PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
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3. Empirie – Teil II<br />
bisschen nebeneinander her, kann man nicht sagen, aber nur auf losen Kontakt<br />
beschränkt.“ (W.D., Z. 393-402)<br />
Während des Interviews vergleicht W.D. sich mit seinem Bruder und äußert, dass er ihn beneidet, weil<br />
er mit 88 Jahren noch Auto fahren kann (vgl. W.D., Z. 474). Vermutlich vergleicht sich W.D. mit<br />
seinem Bruder und beneidet ihn, weil er wissen möchte, warum ausgerechnet er einen Schlaganfall<br />
erlitten hat und nicht sein älterer Bruder. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass W.D. in Phase 2<br />
der Krankheitsverarbeitung ist, in der der Rehabilitand nach einem Schuldigen seiner Situation sucht.<br />
Die Beziehungen unter Geschwistern (d7602) werden in der ICF unter die Familienbeziehungen (d760)<br />
geordnet, die zu den besonderen interpersonellen Beziehungen (d730-d779) zählen und im Kapitel der<br />
interpersonellen Interaktionen und Beziehungen unter die Komponente der Aktivitäten und Partizipation<br />
klassifiziert sind. Es bleibt allerdings vorerst offen, ob die Beziehung und die Vergleiche zwischen W.D.<br />
und seinem Bruder förderlich oder hinderlich sind. Aus diesem Grund kann das Verhältnis zum Bruder<br />
ebenfalls nicht eindeutig mit einer positiven oder negativen Valenz belegt werden.<br />
+/- d7602 Beziehungen zu Geschwistern (älterer Bruder)<br />
3.4.2 Wirkungsraum der Tätigkeiten (Nicht-Freizeit)<br />
W.D. ist Rentner und gibt an, keinen Beruf oder Nebenberuf auszuführen sowie keine besonderen<br />
Aufgaben beziehungsweise Tätigkeiten zu haben, die bewältigt werden müssten (vgl. W.D., Z. 20).<br />
Auf die Frage, welche Alltagsaufgaben er hatte bzw. hat, antwortet er:<br />
„Ach, das sind wirklich alltägliche Aufgaben, denn es ist nichts Besonderes darunter. Das<br />
tägliche Einkaufen, was man so für den Haushalt braucht, was ums Haus herum passiert<br />
und familiäre Angelegenheiten halt, aber nichts, sagen wir mal, was in die Richtung geht,<br />
von wegen Beruf oder Nebenberuf. Das hab‘ ich alles nicht.“ (W.D., Z. 17-20)<br />
Eine Analyse des beruflichen Lebensbereiches von W.D., ist aus diesem Grund irrelevant.<br />
Festgehalten werden kann allerdings, dass W.D. aufgrund seiner früheren Berufstätigkeit höchstwahr-<br />
scheinlich ein gesichertes Ruhegehalt in Anspruch nimmt.<br />
Nach der ICF (vgl. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, 2005, S. 120)<br />
wird die wirtschaftliche Eigenständigkeit (d870) unter die Komponente der Aktivitäten und<br />
Partizipation gefasst und hier unter das wirtschaftliche Leben (d860-d879) klassifiziert, welches zu<br />
den bedeutenden Lebensbereichen (ICF Kapitel 8) geordnet ist. Da W.D. als ehemaliger Bankan-<br />
gestellter Rente bezieht, ist davon auszugehen, dass die wirtschaftliche Eigenständigkeit von W.D.<br />
gesichert ist und mit einer positiven Valenz belegt werden kann.<br />
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