die kardinaltugenden und ihre bedeutung für das ... - Theologie heute
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Der Tapfere traut sich Großes zu im Kampf <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gute. Das tut er allerdings<br />
nicht im Vertrauen auf <strong>die</strong> eigene Kraft, sondern im Vertrauen auf Gottes Gnade. Der<br />
Stolz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vermessenheit sind <strong>die</strong> Feinde der wahren Tapferkeit. Deshalb wird auch<br />
der wirklich Tapfere sich niemals zum Martyrium drängen 163 .<br />
Gestützt wird <strong>die</strong> Tugend der Tapferkeit durch <strong>die</strong> Furcht des Herrn. Diese ist eine der<br />
sieben Gaben des Heiligen Geistes, <strong>und</strong> als solche ist sie eine große Quelle der Kraft.<br />
Sie lehrt den Tapferen vor allem, nicht auf <strong>die</strong> eigene Kraft zu vertrauen, sondern auf<br />
den allmächtigen Gott. In <strong>die</strong>sem Kontext wird <strong>die</strong> Tugend der Tapferkeit gleichfalls<br />
zu einer Gabe des Heiligen Geistes, in der Gestalt des Starkmutes oder der Stärke 164 .<br />
Die Tugenden gehören zusammen. Es kann einer nicht tapfer sein, der wissentlich auf<br />
der Seite des Unrechts kämpft. Die Tapferkeit des Verbrechers ist ein Unbegriff. Wie<br />
man nicht gerecht sein kann, ohne gegebenenfalls auch Tapferkeit zu be-weisen, so<br />
kann man nicht tapfer sein, wenn man auf der Seite des Unrechts steht. Ebenso kann<br />
man jenen nicht tapfer nennen, der ohne Zucht <strong>und</strong> Maß lebt. Ein Tapferer kann nicht<br />
zuchtlos sein <strong>und</strong> ein Zuchtloser kann nicht tapfer sein. Im mittelalterlichen Parzifal -<br />
Epos heißt es: „Niemals hörte ich, <strong>das</strong>s ein Mann wegen zuchtloser Tapferkeit Lob<br />
erfahren hätte“ 165 . Auch gibt es keine Tapferkeit ohne <strong>die</strong> „gerechte Sache“. Entscheidend<br />
ist nicht <strong>die</strong> Verw<strong>und</strong>ung, sondern <strong>die</strong> Sache. Darum sagt Thomas von Aquin:<br />
„Der Mensch setzt sein Leben nicht der Todesgefahr aus, es sei denn um <strong>die</strong> Gerechtigkeit<br />
zu wahren. Darum hängt <strong>das</strong> Lob der Tapferkeit von der Gerechtigkeit ab“.<br />
„Nicht der ist schon tapfer, der sich unbesehen <strong>und</strong> unterschiedslos irgendeiner Gefahr<br />
aussetzt; denn <strong>das</strong> besagt nichts anderes, als <strong>das</strong>s einer alle möglichen Dinge unbesehen<br />
<strong>und</strong> unterschiedslos <strong>für</strong> wertvoller hält als <strong>die</strong> persönliche Unversehrtheit, <strong>die</strong> er<br />
da<strong>für</strong> aufs Spiel setzt. Nicht irgendein Sich-Einsetzen <strong>für</strong> irgendetwas macht <strong>das</strong> Wesen<br />
der Tapferkeit aus, sondern eine Selbsthingabe, <strong>die</strong> der Vernunft, <strong>und</strong> <strong>das</strong> heißt:<br />
dem wahren Wesen <strong>und</strong> Wert der wirklichen Dinge entspricht. Echte Tapferkeit setzt<br />
daher immer eine richtige Einschätzung der Dinge voraus, sowohl derer, <strong>die</strong> man ‚riskiert’,<br />
als auch derer, <strong>die</strong> man durch den Einsatz zu bewahren oder zu gewinnen<br />
163<br />
Bernhard Häring, Das Gesetz Christi, Freiburg 1957, 523 f.<br />
164<br />
Ebd., 524 f.<br />
165<br />
Josef Pieper, Kleines Lesebuch von den Tugenden des menschlichen Herzens, Stuttgart 1988, 29.