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PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger

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2. Theoretische Grundlagen – Teil I<br />

2.1 Biopsychosoziales Modell<br />

2. Theoretische Grundlagen – Teil I<br />

Die vorliegende Arbeit ist am biopsychosozialen Modell orientiert und damit an einem Paradigma,<br />

welches nach Jungnitsch (vgl. 2009, S. 33-34) die biologischen, psychologischen sowie sozialen<br />

Bedingungen in kontinuierlich ändernden Wechselbeziehungen versteht. Begründet wurde diese<br />

Sichtweise nach dem zweiten Weltkrieg von dem deutschen Mediziner Thure von Uexküll als Kritik<br />

an einem ausschließlich bio<strong>med</strong>izinischen oder psychoanalytischen Verständnis von Krankheit (vgl.<br />

Brätigam, Christian & Rad, 1997, S. 73). Uexkülls Einwand richtete sich demnach sowohl gegen eine<br />

fast völlig seelenlose Körper<strong>med</strong>izin, als auch gegen eine weitgehend körperlose Seelen<strong>med</strong>izin (vgl.<br />

ebd.). Ausgehend von einer Ablehnung dieser „Leib-Seele-Trennung“ entwickelte er nach dem<br />

Konzept der Systemtheorie ein Modell, das die Beziehungen zwischen (1.) Organismus und Umwelt<br />

sowie (2.) biologischen, psychischen und sozialen Vorgängen berücksichtigte (vgl. ebd.). Die<br />

Bezeichnung „Biopsychosoziales Modell“ wurde allerdings erst später durch den amerikanischen<br />

Medizintheoretiker George L. Engel in seinen 1977 und 1980 publizierten Artikeln „The Need for a<br />

New Medical Model: A Challenge for Bio<strong>med</strong>icine“ (vgl. Engel, 1977, S. 129-136) sowie „The<br />

Clinical Application of the Biopsychosocial Model“ (vgl. Engel, 1980, S. 535-544) geprägt.<br />

Inhaltlich ist dieses Modell nach Lindau et al. (vgl. 2003, S. 4) durch die folgenden vier Kernaussagen<br />

gekennzeichnet:<br />

1. Es orientiert sich mehr an Gesundheit als an Krankheit und versucht somit die positiven<br />

Aspekte zu bekräftigen.<br />

2. Es hat eine analytische Kapazität für Gesundheits- und Krankheitsergebnisse, welche über die<br />

Ergebnisse der körperlichen Untersuchung hinausgehen.<br />

3. Es betrachtet die Gesundheit für jeden Menschen individuell und legt Wert auf die<br />

biophysiologischen, die psychokognitiven und die sozialen Komponenten.<br />

4. Es sieht das Leben als dynamischen Prozess und verbindet Gesundheitsänderungen mit<br />

Änderungen der Lebenssituation.<br />

Darüber hinaus werden Gesundheit und Krankheit im biopsychosozialen Modell nicht als dichotome<br />

Entitäten betrachtet, sondern als Endpunkte eines Kontinuums, in dem der Auftretenszeitpunkt, die<br />

Chronizität und die Auswirkungen auf das Funktionieren im Alltag relevant für die Krankheits-<br />

belastung sind (vgl. Koll, Scholz & Rieckmann, 2005, S. 19). Des Weiteren ist die Unterscheidung<br />

nach einem gesunden oder kranken Zustand vom subjektiven Befinden der betroffenen Person sowie<br />

von sozialen und moralischen Werten und Normen abhängig (vgl. ebd.).<br />

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