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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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23<br />

macht uns frei, <strong>das</strong> Laster macht uns zu Sklaven. „Die tugendliche Tat ist nichts<br />

anderes als der gute Gebrauch des freien Willens“, erklärt Thomas von Aquin (+<br />

1274) 65 .<br />

Das Gegenbild der Tugend ist <strong>das</strong> Laster, <strong>das</strong> heißt <strong>die</strong> in der dauernden Sünde verfestigte<br />

Geneigtheit zum Bösen. Die alte Kirche führte alle Laster zurück auf <strong>die</strong> Ursünde<br />

der „superbia“, auf den Hochmut, auf <strong>die</strong> Selbstvergötzung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Selbstverkrampfung.<br />

Der Hochmut gründet zutiefst in der Unwahrhaftigkeit, in der Lüge, <strong>und</strong> er ist<br />

eine Paro<strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Liebe. Das Laster entsteht <strong>für</strong> gewöhnlich aufgr<strong>und</strong> einer Disposition<br />

im sinnlich-seelischen Bereich. Sein Ansatzpunkt liegt in den Gr<strong>und</strong>strebungen<br />

des Menschen nach Genuss, Macht <strong>und</strong> Besitz. Die vorhandene Disposition entfaltet<br />

sich in wiederholten Fehlentscheidungen, wenn wir immer neu der entsprechenden<br />

Sünde verfallen. Dann tritt schließlich ein Automatismus ein, in der <strong>die</strong> sittliche Freiheit<br />

am Ende völlig aufgehoben ist. Immer ist es so, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Sünde den Menschen<br />

versklavt.<br />

Die Tugendkataloge haben eine lange Geschichte. Bei ihnen handelt es sich um Leitbilder,<br />

<strong>die</strong> aus der Sicht bewährter Lebenserfahrung erstellt wurden. Handelt es sich<br />

um christliche Tugendkataloge, so wird in sie <strong>die</strong> Dimension des christlichen Glaubens<br />

einbezogen. In jedem Fall stellt sich der tugendhafte Mensch gegen den Zeitgeist.<br />

Im Neuen Testament begegnet uns eine Reihe solcher Tugend- <strong>und</strong> Lasterkataloge. Im<br />

Galaterbrief werden folgende Tugenden aufgezählt: Liebe, Freude, Friede, Geduld,<br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit, Güte, Treue, Milde, Keuschheit (Gal 5, 22). Zuvor wird dort eine Reihe<br />

von Lastern genannt, nämlich Selbstsucht, Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung,<br />

Götzen<strong>die</strong>nst, Zauberei, Feindschaft <strong>und</strong> Streit, Missgunst, Ausbrüche des Zornes,<br />

Rechthaberei, Entzweiung, Spaltung, Neid, Zechen <strong>und</strong> Prassen (Gal 5, 19 - 21). Hier<br />

werden <strong>die</strong> Tugenden als Früchte des Heiligen Geistes bezeichnet. Im Kolosserbrief<br />

haben wir einen weiteren Tugendkatalog, wenn da <strong>die</strong> Tugenden Erbarmen, Güte,<br />

Demut, Sanftmut, Geduld, Vergebungsbereitschaft <strong>und</strong> Liebe genannt werden (Kol 3,<br />

12 -14). Ein weiterer Tugendkatalog begegnet uns im Epheserbrief. Da werden als<br />

Tugenden genannt <strong>die</strong> Demut, <strong>die</strong> Milde, <strong>die</strong> Langmut, <strong>das</strong> gegenseitige Sich-in-Liebe-<br />

Ertragen, <strong>die</strong> Einigkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Friedfertigkeit (Eph 4, 3). Im Philipperbrief heißt es<br />

dann im Blick auf <strong>die</strong> Tugenden: “Richtet euer Sinnen <strong>und</strong> Trachten auf <strong>das</strong>, was wahr<br />

65 Ebd.

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