PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
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2. Theoretische Grundlagen – Teil I<br />
Der Wirkungsraum der Familie ist primär gekennzeichnet durch den Personenkreis der unmittelbaren<br />
Familienmitglieder einer Person (vgl. Schulze, 2010, S. 137). Sekundär können hierzu aber auch weitere<br />
unmittelbare Verwandte zählen (vgl. ebd.). In diesem Zusammenhang sind auch Familienkonstellationen<br />
zu berücksichtigen, die nicht dem klassischen Familienmodell der Kernfamilie entsprechen, wie<br />
beispielsweise Stieffamilien (vgl. ebd.). Insgesamt umfasst der familiale Wirkungsraum die sozio-<br />
strukturellen Daten der beteiligten Familienmitglieder, deren Wirkfaktoren, Beziehungen und Bindungen<br />
relevant für das im Zentrum der Person-Umfeld-Analyse stehende Individuum sind (vgl. ebd.).<br />
Der Wirkungsraum der Arbeit/Ausbildung sowie deren Inhalte und zeitliche Dimensionen sind<br />
insbesondere für die Lebensgestaltung einer Person bedeutend und nehmen darüber hinaus eine<br />
zentrale Stellung für die Gestaltung von Kontakten sowie Kommunikationsprozessen ein (vgl. ebd.).<br />
Der Wirkungsraum der Peergroup besteht aus Beziehungen zu gleich gesinnten Altersgenossen sowie<br />
Freunden und bietet Halt, Orientierung und Kontakte, die für die Herausbildung von Haltungen und<br />
Perspektiven entscheidend sind (vgl. ebd.). Nach Schulze (vgl. ebd.) haben Personen, die sozial gut<br />
integriert sind, in der Regel eine positive Einstellung zur Gesellschaft, während sich sozial schlecht<br />
integrierte Personen häufig innerlich Zurückziehen, bis hin zur freiwilligen Isolation, wodurch eine<br />
aktive Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft im Sinne der Partizipation gefährdet werden kann.<br />
Der alternative Wirkungsraum beinhaltet die Interessen sowie Freizeitbeschäftigungen einer Person<br />
(vgl. ebd.). Weil die Aktivitäten in diesem Wirkungsraum hauptsächlich als attraktiv empfunden<br />
werden, ist dieser in der Regel durch einen hohen Aufforderungscharakter, d.h. eine hohe positive<br />
Valenz, gekennzeichnet (vgl. Schulze, 2008, S. 185; Schulze, 2003, S. 207). Nach Schulze (vgl. ebd.)<br />
gilt es, diese attraktiven Elemente zu analysieren, um daraus die Bedürfnisse und Motivationen der<br />
zentralen Person abzuleiten.<br />
Die Ebene der Epoche/Gesellschaft soll gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, Tendenzen und<br />
Erwartungen darstellen, die als gesellschaftlich bedingte Faktoren direkt oder indirekt über die vier<br />
Wirkungsräume auf die Person einwirken (vgl. ebd.).<br />
Die Ebene der Umwelt/situativen Bedingungen umfasst die konkreten spezifischen physischen<br />
(materiellen, räumlichen, zeitlichen etc.) sowie die individuellen psychischen Gegebenheiten der<br />
zentralen Person (vgl. ebd.). An den psychischen Gegebenheit sind stets andere Personen aus dem<br />
Lebensraum beteiligt, die mittelbar und unmittelbar auf das Individuum einwirken (vgl. ebd.).<br />
Alle vier Wirkungsräume sowie die Epoche/Gesellschaft und die Umwelt/situativen Bedingungen, sind<br />
Bereiche, von denen (Feld-)Kräfte ausgehen und die in dynamischen Wechselbeziehungen zueinander<br />
sowie zur zentralen Person existieren (vgl. Schulze, 2003, S. 207-208). Im Spannungsverhältnis dieser<br />
Kräfte bestehen sogenannte „polare Gegensatzeinheiten“ von Bildungs- vs. Ablösungsprozessen sowie<br />
Attraktionen und Aversionen, die sich im Idealfall im Fließgleichgewicht miteinander und mit der<br />
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