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PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger

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2. Theoretische Grundlagen – Teil I<br />

Die Inkonsistenz bezeichnet dann, laut Frey (vgl. 1983, S. 59), das Problem der Diskrepanz zwischen<br />

den verschiedenen Ebenen und Bereichen des Selbst, das bei unterschiedlichen Inhalten, die sich aus<br />

z.T. unterschiedlichen Erfahrungsquellen an das Selbst richten, entstehen kann. Das Individuum muss<br />

dann zwischen verschiedenen Erwartungen wählen und Prioritäten setzen, wobei Kontinuität und<br />

Konsistenz gegeneinander abgewogen werden (vgl. Cloerkes, 2000, S. 109). An die Person wird damit<br />

die ständige Anforderung gestellt, die Kontinuität ihrer privaten Selbst-Erfahrung zu sichern und die<br />

Inkonsistenz zwischen sozialer und privater Selbst-Erfahrung auszugleichen bzw. erträglich zu halten<br />

(vgl. Frey, 1983, S. 71).<br />

Während Kontinuität und Konsistenz die Behandlung von Umweltinformationen lediglich im Hinblick<br />

auf Bestätigung und Nichtbestätigung betreffen, unterscheidet das Individuum darüber hinaus auch<br />

zwischen angenehmen und unangenehmen Informationen (vgl. Cloerkes, 2000, S. 109). Ausgehend<br />

davon führt Frey (vgl. 1983, S. 73) das hedonistische Prinzip von Kaplan (vgl. 1975, S. 10) als<br />

Handlungspostulat ein, dass von Cloerkes (2000, S. 109) sinngemäß wie folgt übersetzt wurde:<br />

„Menschen bemühen sich, positive Selbsterfahrungen zu maximieren und negative Selbsterfahrungen<br />

zu minimieren.“ Frey (vgl. 1983, S. 72-74) beschreibt dies als Interesse an positiver Selbsterfahrung,<br />

wonach Personen versuchen, bedrohende Inkongruenzen, d. h. negative Selbsterfahrungen, abzubauen<br />

oder zu ändern und angenehme Inkongruenzen, d. h. positive Selbsterfahrungen, zu bestätigen bzw.<br />

aufrechtzuerhalten (vgl. ebd., S. 74). Aus diesem Handlungspostulat leitet Frey (vgl. ebd., S. 75-79)<br />

Identitätsstrategien ab, die sich seiner Ansicht nach auf zwei verschiedenen Ebenen, nämlich auf der<br />

kognitiven Ebene und der Handlungsebene, lokalisieren.<br />

„Auf der kognitiven Ebene wird das Individuum versuchen, die Widersprüche und Diskrepanzen auf<br />

ein erträgliches Ausmaß zu reduzieren.“ (vgl. ebd., S. 75). Diesbezüglich führt Frey (vgl. ebd.) vor<br />

allem Arbeiten zur kognitiven Dissonanz von Festinger (vgl. 1957), Feldmann (vgl. 1966) und<br />

Abelson et al. (vgl. 1968) sowie zur Lösung kognitiver Konflikte von Berlyne (vgl. 1960; 1965) an, in<br />

denen thematisiert wird, mit welchen Möglichkeiten der Anpassung, Verzerrung, Assimilation,<br />

Gewichtung, selektiver Informationssuche usw., Identitätsproblemen auf kognitiver Ebene entgegen-<br />

gewirkt werden kann (vgl. Frey, 1983, S. 75). D. h., unangenehme Informationen können zum Beispiel<br />

selektiv bzw. verzerrt wahrgenommen, heruntergespielt, übersehen oder auch durch eine höhere<br />

Bewertung von positiven Informationen entwertet werden, womit eine Veränderung des Sozialen<br />

Selbst vermieden wird (vgl. Cloerkes, 2000, S. 109). Dadurch ist es möglich, ein positives Soziales<br />

Selbst trotz der Zuschreibung eines negativen Status zu bewahren (vgl. ebd.).<br />

Auf der Handlungsebene kann das Individuum versuchen, die soziale Umwelt durch entsprechende<br />

Selbstdarstellung davon zu überzeugen, dass das Bild, welches die anderen haben, nicht stimmt (vgl.<br />

Frey, 1983, S. 76). D. h., die Person kann das Fremdbild durch Handlungen und Argumente korrigieren,<br />

wie beispielsweise mit dem Anzweifeln der Glaubwürdigkeit der Kritiker, der Kompensation von<br />

Mängeln durch besondere Leistungen sowie einer stärkeren Betonung anderer Qualitäten, dem<br />

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