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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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der Tapferkeit, weil sie, <strong>die</strong> passive Tapferkeit, oft schwieriger ist als <strong>die</strong> aktive,<br />

weil <strong>das</strong> Ausharren von längerer Dauer ist <strong>und</strong> weil sie länger <strong>die</strong> Gegenwart des<br />

Übels zu ertragen hat 176 .<br />

Die Geduld ist, wie Thomas von Aquin (+ 1274) erklärt, in der Tapferkeit eingeschlossen,<br />

denn was dem Geduldigen zu Eigen ist, nämlich nicht verwirrt zu werden durch<br />

<strong>das</strong> drohende Unheil, <strong>das</strong> besitzt auch der Tapfere, der aber fügt noch ein Weiteres<br />

hinzu, nämlich <strong>das</strong>s er, wenn es sein muss, dem drohenden Übel zu Leibe geht 177 . Das<br />

Standhalten in der Tapferkeit besteht darin, so bemerkt Thomas von Aquin, <strong>das</strong>s wir<br />

mit aller Kraft im Guten beharren, <strong>das</strong>s wir den körperlichen Leiden, <strong>das</strong> über uns hereinbricht,<br />

nicht nachgeben 178 .<br />

Das Eigentliche der Tapferkeit ist nicht der Angriff, auch nicht <strong>das</strong> Selbstvertrauen <strong>und</strong><br />

auch nicht der Zorn, sondern eben <strong>die</strong>ses Standhalten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Geduld 179 . Das ist nicht<br />

deshalb so, weil Geduld <strong>und</strong> Standhalten gr<strong>und</strong>sätzlich besser <strong>und</strong> vollkommener wären<br />

als Angriff <strong>und</strong> Selbstvertrauen, sondern deshalb, weil in unserer konkreten Welt<br />

<strong>das</strong> Standhalten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Geduld <strong>die</strong> einzigen Möglichkeiten des Widerstandes sind <strong>und</strong><br />

sich dann oder darin <strong>die</strong> letzte <strong>und</strong> tiefste Seelenstärke des Menschen zu offenbaren<br />

vermag. Geduldig sind wir, wenn wir uns durch <strong>die</strong> Verw<strong>und</strong>ungen, <strong>die</strong> aus der Verwirklichung<br />

des Guten erwachsen, „nicht <strong>die</strong> Heiterkeit <strong>und</strong> Klarsichtigkeit der Seele<br />

rauben lassen“ 180 . Geduld ist „der strahlende Inbegriff letzter Unverw<strong>und</strong>etheit“ oder,<br />

wie Hildegard von Bingen sagt „<strong>die</strong> Säule, <strong>die</strong> von nichts erweicht wird“ 181 .<br />

Unsere Welt ist so gestaltet <strong>und</strong> so strukturiert, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> letzte Probe der Tapferkeit im<br />

Standhalten besteht <strong>und</strong> <strong>das</strong>s sich <strong>die</strong> äußerste Kraft des Guten in der Ohnmacht erweist.<br />

Hier ist an <strong>das</strong> Jesus-Wort zu erinnern: „Seht, ich sende euch wie Schafe mitten<br />

unter <strong>die</strong> Wölfe“ (Mt 10, 16) 182 .<br />

Im Alten Testament lesen wir: „Weit tapferer als Kriegshelden sind <strong>die</strong> Geduldigen,<br />

<strong>und</strong> tapferer als <strong>die</strong> Eroberer von Städten sind, <strong>die</strong> <strong>das</strong> eigene Gemüt beherrschen“<br />

176<br />

Thomas von Aquin, Summa Theologiae II/II, q. 123, a. 6; vgl. auch Otto Schilling, Moraltheologie,<br />

Freiburg 1922, 125 f.<br />

177<br />

Thomas von Aquin, Quaestio disputata de virtutibus cardinalibus q. 1, a 1, ad 14.<br />

178<br />

Ders., Summa Theologiae II/II, q. 123, a. 6 ad 2.<br />

179<br />

Ebd., a. 6.<br />

180<br />

Josef Pieper, Kleines Lesebuch von den Tugenden des menschlichen Herzens, Stuttgart 1988, 26<br />

bzw. 25 f.<br />

181<br />

Ebd., 26 bzw. 25 f.<br />

182<br />

Joachim Piegsa, Der Mensch – <strong>das</strong> moralische Lebewesen , St. Ottilien 1996, 500 f.

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