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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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54<br />

Der Katechismus der katholischen Lehre des hl. Papstes Pius X. definiert <strong>die</strong><br />

Gerechtigkeit als „<strong>die</strong> Tugend bewirkt, <strong>das</strong>s man einem jeden gibt, was ihm gebührt“<br />

142 . In der Tugend der Gerechtigkeit geht es darum, <strong>das</strong>s wir uns beständig bemühen<br />

<strong>und</strong> den festen Willen haben, nicht nur dem Nächsten <strong>das</strong> zu geben, was ihm<br />

zukommt, was ihm gebührt, sondern auch Gott. Die Tugend der Gerechtigkeit gegenüber<br />

Gott nennen wir auch <strong>die</strong> Tugend der Gottesverehrung. In der Tugend der Gerechtigkeit<br />

gegenüber den Menschen geht es darum, <strong>das</strong>s wir <strong>die</strong> Rechte eines jeden<br />

achten <strong>und</strong> uns bemü-hen, „in den menschlichen Beziehungen jene Harmonie herzustellen,<br />

welche <strong>die</strong> Rechtschaffenheit gegenüber den Personen <strong>und</strong> dem Gemeinwohl<br />

fördert“ 143 .<br />

Die Gerechtigkeit regelt zuerst <strong>und</strong> eigentlich <strong>das</strong> Verhältnis zu den Dingen, den<br />

Gebrauch der Sachgüter <strong>und</strong> <strong>die</strong> Beziehung zum Nächsten in Hinsicht auf <strong>die</strong> Ordnung<br />

der Sachen <strong>und</strong> der Sachgüter, nicht in Hinsicht auf seinen inneren Wert. Nach der<br />

geläufigen Definition ist <strong>die</strong> Gerechtigkeit „der feste <strong>und</strong> beständige Wille, jedem <strong>das</strong><br />

Seine zu geben“ 144 . Das Seine geben <strong>und</strong> <strong>das</strong> Recht geben, meint <strong>das</strong>selbe. Das Recht<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Gerechtigkeit entsprechen einander. Jedem <strong>das</strong> Seine geben, <strong>das</strong> bedeutet keineswegs,<br />

jedem genau <strong>das</strong> Gleiche zu geben. Nur darin, worin einer dem anderen<br />

gleich ist, hat er Anspruch auf <strong>das</strong> Gleiche. Worin er verschieden ist, darin ist dementsprechend<br />

auch <strong>das</strong> Ausmaß seines Rechtsanspruchs verschieden. Immer gilt <strong>die</strong> Entsprechung<br />

von Können <strong>und</strong> Sollen, von Talenten <strong>und</strong> Verantwortung, von Rechten <strong>und</strong><br />

Pflichten. Vollkommene Gleichheit gibt es nur bei der Tauschgerechtigkeit, einer spezifischen<br />

Form der Gerechtigkeit, bei der Gabe <strong>und</strong> Gegengabe sich in <strong>ihre</strong>m Wert<br />

genau entsprechen müssen. In der Gerechtigkeit geht es um den Gleichklang der äußeren<br />

Leistungen, um <strong>die</strong> Ordnung der Sachen <strong>und</strong> Güter, in ihr geht es um <strong>das</strong> Geschuldete.<br />

Anders ist <strong>das</strong> in der Liebe. Sie geht von <strong>ihre</strong>m Wesen her über <strong>die</strong> Gerechtigkeit<br />

hinaus 145 .<br />

Wir unterscheiden <strong>die</strong> Verkehrs- oder Tauschgerechtigkeit, <strong>die</strong> allgemeine oder legale<br />

Gerechtigkeit, <strong>die</strong> austeilende Gerechtigkeit, <strong>die</strong> Gemeinwohlgerechtigkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

strafende Gerechtigkeit. In der Tauschgerechtigkeit geht es, wie gesagt, um <strong>die</strong><br />

Gleichheit von Gabe <strong>und</strong> Gegengabe. Die Tauschgerechtigkeit gebietet, dem anderen<br />

142 Katechismus der katholischen Lehre des hl. Papstes Pius X., Nr. 256.<br />

143 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1807.<br />

144 Thomas von Aquin, Summa Theologiae II/II, q. 58 a. 1.<br />

145 Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 511 f.

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