31.08.2013 Aufrufe

die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

60<br />

den Tod bezogen <strong>und</strong> besteht sie letztlich in der Bereitschaft, kämpfend zu sterben.<br />

Das Martyrium ist <strong>die</strong> Wesenswurzel der christlichen Tapferkeit. Leiden um des Leidens<br />

willen ist widersinnig. Der Tapfere nimmt <strong>die</strong> W<strong>und</strong>en in Kauf um höherer Güter<br />

willen. Letztlich geht es dem Tapferen stets um <strong>die</strong> Wahrheit <strong>und</strong> um <strong>die</strong> Gerechtigkeit,<br />

<strong>die</strong> sich nicht Geltung schaffen können in <strong>die</strong>ser Welt ohne den Kampf. Der Tapfere<br />

setzt sich der Gefahr der Verw<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> des Todes aus um der Wahrheit <strong>und</strong><br />

um des Guten willen. Das Wesen der Tapferkeit legt nicht in dem, was der Tapfere auf<br />

sich nimmt, sondern in der Wahrheit <strong>und</strong> in dem Guten <strong>für</strong> <strong>das</strong> sich der Tapfere einsetzt.<br />

Es gibt keine Tugend der Tapferkeit ohne <strong>die</strong> Tugend der Klugheit <strong>und</strong> der Gerechtigkeit.<br />

Die Klugheit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gerechtigkeit gehen der Tapferkeit voraus. Nur, wer<br />

klug ist <strong>und</strong> gerecht, vermag auch tapfer zu sein. Der Tapfere ist sehend, <strong>und</strong> er verfälscht<br />

<strong>die</strong> Wirklichkeit nicht. Jesus spielt auf <strong>die</strong> Kardinaltugend der Tapferkeit an,<br />

wenn er in der Bergpredigt erklärt: „Selig <strong>die</strong> Verfolgung erleiden um der Gerechtigkeit<br />

willen, denn <strong>ihre</strong>r ist <strong>das</strong> Himmelreich“ (Mt 5, 10).<br />

In der Tugend der Tapferkeit überwinden wir <strong>das</strong> Aufbegehren der Affekte gegen Leiden<br />

<strong>und</strong> Tod, zügeln wir <strong>die</strong> Gemütsstimmungen der Furcht <strong>und</strong> des Schreckens, wo<br />

immer sie uns davon abhalten möchten, uns in letzter Konsequenz <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute einzusetzen.<br />

Ein bedeutendes Moment ist dabei der Zorn als Aufbegehren gegen <strong>das</strong> Übel<br />

<strong>und</strong> gegen <strong>die</strong> Ungerechtigkeit 158 . Der Tapfere <strong>für</strong>chtet <strong>die</strong> Verw<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> den Tod,<br />

jedoch nicht so <strong>das</strong>s er sich dadurch abschrecken ließe vom äußersten Einsatz <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Gute. Mehr als Leiden <strong>und</strong> Tod <strong>für</strong>chtet der Tapfere den Verlust des Seelenheils. Seine<br />

Gottesfurcht ist größer als seine Menschenfurcht. Der Einsatz des Lebens setzt voraus,<br />

<strong>das</strong>s man <strong>das</strong> Leben liebt. Diese Liebe ist ein Wesensmoment der Tugend der Tapferkeit<br />

159 .<br />

Die Tapferkeit ist deshalb eine Gr<strong>und</strong>tugend des Christen, weil <strong>das</strong> Gute sich in der<br />

Welt nicht von selbst durchsetzt, weil der naturhafte Mensch <strong>und</strong> <strong>die</strong> Welt dank der<br />

Ursünde gegen Gott stehen. Der Mensch ist auf <strong>das</strong> Gute angelegt, er muss sich jedoch<br />

anstrengen, um sein Leben an ihm auszurichten, um es in seinem Leben zu verwirklichen.<br />

Der Tapfere setzt sich ein, gegebenenfalls setzt er auch sein Leben ein, <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Gute <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Wahre. Das tut er nicht, weil er sein Leben <strong>für</strong> nichts erachtet. Er<br />

<strong>für</strong>chtet sich, <strong>das</strong> Leben zu verlieren, aber er widersteht der Furcht, überwindet sie <strong>und</strong><br />

hält durch. Die Notwendigkeit der Tugend der Tapferkeit <strong>für</strong> den Jünger Christi unter-<br />

158<br />

Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 521 f.<br />

159<br />

Ebd., 522.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!