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die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute

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63<br />

Der Tapfere traut sich Großes zu im Kampf <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute. Das tut er allerdings<br />

nicht im Vertrauen auf <strong>die</strong> eigene Kraft, sondern im Vertrauen auf Gottes Gnade. Der<br />

Stolz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vermessenheit sind <strong>die</strong> Feinde der wahren Tapferkeit. Deshalb wird auch<br />

der wirklich Tapfere sich niemals zum Martyrium drängen 163 .<br />

Gestützt wird <strong>die</strong> Tugend der Tapferkeit durch <strong>die</strong> Furcht des Herrn. Diese ist eine der<br />

sieben Gaben des Heiligen Geistes, <strong>und</strong> als solche ist sie eine große Quelle der Kraft.<br />

Sie lehrt den Tapferen vor allem, nicht auf <strong>die</strong> eigene Kraft zu vertrauen, sondern auf<br />

den allmächtigen Gott. In <strong>die</strong>sem Kontext wird <strong>die</strong> Tugend der Tapferkeit gleichfalls<br />

zu einer Gabe des Heiligen Geistes, in der Gestalt des Starkmutes oder der Stärke 164 .<br />

Die Tugenden gehören zusammen. Es kann einer nicht tapfer sein, der wissentlich auf<br />

der Seite des Unrechts kämpft. Die Tapferkeit des Verbrechers ist ein Unbegriff. Wie<br />

man nicht gerecht sein kann, ohne gegebenenfalls auch Tapferkeit zu be-weisen, so<br />

kann man nicht tapfer sein, wenn man auf der Seite des Unrechts steht. Ebenso kann<br />

man jenen nicht tapfer nennen, der ohne Zucht <strong>und</strong> Maß lebt. Ein Tapferer kann nicht<br />

zuchtlos sein <strong>und</strong> ein Zuchtloser kann nicht tapfer sein. Im mittelalterlichen Parzifal -<br />

Epos heißt es: „Niemals hörte ich, <strong>das</strong>s ein Mann wegen zuchtloser Tapferkeit Lob<br />

erfahren hätte“ 165 . Auch gibt es keine Tapferkeit ohne <strong>die</strong> „gerechte Sache“. Entscheidend<br />

ist nicht <strong>die</strong> Verw<strong>und</strong>ung, sondern <strong>die</strong> Sache. Darum sagt Thomas von Aquin:<br />

„Der Mensch setzt sein Leben nicht der Todesgefahr aus, es sei denn um <strong>die</strong> Gerechtigkeit<br />

zu wahren. Darum hängt <strong>das</strong> Lob der Tapferkeit von der Gerechtigkeit ab“.<br />

„Nicht der ist schon tapfer, der sich unbesehen <strong>und</strong> unterschiedslos irgendeiner Gefahr<br />

aussetzt; denn <strong>das</strong> besagt nichts anderes, als <strong>das</strong>s einer alle möglichen Dinge unbesehen<br />

<strong>und</strong> unterschiedslos <strong>für</strong> wertvoller hält als <strong>die</strong> persönliche Unversehrtheit, <strong>die</strong> er<br />

da<strong>für</strong> aufs Spiel setzt. Nicht irgendein Sich-Einsetzen <strong>für</strong> irgendetwas macht <strong>das</strong> Wesen<br />

der Tapferkeit aus, sondern eine Selbsthingabe, <strong>die</strong> der Vernunft, <strong>und</strong> <strong>das</strong> heißt:<br />

dem wahren Wesen <strong>und</strong> Wert der wirklichen Dinge entspricht. Echte Tapferkeit setzt<br />

daher immer eine richtige Einschätzung der Dinge voraus, sowohl derer, <strong>die</strong> man ‚riskiert’,<br />

als auch derer, <strong>die</strong> man durch den Einsatz zu bewahren oder zu gewinnen<br />

163<br />

Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 523 f.<br />

164<br />

Ebd., 524 f.<br />

165<br />

Josef Pieper, Kleines Lesebuch von den Tugenden des menschlichen Herzens, Stuttgart 1988, 29.

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