die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
55<br />
<strong>für</strong> seine Gabe Gleichwertiges zu geben. Verletzt wird <strong>die</strong> Tauschgerechtigkeit<br />
durch den Diebstahl, den Betrug <strong>und</strong> <strong>die</strong> ungerechte Schädigung.<br />
In der allgemeinen oder legalen Gerechtigkeit geht es um <strong>das</strong> Gemeinwohl. Die allgemeine<br />
oder legale Gerechtigkeit verpflichtet <strong>die</strong> Gemeinschaft wie auch den Einzelnen.<br />
Die Träger der Gewalt üben <strong>die</strong>se Gerechtigkeit, indem sie Gesetze erlassen, <strong>die</strong> <strong>das</strong><br />
Gemeinwohl fördern, <strong>die</strong> Untertanen üben sie, indem sie <strong>die</strong> gegebenen Gesetze mit<br />
Rücksicht auf <strong>das</strong> Gemeinwohl treu <strong>und</strong> sinnvoll erfüllen.<br />
Die austeilende Gerechtigkeit verpflichtet <strong>die</strong> Gemeinschaft <strong>und</strong> ist auf <strong>das</strong> private<br />
Wohl der Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaft ausgerichtet. Sie regelt <strong>das</strong> Ausmaß<br />
der Vorrechte, der Hilfen, der Lasten <strong>und</strong> der Pflichten <strong>für</strong> den Einzelnen, sofern er ein<br />
Glied der menschlichen Gemeinschaft oder der <strong>die</strong>se Gemeinschaft zergliedernden<br />
Gemeinschaften ist. Der Einzelne hat Gr<strong>und</strong>rechte gegenüber der Gemeinschaft, <strong>die</strong><br />
ihm <strong>die</strong>se gewähren <strong>und</strong> garantieren muss. Er übt <strong>die</strong> austeilende Gerechtigkeit als<br />
Tugend, indem er sich mit der gerechten Verteilung der Lasten <strong>und</strong> Vorrechte zufrieden<br />
gibt <strong>und</strong> keine unangemessenen Ansprüche stellt. Die austeilende Gerechtigkeit<br />
spielt eine besondere Rolle in einer demokratischen Verfassung, bei den Trägern der<br />
Gewalt wie auch bei den Staatsbürgern.<br />
Die Gemeinwohlgerechtigkeit bezeichnet man auch als soziale Gerechtigkeit. In ihr<br />
geht es in erster Linie um <strong>die</strong> naturhaften Rechte der Gemeinschaft <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Glieder.<br />
Die soziale Gerechtigkeit richtet ihr Augenmerk vor allem auf <strong>die</strong> wirtschaftlich <strong>und</strong><br />
politisch Schwachen, auch wenn sie nichts zu geben vermögen, haben sie dennoch<br />
naturhafte Rechte gegenüber der Gemeinschaft.<br />
In manchem fällt <strong>die</strong> soziale Gerechtigkeit zusammen mit der allgemeinen oder legalen<br />
Gerechtigkeit <strong>und</strong> mit der austeilenden Gerechtigkeit, sie greift jedoch über <strong>die</strong>se Formen<br />
der Gerechtigkeit hinaus, sofern dem Bedürftigen naturhafter Weise <strong>das</strong> zusteht,<br />
was er braucht, um menschenwürdig zu leben. In gewisser Weise kann man sagen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong> soziale Gerechtigkeit um der Liebespflichten willen erfolgt, vor allem aber<br />
hebt <strong>die</strong> Gemeinwohlgerechtigkeit oder <strong>die</strong> Gemeinschaftsgerechtigkeit jene Gerechtigkeitsverpflichtungen<br />
hervor, <strong>die</strong> unmittelbar aus der sozialen Natur des Menschen<br />
wie aus der sozialen Zweckbestimmung der Erdengüter erfließen. Das bringt etwa <strong>für</strong><br />
den Reichen <strong>die</strong> Verpflichtung mit sich, unter Umständen auf wohl erworbene Rechte