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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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(Spr 16, 32). Diese Stelle des Alten Tes- tamentes muss Thomas von Aquin im<br />

Auge gehabt haben, als er feststellte: „Wer tapfer ist, der ist auch geduldig“ 183 <strong>und</strong><br />

„Das entscheidende Element der Tapferkeit ist <strong>die</strong> Geduld, <strong>das</strong> unbewegliche Feststehen<br />

in der Gefahr, es ist bedeutsamer als <strong>das</strong> Angreifen“ 184 .<br />

Standhalten ist in jedem Falle schwerer als <strong>das</strong> Angreifen <strong>und</strong> zwar aus einem dreifachen<br />

Gr<strong>und</strong>: 1. Wer standhält, der steht, so scheint es, gegen einen überlegenen Angreifer,<br />

wer aber angreift, der geht selber vor auf <strong>die</strong> Weise des Stärkeren; es ist aber<br />

schwerer gegen einen Stärkeren zu kämpfen als gegen einen Schwächeren. 2. Wer<br />

standhält, der spürt <strong>die</strong> Gefahr schon als gegenwärtig, wer aber angreift, <strong>für</strong> den ist sie<br />

noch in der Zukunft; es ist jedoch schwerer, vom Gegenwärtigen nicht erschüttert zu<br />

werden als vom Künftigen. 3. Standhalten schließt zeitliche Dauer ein, angreifen indessen<br />

kann einer aus plötzlichem Antrieb. Es ist aber schwerer, lange unerschüttert zu<br />

verharren als in plötzlicher Bewegung auf ein steiles Ziel loszugehen 185 .<br />

Nun könnte man sagen, <strong>die</strong> Tapferkeit rage hervor unter allen Tugenden, sie sei <strong>die</strong><br />

höchste der Tugenden, da doch <strong>die</strong> Tugend immer bezogen sei auf <strong>das</strong> Schwere <strong>und</strong><br />

auf <strong>das</strong> Gute, in der Tapferkeit gehe es aber um <strong>das</strong> Schwerste, muss doch der Tapfere<br />

unter Umständen auch <strong>das</strong> höchste der irdischen Güter, <strong>das</strong> Leben, einsetzen. So könnte<br />

man sagen, <strong>die</strong>se Tugend, <strong>die</strong> Tapferkeit, sei <strong>die</strong> größte unter allen Tugenden. Darauf<br />

ist jedoch zu sagen: Das Wesen der Tugend liegt mehr im Guten als im Schweren.<br />

Die Größe einer Tugend ist daher mehr zu bemessen nach dem Begriff des Guten als<br />

nach dem Begriff des Schweren 186 . Wenn etwa ein Mensch sein Leben hingibt <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Wahrheit <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute, so liegt <strong>die</strong> Größe <strong>die</strong>ses seines Martyriums nicht darin,<br />

<strong>das</strong>s er den Tod auf sich nimmt, <strong>das</strong>s er sein Leben hingibt, sondern darin, <strong>das</strong>s er sein<br />

Leben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahrheit <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute einsetzt 187 . Daher hängt <strong>die</strong> Tugend der Tapferkeit<br />

immer auch ab von der Gerechtigkeit. Ich sprach bereits davon, <strong>das</strong>s man auch<br />

tapfere Taten vollbringen kann, um zu glänzen 188 . Ja, es ist denkbar, <strong>das</strong>s einer den<br />

Tod weniger <strong>für</strong>chtet, als er ihn <strong>für</strong>chten sollte 189 . Dann ist er nicht tapfer im Sinne der<br />

183 Thomas von Aquin, Summa Theologiae I/II, q. 66, a. 44. ad 2.<br />

184 Ebd., II/II q. 123, a. 6.<br />

185 Vgl. ebd., a. 6 ad 1.<br />

186 Ebd., a. 12 ad 2.<br />

187 Ebd., q. 124, a. 3.<br />

188 Ebd., q. 131, a. 1 ad 2.<br />

189 Ebd., q. 126, a. 1.

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