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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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62<br />

gen den König. Er widerstand ihm <strong>und</strong> seiner Willkür, obwohl viele ihn plagten,<br />

er möge durch <strong>die</strong> Unterwerfung sein Leben zu retten. Auch seine Angehörigen versuchten<br />

ihn von seiner Konsequenz abzubringen, sein Leben mehr zu lieben als <strong>die</strong><br />

Wahrheit. Er zog es jedoch vor zu sterben, weil ihm <strong>das</strong> ewige Heil lieber war als <strong>das</strong><br />

vergängliche Leben. Es wird uns berichtet, <strong>das</strong>s seine Frau ihn im Gefängnis besuchte,<br />

im Tower in London, <strong>und</strong> ihn inständig bat, seine, wie sie sagte, starre Haltung aufzugeben,<br />

nicht so kleinlich zu sein, nicht so fanatisch, nicht so stolz, nicht so besserwisserisch.<br />

Thomas war damals acht<strong>und</strong>fünfzig Jahre alt. Er fragte seine Frau: „Wie<br />

viele Jahre kann ich noch leben?“ Sie gab ihm zur Antwort: „Zwanzig Jahre vielleicht“<br />

<strong>und</strong> er sagte darauf: „Für zwanzig Jahre soll ich mein ewiges Leben in Gefahr bringen?“<br />

Er wurde enthauptet wie John Fisher, im gleichen Jahr 1535, wenige Tage nach<br />

der Enthauptung John Fishers, seines Leidensgenossen. Thomas <strong>für</strong>chtete Gott mehr<br />

als <strong>die</strong> Menschen. Die Gottesfurcht prägte sein Leben. Und er liebte <strong>die</strong> Wahrheit mehr<br />

als <strong>das</strong> Leben. Er wollte lieber <strong>die</strong> Feindschaft der Menschen auf sich ziehen als Unrecht<br />

tun, als sich von Gott abwenden. Das ist gemeint mit der Tugend der Tapferkeit,<br />

da wird <strong>die</strong> Tapferkeit konkret.<br />

Von den Märtyrern sagt Augustinus (+ 430): „Es siegte in ihnen, in den Märtyrern, der<br />

in ihnen lebte“ 160 . Die Tapferkeit aus Glauben, sie hält sich an <strong>das</strong> „Dennoch“, dessen<br />

Bürge der ewige Gott ist. „Dennoch halte ich mich stets an dir fest“, heißt es im 73.<br />

Psalm (Psalm 73, 23). Das Martyrium ist in jedem Fall ein Zeugnis <strong>für</strong> eine Wahrheit,<br />

<strong>die</strong> nicht alle anerkennen, <strong>und</strong> der Märtyrer ist der Zeuge <strong>für</strong> eine Wirklichkeit, <strong>die</strong><br />

unseren Augen verborgen ist 161 .<br />

John Henry Newman (+ 1890) macht darauf aufmerksam, <strong>das</strong>s niemand Märtyrer wird<br />

<strong>für</strong> eine bloße Meinung oder <strong>für</strong> eine Schlussfolgerung, <strong>das</strong>s man Märtyrer werden<br />

kann nur <strong>für</strong> eine existentielle Wahrheit oder Wirklichkeit, <strong>für</strong> eine Wahrheit <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

eine Wirklichkeit, <strong>die</strong> sich unserem Erkennen nicht aufdrängt. Dabei wird man nicht<br />

Märtyrer <strong>für</strong> eine mathematische Wahrheit, so Newman, wohl aber <strong>für</strong> eine Glaubenswahrheit<br />

162 .<br />

160<br />

Augustinus, Sermo 280, 4.<br />

161<br />

John Henry Newman, Über <strong>die</strong> Entwicklung der Glaubenslehre (Ausgewählte Werke, VIII), Mainz<br />

1969, 362.<br />

162<br />

Ders., Predigten (Gesamtausgabe, Bd. XI), Stuttgart 1948 - 1962, 206 - 208; ders., Entwurf einer<br />

Zustimmungslehre (Ausgewählte Werke, VII), Stuttgart 1961, 65.

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