders., Summa Theologiae II/II, q. 108, a. 2.<br />

49<br />

Ders., Quaestiones disputatae de virtutibus in communi, 8.<br />

50<br />

Ebd. 6.<br />

51<br />

Thomas von Aquin, Summa Theologiae I/II, q. 58, a. 4, ad 3.

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