PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
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3. Empirie – Teil II<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die sehr starke persönliche Identifikation von W.D.<br />
mit seinen Aufgaben sowie Verpflichtungen sowie die jetzige Verhinderung ihrer Ausführung,<br />
Auswirkungen auf alle Wirkungsräume seines Lebens haben und sein biopsychosoziales Kernproblem<br />
katalysieren. Dieses Kernproblem ergibt sich aus den Wechselbeziehungen zwischen den vom<br />
Schlaganfall bewirkten Einschränkungen seiner körperlichen Funktionsfähigkeit (bio), der dadurch<br />
bedingten verminderten Aktivität innerhalb der vier Wirkungsräume, die zum Verlust seiner sozialen<br />
Rolle und zur Reduzierung seiner gesellschaftlichen Partizipation führen (sozial), sowie den daraus<br />
resultierenden Minderwertigkeitsgefühlen, die auf Empfindungen der eigenen Nutzlosigkeit zurückzu-<br />
führen sind und seine insgesamt niedergeschlagene Stimmung erzeugen (psycho).<br />
Das Gefühl der Nutzlosigkeit wird zudem möglicherweise im Kontext einer sogenannten<br />
„Leistungsgesellschaft“ zusätzlich negativ beeinflusst, wodurch die niedergeschlagene Stimmung<br />
verstärkt wird. Darüber hinaus sind in diesem Zusammenhang auch die Umweltbeding-<br />
ungen/situativen Bedingungen der stationären Rehabilitation von W.D. zu berücksichtigen, da der<br />
Aufenthalt in einem klinischen Sozialraum bei ihm durch ein Gefühl der Deprivation sowie einen<br />
zeitlich stark strukturierten Therapieplan gekennzeichnet war, der nur wenig Möglichkeiten für<br />
reflexive und kompensierende Gespräche bot.<br />
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