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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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58<br />

Im Vergleich mit den anderen sittlichen Tugenden offenbart sich <strong>die</strong><br />

Verwirklichung der rechten Vernunft in erster Linie in der Tugend der Gerechtigkeit.<br />

Deshalb tritt in Sünden wider <strong>die</strong> Gerechtigkeit der unrechte Gebrauch der Vernunft<br />

am meisten hervor. Im Einzelnen wird <strong>die</strong> Gerechtigkeit auf zweifache Weise missachtet,<br />

zum einen durch falsche Klugheit, also durch List <strong>und</strong> Taktik, <strong>und</strong> zum anderen<br />

durch den Missbrauch der Macht. Eine spezifische Versuchung der Gerechtigkeit, eine<br />

Versuchung, <strong>die</strong> mehr im Bereich des Affektiven <strong>ihre</strong> Wurzel hat, ist <strong>die</strong> Parteilichkeit.<br />

Im gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Leben wird <strong>die</strong> Gerechtigkeit dann verletzt,<br />

wenn der Einzelne oder eine Gruppe ihr Eigenwohl über <strong>das</strong> Gemeinwohl stellen 153 .<br />

****<br />

Die Tapferkeit, sie gehört von alters her zu den vier „Gr<strong>und</strong>tugenden“. Neben der<br />

Klugheit, der Gerechtigkeit <strong>und</strong> dem besonnenen Maßhalten steht sie an der dritten<br />

Stelle.<br />

Der Katechismus der katholischen Lehre des hl. Papstes Pius X. bestimmt <strong>die</strong> Tapferkeit<br />

als „<strong>die</strong> Tugend, <strong>die</strong> uns jede Schwierigkeit oder Gefahr einschließlich den Tod<br />

ohne Verwegenheit <strong>und</strong> ohne Furcht zum Dienste Gottes <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> Wohl des Nächsten<br />

überwinden lässt“ 154 .<br />

Tapfersein heißt widerstehen, heißt (genauer!) dem Bösen widerstehen, sowohl dem,<br />

<strong>das</strong> in einem selber steckt, wie auch dem Bösen in der Welt. Wer aber nur vom Wagemut<br />

angefeuert <strong>und</strong> getrieben wird, der Draufgänger, der Tollkühne, der Unerschrockene,<br />

der davon überzeugt ist, <strong>das</strong>s ihm nichts passieren kann, er ist im Gr<strong>und</strong>e nicht<br />

tapfer. Dabei ist der Tapfere keineswegs frei von Angst <strong>und</strong> Furcht. Das Furchtbare in<br />

der Welt, in seinen mannigfachen Varianten, er <strong>für</strong>chtet es durchaus <strong>für</strong> sich <strong>und</strong> auch<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> anderen. Er ist nicht blind entschlossen. Aber er wagt es, kühn <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute<br />

einzutreten, <strong>und</strong> zwar um <strong>die</strong>ses Guten willen. Das tut er nicht aus Ehrgeiz, um etwa<br />

mit seiner Tat zu glänzen, auch nicht, um nicht als feige zu gelten, <strong>und</strong> erst recht nicht<br />

aus Tollkühnheit. Wesentlich ist <strong>das</strong> Ziel der Tapferkeit. Ob einer tapfer ist oder als<br />

tapfer gelten kann, <strong>das</strong> hängt davon ab, worauf sich <strong>die</strong> Tapferkeit richtet. Es kommt<br />

darauf an, wo<strong>für</strong> jemand <strong>die</strong> Gefahr, verw<strong>und</strong>et zu werden oder gar zu sterben, auf sich<br />

nimmt? Das ist möglich aus bloßer Verwegenheit oder aus Ehrgeiz, <strong>das</strong> ist aber auch<br />

153 Thomas von Aquin, Summa Theologiae II/II, q. 55, a. 8.<br />

154 Katechismus der katholischen Lehre des hl. Papstes Pius X., Nr. 257.

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