die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
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selbstlose Selbstbewahrung, Unzucht ist Selbstzerstörung<br />
Entartung der auf Selbstbewahrung zielenden Kräfte“<br />
durch selbstische<br />
204 .<br />
Auf Selbstbewahrung des leiblichen Lebens zielt der Trieb nach Speise <strong>und</strong> Trank, auf<br />
Selbstbewahrung der menschlichen Gattung zielt der Geschlechtstrieb. Diese Triebe<br />
wirken in dem Maße zerstörerisch im Hinblick auf <strong>das</strong> leibliche Leben des Individuums<br />
<strong>und</strong> der Art wie auch im Hinblick auf <strong>das</strong> gesamte seelische Gefüge <strong>und</strong> auf <strong>das</strong><br />
übernatürliche Heil des Menschen, in dem sie zum Selbstzweck gemacht <strong>und</strong> aus der<br />
Ordnung des Ganzen herausgerissen werden. Der Sinn der Tugend der Mäßigung ist<br />
<strong>die</strong> Ordnung der Urtriebe des Menschen nach Selbsterhaltung <strong>und</strong> Arterhaltung, nicht<br />
nur in sich, sondern auch im Hinblick auf <strong>das</strong> Gesamtziel des Menschen.<br />
Im weiteren Sinne hat <strong>die</strong> Tugend der Mäßigung dann <strong>die</strong> Aufgabe, alle Affekte <strong>und</strong><br />
<strong>das</strong> Seelenleben überhaupt im Gleichgewicht zu halten. Das muss geschehen durch<br />
Selbstbeobachtung <strong>und</strong> durch bewusste Arbeit an sich selbst.<br />
Die Tugend der Zucht <strong>und</strong> des Maßes bezieht sich zunächst auf <strong>die</strong> beiden Tugenden<br />
der Mäßigkeit in Speise <strong>und</strong> Trank <strong>und</strong> der Keuschheit. Darüber hinaus umfasst sie<br />
jedoch alle Bereich des menschlichen Lebens, in denen es um <strong>die</strong> Selbstbeherrschung<br />
<strong>und</strong> um <strong>die</strong> Selbsterziehung geht.<br />
Notwendig ist <strong>die</strong> Tugend der Zucht <strong>und</strong> des Maßes als eine besondere Tugend, weil<br />
der Mensch durch <strong>die</strong> Ursünde in Unordnung geraten ist. Diese zeigt sich vor allem<br />
darin, <strong>das</strong>s er seither geneigt ist, im Gegensatz zu seiner eigenen Natur sich selbst<br />
mehr zu lieben als Gott, seinen Schöpfer 205 . „In dem Maße, als der Mensch sich selbst<br />
mehr liebt als Gott, liebt er sich selbst in ungeordneter Weise <strong>und</strong> kommt dadurch mit<br />
sich selbst in Unordnung“ 206 . Daraus folgt, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> erste Voraussetzung der Tugend<br />
der Mäßigung <strong>die</strong> Hinwendung des Blicks auf Gott ist <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Arbeit an sich<br />
selbst. Die Tugend der Zucht <strong>und</strong> des Maßes lernen wir also mit dem Blick auf Gott<br />
<strong>und</strong> auf uns selbst. Die entscheidenden Wege zur Gewinnung <strong>die</strong>ser Tugend sind neben<br />
der Selbstbeobachtung <strong>die</strong> Selbstüberwindung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Abtötung. Abzutöten ist<br />
204 Josef Pieper, Das Viergespann. Klugheit - Gerechtigkeit - Tapferkeit - Maß, München 1964, 207;<br />
vgl. ders., Zucht <strong>und</strong> Maß. Über <strong>die</strong> vierte Kardinaltugend, Leipzig 1939, 14.<br />
205 Ders., Zucht <strong>und</strong> Maß. Über <strong>die</strong> vierte Kardinaltugend, Leipzig 1939, 18.<br />
206 Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 526.