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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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64<br />

hofft“ 166 . Das heißt: Es gibt auch keine Tapferkeit ohne <strong>die</strong> Kardinaltugend der<br />

Klugheit.<br />

Man kann indessen unter Umständen tapfer kämpfen <strong>für</strong> eine schlechte Sache, <strong>die</strong> man<br />

irrtümlicherweise <strong>für</strong> gut hält, wobei man erst hinterher erkennt, wo<strong>für</strong> man sich da<br />

eingesetzt hat. Millionen deutscher Soldaten haben im letzten Weltkrieg tapfer gekämpft.<br />

Sie haben nicht geahnt, <strong>das</strong>s sie im Dienst eines Verbrechers oder eines<br />

Wahnsinnigen standen. Im Mai 1945 sagte ein junger Hauptmann - durch <strong>und</strong> durch<br />

Soldat <strong>und</strong> ohne jeden Hang zum Problematisieren - : „Wenn ich nach <strong>die</strong>sen fünfeinhalb<br />

Jahren Eines gelernt habe, dann ist es <strong>die</strong>s: Es gibt den Teufel“. Was wollte er<br />

damit sagen? Er wollte damit sagen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Böse einem oft als etwas Gutes dargestellt<br />

wird, ohne <strong>das</strong>s man <strong>das</strong> erkennt. Der Teufel ist der „Durcheinanderwerfer“, der<br />

„diabolos“, wie es im Griechischen heißt, er ist der Vater der Lüge, der Lügner von<br />

Anbeginn, wie Christus in nennt (Joh 8,44; vgl. 1 Joh 3,5). In <strong>die</strong>sem Sinne war Hitler<br />

ein äußerst brauchbares Werkzeug <strong>für</strong> ihn. Der Hauptmann - ist er nun tapfer gewesen?<br />

Oder war es gar Mangel an Tapferkeit, <strong>das</strong>s er <strong>die</strong> Ungerechtigkeit des Krieges <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Lüge des Nationalsozialismus nicht erkannt hatte? Von seinem zehnten Lebensjahr an<br />

war ihm der Glaube an den „Führer“ <strong>und</strong> an den Nationalsozialismus eingeimpft worden.<br />

Vielleicht sind ihm auch hin <strong>und</strong> wieder Zweifel gekommen, aber er hat sie dann<br />

unterdrückt, weil er <strong>die</strong> Wahrheit nicht aushalten konnte <strong>und</strong> wollte oder weil er <strong>die</strong><br />

Konsequenzen <strong>für</strong>chtete, wenn er sich von <strong>die</strong>sem Regime abgewandt hätte. Ob dem<br />

so ist, <strong>das</strong> ist schwer zu beurteilen. Fest steht: Der Mensch ist verführbar? Und <strong>die</strong> Lüge<br />

ist mächtig, auch <strong>heute</strong>.<br />

Tapfer ist der, der den Mut hat, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahrheit <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute zu kämpfen, der<br />

dabei <strong>die</strong> Furcht vor Verw<strong>und</strong>ungen überwindet. Für den rechten Weg, als den Christus<br />

sich bezeichnet, setzt der Tapfere alles ein, notfalls gar <strong>das</strong> Leben. In den ersten<br />

drei Jahrh<strong>und</strong>erten wurde <strong>die</strong> Kirche Christi grausam verfolgt. Aber auch später ist sie<br />

immer wieder verfolgt worden, eigentlich in allen Jahrh<strong>und</strong>erten. Die Kirche Christi ist<br />

<strong>die</strong> Kirche des Kreuzes. Eine Unzahl von Märtyrern hat <strong>das</strong> Evangelium mit dem Leben<br />

bezeugt. „Das Blut der Märtyrer ist der Same neuer Christen“ schreibt der Kirchenschriftsteller<br />

Tertullian 167 . Der Geist des Martyriums ist <strong>die</strong> verborgene Kraft der<br />

Kirche. Das gilt nicht nur <strong>für</strong> <strong>das</strong> christliche Altertum.<br />

166<br />

Josef Pieper, Kleines Lesebuch von den Tugenden des menschlichen Herzens, Stuttgart 1988, 27.<br />

167<br />

Tertullian, Apologeticus, cap. 50.

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