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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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22<br />

Wir beobachten <strong>heute</strong> auf jeden Fall eine grandiose Verfremdung des Christentums,<br />

auch des Christentums katholischer Provenienz. Das ist der Schlüssel zum Verständnis,<br />

so kann man vielleicht sagen, des doktrinären <strong>und</strong> des ethischen Zusammenbruchs<br />

des Christentums, in der <strong>die</strong> innere Kontinuität, <strong>die</strong> stets <strong>das</strong> entscheidende Moment<br />

aller Veränderung <strong>und</strong> Anpassung im Christentum gewesen ist, preisgegeben wird.<br />

Das gilt <strong>für</strong> <strong>das</strong> Weltbild, <strong>das</strong> gilt aber auch <strong>für</strong> <strong>das</strong> Menschenbild. Dem neuen gnostischen<br />

Menschenbild wollen wir hier in <strong>die</strong>sen Tagen <strong>das</strong> christliche Menschenbild<br />

entgegenstellen, wie es maßgeblich seit dem Beginn unserer Zeitrechnung <strong>und</strong> wie es<br />

sich in den Jahrh<strong>und</strong>erten der Geschichte der Kirche entfaltet hat. Das christliche Menschenbild,<br />

so können wir in <strong>die</strong>sen drei Tagen unsere Überlegungen überschreiben.<br />

Die Tugend macht den Menschen glücklich, nicht nur in der Ewigkeit, sondern auch in<br />

<strong>die</strong>ser Erdenzeit. „Was meinst du: wer ist am glücklichsten?“ fragte einst König Karl<br />

IX. von Frankreich den Dichter Torquato Tasso. „Gott“, antwortete der. Der König<br />

daraufhin: „Nun ja, aber unter den Menschen?“ Der Dichter: „Der Gott am ähnlichsten<br />

ist“. Darauf fragte der König den Dichter: „Gut; wie werden denn <strong>das</strong>? Durch Macht,<br />

durch ein großes Reich?“ „Nein“, antwortete Torquato Tasso, „sondern durch Übung<br />

der Tugenden“ 62 .<br />

Der griechische Weise Sokrates wurde einst von einem Fre<strong>und</strong> gefragt, ob er den persischen<br />

Großkönig <strong>für</strong> glücklich halte. Der Weise antwortete: „Ich weiß nicht, wie viel<br />

Weisheit <strong>und</strong> Tugend er hat; ich weiß nur, <strong>das</strong>s nur <strong>die</strong>se den Menschen glücklich machen“<br />

63 .<br />

Die Tugend garantiert uns nicht nur <strong>das</strong> Glück der Ewigkeit, sondern auch <strong>die</strong>ser unserer<br />

irdischen Lebenszeit. Das vergessen wir des öfteren. Darauf macht der berühmte<br />

Sozialbischof des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts Bischof Emmanuel von Ketteler aufmerksam in<br />

einer Predigt, wenn er sagt: „Man denkt bei den christlichen Tugenden mit Recht vor<br />

allem daran, <strong>das</strong>s sie der Weg zum Himmel sind. Man erkennt aber oft zu wenig, <strong>das</strong>s<br />

sie auch der rechte Weg zu unserem irdischen Glück, ja, <strong>das</strong>s sie sogar <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten<br />

Menschen <strong>die</strong> notwendige Bedingung des irdischen Wohlstandes sind“ 64 . Die Tugend<br />

62<br />

Anton Koch, Homiletisches Handbuch, Bd. IV (Homiletisches Quellenwerk, 1. Abteilung, 4. Band),<br />

Freiburg 5 1953, 240.<br />

63<br />

Ebd.<br />

64<br />

Anton Koch, Homiletisches Handbuch, Bd. IV (Homiletisches Quellenwerk, 1. Abteilung, 4. Band),<br />

Freiburg 5 1953, 239.

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