PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
PUA - Prof. Dr. med. Andreas Zieger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Theoretische Grundlagen – Teil I<br />
zentralen Person befinden (vgl. ebd., S. 208). Ist dies nicht so, können Barrieren und Konflikte entstehen.<br />
In der Feldtheorie sind Barrieren Hindernisse, die eine Person vom erwünschten Ziel trennen und<br />
Konflikte entgegengesetzt gerichtete, etwa gleich starke Feldkräfte, die gleichzeitig auf das Individuum<br />
einwirken (vgl. Schulze, 2008, S. 179). Nach Lewin (vgl. 1963, S. 293-300) und in Anlehnung an<br />
Schulze (vgl. 2008, S. 179) können folgende Konfliktsituationen differenziert werden:<br />
1. Appetenz-Appetenz-Konflikt: In einer Entscheidungssituation wirken in Bezug auf zwei<br />
mögliche Ziele jeweils zwei positive Valenzen von annähernd gleicher Stärke, die sich<br />
gegenseitig ausschließen.<br />
2. Aversions-Aversions-Konflikt: In einer Entscheidungssituation wirken in Bezug auf zwei<br />
mögliche Ziele jeweils zwei negative Valenzen von annähernd gleicher Stärke, die sich<br />
gegenseitig ausschließen.<br />
3. Appetenz-Aversions-Konflikt: In einer Entscheidungssituation wirken in Bezug auf zwei<br />
mögliche Ziele jeweils eine positive und eine negative Valenzen von annähernd gleicher<br />
Stärke, die sich gegenseitig ausschließen.<br />
Darüber hinaus unterscheidet Schulze (vgl. ebd.) in Bezugnahme auf Miller (vgl. 1944. S. 431-456)<br />
den doppelten Appetenz-Aversions-Konflikt, bei dem während einer Entscheidungssituation in Bezug<br />
auf zwei Ziele jeweils positive, als auch negative Valenzen von annähernd gleicher Stärke wirken, die<br />
sich gegenseitig ausschließen.<br />
2.4 Interaktionsmodell zum Identitätskonzept von Hans-Peter Frey<br />
Das Interaktionsmodell zum Identitätskonzept von Frey (vgl. 1983, S. 43-83), „das ursprünglich zur<br />
Untersuchung der Identität jugendlicher Straftäter konzipiert wurde“ (Cloerkes, 2000, S. 107), aber<br />
gegenwärtig auch bei Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Beeinträchtigung<br />
angewendet wird (vgl. ebd., S. 109), ist in erster Linie ein Handlungsmodell, in dessen Mittelpunkt die<br />
Verarbeitung von Fremdwahrnehmungen steht (vgl. ebd., S. 108). Neben einer interaktionistischen<br />
Sichtweise (vgl. ebd.), nach der eine Person durch die in der Öffentlichkeit der sozialen Umwelt<br />
ablaufenden Zuschreibungen von Merkmalen in einem sozialen System verortet wird (vgl. Frey, 1983,<br />
S. 43), berücksichtigt dieses Modell ebenso die innerpsychischen Prozesse im Individuum (vgl.<br />
Cloerkes, 2000, S. 108). Ausgehend von diesen beiden Perspektiven kann Freys Modell anschluss-<br />
fähig in die Person-Umfeld-Analyse integriert werden.<br />
Während der externe Aspekt vor allem auf den Status sowie den damit zusammenhängenden<br />
normativen und probabilistischen Rollenerwartungen einer Person bezogen ist, wird der interne<br />
Aspekt als reflexiver Prozess aufgefasst, bei dem ein Soziales Selbst und ein Privates Selbst<br />
unterschieden werden (vgl. Frey, 1983, S. 43-55). „Das Soziale Selbst bezeichnet die interne Ebene<br />
10