19.09.2013 Aufrufe

PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger

PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger

PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5. Gesamtfazit und Ausblick<br />

5. Gesamtfazit und Ausblick<br />

Ausgehend vom biopsychosozialen Modell wurde in der vorliegenden Arbeit eine ICF-bezogene<br />

Person-Umfeld-Analyse nach Schulze mit einem 77-Jährigen Hirninfarkt-Rehabilitanden durch-<br />

geführt. Bei dieser Analyse wurde das Interaktionsmodell zum Identitätskonzept von Frey integriert.<br />

Als Ergebnis konnte die individuelle Lebenssituation des Falls W.D. umfassend dargestellt werden.<br />

Diese ist durch eine starke Bindung an den familialen Wirkungsraum sowie eine Ablösung vom<br />

Wirkungsraum der Freundschaften (Peergroup), alternativen Wirkungsraum (Freizeit) und Wirkungs-<br />

raum der Tätigkeiten (Nicht-Freizeit) gekennzeichnet. Die Ablösungsprozesse sind auf die über-<br />

wiegend negativen Valenzen in diesen drei Wirkungsräumen zurückzuführen. Die negativen Valenzen<br />

sind wiederum hauptsächlich durch die Folgen des Schlaganfalls bedingt und beeinflussen sich<br />

wechselseitig innerhalb sowie zwischen den Wirkungsräumen. Dies führt insgesamt zum biopsycho-<br />

sozialen Kernproblem von W.D., der aufgrund seiner eingeschränkten körperlichen Funktionsfähigkeit<br />

(bio), weniger aktiv in seinen vier Wirkungsräumen partizipieren kann (sozial) und dadurch<br />

Minderwertigkeits- und Selbstwirksamkeitsprobleme entwickelt (psycho). Dieses Kernproblem sowie<br />

die aktuelle und neue Lebenssituation von W.D. hat Auswirkungen auf sein Identitätskonzept.<br />

Insbesondere die Diskontinuität seines Identitätskonzeptes, die sich aus der Differenz zwischen seinem<br />

prämorbiden und postmorbiden Selbstbild ergibt, bedingt Inkongruenzen zwischen seinem sozialen<br />

und privaten Selbst und führt letztlich zu Identitätsproblemen.<br />

Der Einbezug des gesellschaftlichen Kontextes der aktuellen Lebenssituation von W.D., erweitert das<br />

Fallverstehen um die soziologische Perspektive. Diese verdeutlicht, dass die vier Wirkungsräume von<br />

W.D. von sozialen Strukturen sowie Prozessen beeinflusst werden und somit seine aktuelle Lebenssituation<br />

mitbestimmen. Auch seine situativen Bedingungen in der Phase C und D der neurologischen Rehabilitation<br />

und der damit verbundene Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik haben vermutlich Einfluss auf seine<br />

aktuelle Lebenssituation, insbesondere auf sein gegenwärtiges psychisches Befinden.<br />

Zu berücksichtigen ist, dass die Ergebnisse der Analyse der vorliegenden Arbeit auf die aktuelle<br />

Lebenssituation eines 77-Jährigen Hirninfarkt-Rehabilitanden zu diesem Zeitpunkt seiner neurologischen<br />

stationären Rehabilitation (Phase C und D) beschränkt sind. Damit konnten Valenzen, die sich erst nach<br />

der Rückkehr in sein häusliches Umfeld und gewohnten Sozialraum ergeben, nicht erfasst werden.<br />

Diesbezüglich könnten weitere Person-Umfeld-Analysen von W.D. neue Erkenntnisse und zusätzliche<br />

Ressourcen sowie Barrieren in seinem Lebensraum nachweisen. In diesem Zusammenhang könnten<br />

kontrastierende Vergleiche zwischen den verschiedenen Analysezeitpunkten, Entwicklungen im Lebens-<br />

und Krankheitsverlauf von W.D. aufzeigen, die eine mögliche Vorhersage zukünftiger Konflikte und<br />

damit die Ableitung von präventiven Interventionsmaßnahmen ermöglichen.<br />

56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!