die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
53<br />
Dem Recht entspricht <strong>die</strong> Gewährung des Rechtes. Wer jemanden <strong>das</strong> Recht vorenthält,<br />
verfehlt sich gegen ihn. Wir sagen: Es ist besser Unrecht zu erleiden, als Unrecht<br />
zu tun. Das Recht ist unabdingbar, <strong>die</strong> Gerechtigkeit gehört wesentlich zum Richtigsein<br />
des Menschen dazu.<br />
Die Unabdingbarkeit des Rechtes gründet in der Natur dessen, dem etwas zusteht. Nur<br />
ein Mensch kann Träger von Rechten sein, nur einem personalen Wesen kann etwas<br />
unabdingbar zustehen. Ein H<strong>und</strong> etwa hat keine Rechte, <strong>und</strong> eine Katze hat nicht etwas<br />
ihr Zustehendes. Es ist <strong>die</strong> menschliche Natur, in der <strong>das</strong> Recht des Menschen <strong>und</strong> von<br />
daher <strong>die</strong> Gerechtigkeitspflicht ihm gegenüber gründet. Gibt es keine menschliche Natur,<br />
kann auch der Mensch nicht Träger von Rechten sein. Dann kann man mit dem<br />
Menschen machen, was man will. Faktisch gehen davon alle Diktaturen aus.<br />
Der Mensch ist seiner Natur nach Person, ein um seiner eigenen Vollkommenheit willen<br />
existierendes Wesen. Das ist der eigentliche Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s ihm etwas zusteht,<br />
<strong>das</strong> er Träger von unabdingbaren Rechten ist, von Rechten, <strong>die</strong> jeden Partner verpflichten,<br />
zumindest insoweit als sie respektiert werden müssen <strong>und</strong> nicht verletzt werden<br />
dürfen.<br />
Nur dann können Recht <strong>und</strong> Gerechtigkeit begründet werden, wenn <strong>die</strong> Personalität<br />
des Menschen uneingeschränkt als etwas Wirkliches angesehen wird.<br />
Der tiefste Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Personalität des Menschen <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> daraus resultierenden<br />
Rechte der Person ist aber Gott selber, der den Menschen geschaffen hat. Als Geschöpf<br />
Gottes ist der Mensch Träger von Rechten, <strong>und</strong> weil der Mensch Geschöpf Gottes ist,<br />
deshalb hat er <strong>die</strong> unbedingte Verpflichtung, dem anderen <strong>das</strong> ihm Zustehende zu geben.<br />
Solche Gedanken müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, gerade <strong>heute</strong>, weil<br />
sie in der Gegenwart nicht selten angefochten werden, faktisch oder auch theoretisch.<br />
Überhaupt müssen f<strong>und</strong>amentale Wahrheiten immer wieder bedacht werden, damit sie<br />
<strong>ihre</strong> Fruchtbarkeit nicht verlieren. Sonst könnte es geschehen, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Ungerechten<br />
nicht mehr wissen, <strong>das</strong>s den Menschen unabdingbare Rechte zustehen <strong>und</strong> <strong>das</strong>s <strong>die</strong><br />
Opfer nicht mehr sagen können, wieso ihnen eigentlich Unrecht geschieht 141 .<br />
141 Josef Pieper, Das Viergespann (Herder-Bücherei 361), Freiburg 1964, 67 - 80.