PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
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3. Empirie – Teil II<br />
(vgl. 2007, S. 33) Handlungsmöglichkeiten und Normen der in sie eingebetteten Individuen oder<br />
Gruppen, kanalisieren den Zugang zu Ressourcen und prägen das Verhalten der Akteure.<br />
Im Alter sind soziale Beziehungen und soziale Netzwerke in unserer Gesellschaft von besonderer<br />
Bedeutung, da diese im Falle der Hilfs- beziehungsweise Pflegebedürftigkeit unterstützend wirken (vgl.<br />
Backes & Clemens, 2008, S. 74). Diesbezüglich wird davon ausgegangen, dass sie dazu beitragen,<br />
Belastungen zu vermeiden, gesundheitsschädigenden Stress und Stressfolgen zu verringern, eingetretene<br />
Krisen und Krankheiten zu bewältigen sowie langfristig andauernde Beeinträchtigungen von<br />
Wohlbefinden und Gesundheit zu überwinden oder dauerhaft damit leben zu lernen (vgl. Nestmann,<br />
1999, S. 98). Daneben vermitteln Freundschaftsbeziehungen vorrangig soziale Anerkennung und helfen<br />
dabei, Emotionen auszutauschen sowie die Freizeit zu gestalten, während Nachbarn vor allem für Hilfen<br />
und den Austausch im häuslichen Bereich notwendig sind (vgl. Backes und Clemens, 2008, S. 75).<br />
Das Funktionieren der außerfamilialen sozialen Beziehungen und sozialen Netzwerke ist im Alter von<br />
der Möglichkeit abhängig, wie gut diese aufrecht erhalten werden können (vgl. ebd., S. 74). Für die<br />
Aufrechterhaltung der strukturellen und qualitativen Charakteristika des sozialen Netzwerkes ist neben<br />
dem Alter einer Person, auch ihre Netzwerkorientierung (z.B. Geschlechtszugehörigkeit) sowie die<br />
Netzwerkoffenheit ihrer Lebenssituation (z.B. sozioökonomische Lage, soziale Rolle, Lebensort)<br />
entscheidend (vgl. Nestmann, 1999, S. 104). Mit einem Verlust der sozialen Beziehungen, z.B. durch<br />
den Tod von Freunden, verringert sich die Unterstützungsquellen und Hilfequellen des Alltags,<br />
wodurch die Gefahr von Krisen zunimmt (vgl. ebd., S. 100). Eine Reduzierung der außerfamilialen<br />
Kontakte kann allerdings durch die sozialen Beziehungen zu den Kindern, den Enkeln und den<br />
Urenkeln kompensiert werden (vgl. ebd.).<br />
W.D. hatte in der Vergangenheit einen festen Freundeskreis, der sich aus bekannten Ehepaaren der<br />
Umgebung zusammensetzte. Gemeinsam mit seiner Ehefrau pflegte er diese Kontakte durch regelmäßige<br />
und wiederholte Interaktionen in Form von Geburtstagsfeiern. Zudem waren seine außerfamilialen<br />
Beziehungen durch gegenseitige Unterstützung und Nachbarschaftshilfen gekennzeichnet. Diese<br />
Beziehungen veränderten sich für W.D. im Laufe der Zeit vor allem durch den Tod der befreundeten<br />
männlichen Ehepartner, sodass er in den letzten Jahren der einzig übrige Mann in seinem Freundeskreis<br />
war. In diesem Zusammenhang erwähnt W.D., dass er seine männlichen Kontakte vermisst, was<br />
vermutlich mit Einschränkungen in der Freizeitgestaltung und des emotionalen Austausches verbunden ist.<br />
Aufgrund seiner geschlechtsspezifischen Netzwerkorientierung, bei der Männer mit Männern und<br />
Frauen mit Frauen befreundet sind, vermeidet er den freundschaftlichen Kontakt zu den<br />
hinterbliebenen Witwen der verstorbenen Ehemänner. Begründet werden kann diese geschlechts-<br />
spezifische Netzwerkorientierung wahrscheinlich mit den geschlechtsspezifischen Interessen von<br />
Männern und Frauen, die gesellschaftlich stark durch die sozialen Geschlechterrollen zugeschrieben<br />
werden. Diese Zuschreibung wies W.D. vor seinem Schlaganfall im Freundes- und Bekanntenkreis die<br />
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