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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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aus dem Eifer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gerechtigkeit <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gemeinwohl bzw. aus dem Bestreben,<br />

den angerichteten Schaden wieder gut zu machen 146 .<br />

Als sittliche Tugend ist <strong>die</strong> Gerechtigkeit der beständige <strong>und</strong> feste Wille, Gott <strong>und</strong> dem<br />

Nächsten <strong>das</strong> zu geben, was ihnen gebührt. Die Tugend der Gerechtigkeit gegenüber<br />

Gott bezeichnet man auch als <strong>die</strong> Tugend der Gottesverehrung, als <strong>die</strong> „virtus religionis“.<br />

Die Gerechtigkeit gegenüber Menschen ordnet darauf hin, <strong>die</strong> Rechte eines jeden<br />

zu achten <strong>und</strong> in den menschlichen Beziehungen jene Harmonie herzustellen, welche<br />

der Rechtschaffenheit gegenüber den Personen <strong>und</strong> gegenüber dem Gemeinwohl förderlich<br />

ist. Im Blick auf <strong>die</strong> Heilige Schrift verbindet sich damit <strong>die</strong> Rechtheit <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Geradheit des Denkens 147 .<br />

Die Gerechtigkeit unterscheidet sich von den anderen Tugenden dadurch, <strong>das</strong>s sie den<br />

Menschen in den Dingen ordnet, <strong>die</strong> den anderen angehen 148 . Sie hat es mit dem anderen<br />

zu tun 149 . Sie konstatiert: „Es gibt den anderen, der nicht ist wie ich, <strong>und</strong> dem dennoch<br />

<strong>das</strong> Seinige zusteht“ 150 . Der Gerechte lässt den anderen als anderen gelten <strong>und</strong><br />

weiß, <strong>das</strong>s er ihm etwas schuldet <strong>und</strong> <strong>das</strong>s er ihm <strong>die</strong> Schuldigkeit zu leisten hat.<br />

Was <strong>die</strong> Gerechtigkeit wesenhaft von der Liebe unterscheidet, <strong>das</strong> ist <strong>ihre</strong> Erzwingbarkeit<br />

durch <strong>die</strong> zuständige Gewalt. In der Gerechtigkeit geht es, anders als in der Liebe,<br />

um Rechte, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se sind <strong>ihre</strong>rseits klar umschrieben, zumindest gr<strong>und</strong>sätzlich. Faktisch<br />

ist <strong>die</strong> Erzwingbarkeit allerdings nicht immer gegeben, <strong>und</strong> prinzipiell ist sie vor<br />

allem problematisch bei der sozialen Gerechtigkeit, weil hier <strong>die</strong> Umgrenztheit nicht<br />

immer so deutlich wird <strong>und</strong> weil hier der Spielraum größer ist bzw. weil in ihr <strong>die</strong> Haltung<br />

der Liebe mehr angesprochen ist als bei den anderen Formen der Gerechtigkeit 151 .<br />

Sie, <strong>die</strong> Liebe, überbietet <strong>und</strong> übersteigt <strong>die</strong> Gerechtigkeit. Und letztlich bedarf <strong>die</strong><br />

Gerechtigkeit <strong>ihre</strong>r. Allein auf der Basis der Gerechtigkeit gedeiht eine Gemeinschaft<br />

nur schmählich 152 .<br />

146 vgl. Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 512 – 517.<br />

147 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1807.<br />

148 Thomas von Aquin, Summa Theologiae II/II, q. 57, a. 1.<br />

149 Josef Pieper, Das Viergespann, Freiburg 1970, 81.<br />

150 Joachim Piegsa, Der Mensch – <strong>das</strong> moralische Lebewesen , St. Ottilien 1996, 498.<br />

151 Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 517 f.<br />

152 Joachim Piegsa, Der Mensch – <strong>das</strong> moralische Lebewesen , St. Ottilien 1996, 498 f.

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